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Baufinanzierung - Sparda Hessen: Qualität statt Quantität

Sechs Jahre nach der Fusion der damaligen Sparda-Banken Frankfurt und Kassel im Jahr 2004 zieht Jürgen Weber, der Vorstandsvorsitzende der Sparda-Bank Hessen, Bilanz: "Die Fusion hat sich gelohnt." Gleichwohl zeigen sich die Spuren des Zusammenschlusses noch immer in der Bilanz. Denn nach dem Abschmelzen des ganz Sparda-untypischen Firmenkreditbestands, den die Kasseler damals mit eingebracht hatten, ist das Geschäft stark passivlastig, die Ausleihquote beträgt nur rund 40 Prozent. Selbst im Jahr 2009, dem im Hinblick auf das Baufinanzierungsgeschäft besten Jahr seit 2004, reichte das Neugeschäft von 362 Millionen Euro nicht aus, um den Bestandsrückgang zu kompensieren.

Doch damit, so Weber, war die Talsohle dann auch durchschritten. Von nun an rechnen die Frankfurter wieder mit steigenden Kerditbeständen. 2010 konnte mit einem Baufinanzierungs-Neugeschäft von 321 Millionen Euro (Ratenkredite vermittelt die Bank an die Team-Bank) der Bestand erstmals wieder gesteigert werden, und zwar um fünf Millionen auf 2,105 Milliarden Euro.

Dass das Firmenkreditgeschäft nur vergleichsweise langsam durch Baufinanzierungen ersetzt wird, hängt nicht zuletzt mit der Politik des Hauses zusammen, Mitgliedschaft und Girokontobeziehung in den Vordergrund zu stellen. So sei man bei Interhyp die einzige Bank, die ein Girokonto beim Anbieter zur Bedingung mache, so Vorstandsmitglied Thomas Werner. Davon will die Bank auch nicht abrücken. Denn nur so könne man eventuell auftretende Zahlungsschwierigkeiten frühzeitig am Konto erkennen und entsprechend reagieren.

Dass man mit den strikten Bedingungen auch Potenzial verschenkt, dessen ist sich die Bank bewusst. Doch das Ziel des lebenslangen Begleitens soll auch bei den hart umkämpften Baufinanzierungen hochgehalten werden. Schnäppchenjäger, die die Baufinanzierung hier, das Tagesgeld dort und Girokonto und Depot wieder bei anderen Anbietern führen, gehören nicht zur Kernzielgruppe. Denn bei diesen Kunden komme man über die Baufinanzierung schwerlich in eine Mehr-Produkt-Nutzung

hinein. Hier setzt die Bank lieber auf Qualität statt auf Quantität. Als Ankerprodukt werde die Baufinanzierung überschätzt, so Thomas Werner.

Das Geschäft mit Interhyp gedeiht übrigens trotz der strikten Vorgaben, die vom Partner anfangs als nicht vermittelbar bewertet wurden. Statt der als Zielgröße angepeilten 15 Berater vermittelten 2010 bereits 51 Berater Geschäft an die Sparda-Bank Hessen. sb

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