Bankenverband

Kaum Fortschritt

So hatte man sich das bei den Verantwortlichen des Bundesverbandes deutscher Banken sicherlich nicht gedacht, als man vor gut einem halben Jahr den Chef der altehrwürdigen Hamburger Privatbank Berenberg zum designierten Präsidenten auserkoren hat. Denn kurz vor Amtsantritt brachen die Panama-Papers über Wirtschaft, Sport und Politik herein und einmal mehr wird das Amt und damit der Ruf des gesamten Verbandes von den vermeintlichen Verfehlungen des den Präsidenten stellenden Institutes beschädigt.

Ganz frei von diesen Ent- oder besser Verwicklungen war auch die Feierstunde der Amtseinführung nicht, als Finanzminister Wolfgang Schäuble zwar die bei solchen Anlässen üblichen lobenden Worte fand, die Gelegenheit jedoch zu einer Abrechnung mit den Banken nutzte - ohne dabei den Amtsinhaber direkt zu kritisieren.

Man werde es den Banken künftig sehr viel schwerer machen, solche Geschäfte mit Kunden in Steueroasen mit gutem Gewissen zu tätigen, war die klare Botschaft des Finanzministers, dem die Rolle der Banken im Zusammenhang mit Briefkastenfirmen natürlich nicht gefallen kann, egal ob diese nun tatsächlich Hilfe zur Steuerhinterziehung geleistet haben oder nicht.

Der BdB sprang dem Finanzminister zur Seite und unterstützte den 10-Punkte-Plan zu mehr Transparenz denn auch prompt. Mit Blick auf das eigene Haus klang der nun amtierende Präsident da wenige Tage zuvor noch deutlich forscher: "Alle unsere Geschäfte sind zu 100 Prozent sauber", sagte der Bankchef in einem Interview. Es gebe "kein einziges Depot, von dem wir den Menschen dahinter, den wirtschaftlich Berechtigten, nicht kennen." Außerdem bestehe "bei Weitem keine so enge Beziehung von uns nach Panama, wie bisweilen unterstellt wird". Wie dann fortgesetzte Geschäftsbeziehungen zu Drogenhändlern zu beurteilen sind, sollten diese tatsächlich aus den den Journalisten zugespielten Papieren hervorgehen, muss abgewartet werden.

All das zeigt aber, wie schwer es offensichtlich geworden ist, für den ehedem bedeutendsten, aber auch heterogensten der großen deutschen Bankenverbände einen Kandidaten zu finden, der allen Ansprüchen genügt. Erfolgreich, eloquent, öffentlichkeitswirksam, in der Branche geschätzt, mit einem Stab ausgestattet, der groß genug ist, ihn bei seiner Präsidententätigkeit bestens zu unterstützen, zeitlich frei genug für die zusätzlichen Aufgaben und eben frei von jedem Tadel, damit sich die Politik mit ihm zeigen und sich seinen Rat einholen und die Öffentlichkeit nicht wieder mit dem Finger auf die Kreditwirtschaft zeigen kann. Aber vielleicht kommt man gar nicht mehr umhin, hierbei Abstriche zu machen, weil das alltägliche Bankgeschäft den perfekten Kandidaten gar nicht mehr zulässt? Dafür muss sich derjenige überhaupt nichts zu Schulden haben kommen lassen, es langt schon, sich in den Grauzonen bewegt zu haben.

Dann fallen schnell Begriffe wie Anstand und Moral, wie Ethik und Legitimität. Allein, dass über denjenigen gesprochen werden kann, hilft dem Verband nicht weiter. Denn dann sind immer wieder nur die Banken schuld. Daran wird sich auch in der Amtszeit von Peters nichts ändern, ebenso wenig wie an den anderen Herausforderungen wie Wettbewerbsdruck, Nullzinsen, Regulatorik und Europa.

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