Regulierung I

"Gute Pferde springen knapp"

"Gute Pferde springen knapp!" Mit diesen Worten hat DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch auf der jüngsten Kreditpolitischen Tagung dieser Zeitschrift das Ergebnis seines Hauses beim jüngsten Stresstest erläutert und wollte damit wohl verdeutlichen, dass man noch Reserven und Möglichkeiten in der Hinterhand hat und auch nicht immer alles offenlegen muss, auch Aufsehern nicht. Aber natürlich dürfen sich Institute, die den Test nur knapp bestanden haben, in den kommenden Monaten einer besonderen Zuneigung der Aufsichtsbehörden sicher sein.

Dabei machen die deutschen Banken der Tugend Gründlichkeit alle Ehre. 0,82 Prozentpunkte sind der höchste Abschlag, der aufgrund der im AQR ermittelten Bewertungen auf die Eigenkapitalquoten Ende 2013 vorgenommen wurde. Der gesamtdeutsche Durchschnitt liegt bei gerade einmal 0,27 Prozentpunkten. Das zeigt, wie sorgfältig die Institute schon vor der Bilanzanalyse durch die von der EZB beauftragten Wirtschaftsprüfer ihre Risikoeinschätzungen vorgenommen haben, und wie erfolgreich sie dabei gewesen sind. Natürlich spielen hier, das muss der Fairness halber erwähnt sein, auch Garantien eine Rolle, so zum Beispiel bei der HSH Nordbank, die sonst mit einem ordentlichen Abschlag aus dem AQR in den Stresstest gegangen wäre, sich dank der Landesunterstützung aber über eine gleichbleibende Quote von 10 Prozent freuen durfte. In Summe ist das ein Lob für die deutschen Institute, die Aufseher und die Prüfer.

Anders sieht das bei der Leverage Ratio aus. Hier reißen einige Banken die Drei-Prozent-Hürde, allen voran der Branchenprimus Deutsche Bank, aber auch die DZ Bank, die Münchener Hypothekenbank, die Wüstenrot Bank AG Pfandbriefbank und die WGZ Bank. Per Baseler Ausschuss gilt die Verschuldungsquote zwar erst ab 2018, sprich erst in vier Jahren müssen die Institute Eigenkapital in Höhe von mindestens drei Prozent der Bilanz summe und außerbilanzieller Verpflichtungen vorhalten, unabhängig davon, wie risikolos die damit verbundenen Geschäfte vermeintlich sind. Es wäre aber vermutlich verfrüht und verfehlt nun davon auszugehen, dass Investoren, Analysten und auch Aufseher die aktuell ermittelten Quoten nicht auch schon als Indiz für künftige Handlungen ihrerseits hinzuziehen. Das heißt, es werden weiter Aktiva abgebaut und Bilanzsummen verkleinert werden müssen, wenn nicht neues Eigenkapital zu beschaffen ist.

Ob man der Vielzahl höchst erfolgreicher Sparkassen und Kreditgenossenschaften in der öffentlichen Wahrnehmung und der Würdigung ihrer Leistung nicht Unrecht tut, wenn man sehr allgemein von Rentabilitätsproblemen und Ertragsschwächen der deutschen Banken spricht, sei dahingestellt. Gerade die kleineren Banken verdienen ihre Kapitalkosten sehr wohl. Und hier würden auch Fusionen für den Gesamterfolg des deutschen Bankwesens sicherlich nur wenig, zu wenig bringen.

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