Blickpunkte

Altersvorsorge - Naive Erben

Je unattraktiver die Rahmenbedingungen für das eigene Sparen sind, desto mehr scheinen sich zumindest jüngere Jahrgänge auf zu erwartende Erbschaften zu verlassen. 27 Prozent der jungen Berufstätigen unter 30 Jahren erwarten einer Postbank-Studie zufolge eine Erbschaft. Unter den 30- bis 49-Jährigen rechnen fast ebenso viele (26 Prozent) mit einem Erbe von erheblichem Umfang.

Diese Erwartungen haben sicher eine gewisse Berechtigung. Dass die potenziellen Erben den zu erwartenden Geldsegen in ihre eigene Altersvorsorge einplanen muss aber bedenklich stimmen. Wer sagt, dass etwa der elterliche Betrieb, wenn er eines Tages zur Übergabe ansteht, noch so ertragreich ist wie heute - oder dass sich bei einem Verkauf der erwartete Erlös erzielen lässt? Gleiches gilt für Immobilien, bei denen bis zum Eintritt des Erbfalls oftmals ein Renovierungsstau aufgelaufen ist, was sich negativ auf den Verkaufspreis auswirkt - ganz abgesehen davon, dass Erben den Wert von Omas Häuschen ohnehin nicht selten zu hoch ansetzen.

Kritischer als das alles ist indessen die Tatsache, dass es fraglich ist, ob es überhaupt zu einer Erbschaft kommt. Was, wenn der potenzielle Erblasser aufwendige Pflege benötigt, zu deren Finanzierung das angesparte Vermögen verbraucht oder die Immobilie verkauft werden muss?

Mit steigender Lebenserwartung ist dieser Fall nicht so unwahrscheinlich; schließlich wird statistisch jeder Dritte irgendwann zum Pflegefall. Die erhoffte Erbschaft kann so schnell aufgezehrt sein. Eine Alters vorsorge, die auf die Sparanstrengungen früherer Generationen baut, steht somit auf tönernen Füßen. Diese Botschaft zu vermitteln ist eine Frage der finanziellen Allgemeinbildung - und sie ist dringend. Red.

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