Blickpunkte

Konsumentenkredit - Sparkassen kommen zu spät

Es war eine schwere Geburt. Anfang Oktober war es dann aber soweit: Die Readybank AG verkauft das Geschäft mit Autofinanzierungen und von den Sparkassen vermittelten Konsumentenkrediten - zusammen ein Volumen von rund 700 Millionen Euro - an die S-Kreditpartner GmbH (SKP). Die Tochter von Landesbank Berlin und Deutscher Leasing, war am 1. Juni dieses Jahres als neuer Verbundpartner für das Auto- und Konsumentenkreditgeschäft in der Sparkassen-Finanzgruppe an den Start gegangen. Mit der Transaktion, deren Abschluss für Mai 2012 geplant ist, wird das in den vergangenen Jahren mit den Sparkassen in Nordrhein-Westfalen aufgebaute Konsumentenkreditgeschäft unter dem neuen Dach fortgeführt und das Nebeneinander zweier Spezialisten im Verbund beendet. Konsequenterweise wird auch die Servicegesellschaft Readypartner GmbH an die Banken Service GmbH, einen bundesweit tätige Backoffice-Dienstleister der Landesbank Berlin, abgegeben.

So weit so gut. Eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Sparkassen nun endlich auch im Konsumentenkreditgeschäft einheitlich und aktiver am Markt auftreten, ist damit geschaffen. Es gibt aber durchaus Wermutstropfen: Dass die Einigung mit der WestLB über den Verkauf der Readybank-Aktivitäten weniger dem Bedürfnis der Organisation entsprach, sich in diesem Geschäftsfeld einheitlich aufzustellen, sondern wenigstens teilweise auf Druck aus Brüssel erfolgte, gibt der Sache ein G'schmäckle. Vor allem aber kommt der Schritt im Grunde zu spät. Denn die "fetten Jahre" im Ratenkredit sind längst vorbei - auch wenn aktuelle Studien den Verbrauchern eine vergleichsweise hohe Konsumneigung und Abschlussbereitschaft für Kredite bescheinigen. Der Markt ist verteilt - zulasten der Sparkassen, wie die Institute seit Jahren schmerzlich erfahren. Und Marktanteile zurückzugewinnen, kostet bekanntlich viel Geld. Ohne aufwendiges Marketing wird es also nicht gehen.

Auch das aber ist nicht unproblematisch - steht doch das Thema Kredit/Überschuldung privater Haushalte mittlerweile deutlich weiter oben auf der Agenda der Verbraucherschützer als etwa beim Marktstart der Teambank (damals noch Norisbank) mit dem "Easy Credit". Eine ähnlich provozierende (und eben dadurch aufmerksamkeitsstarke) Kampagne, wie sie die Genossen seinerzeit für den "Easy Credit" schalteten, verbietet sich damit von selbst. Mit anderen Worten: Wenn die Sparkassen Marktanteile zurückgewinnen wollen, wird wohl massiv geworben werden müssen - aber bitte mit Fingerspitzengefühl. Und auch dabei gilt: Das Thema "verantwortungsvolle Kreditvergabe" ist längst von den anderen Marktteilnehmern besetzt.sb

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