Europa

Digitale Finanzstrategie für mehr Wettbewerbsfähigkeit

"The future of finance is digital", so Valdis Dombrovskis, Vizepräsident der EU-Kommission, bei der Vorstellung der neuen digitalen Finanzstrategie für Europa. Die digitale Transformation soll europaweit vorangetrieben werden, damit die hier ansässigen Unternehmen wettbewerbsfähiger werden. Denn so können sich neue Geschäftsmodelle entwickeln, die es dringend braucht, um sich gegenüber Tech-Giganten wie Amazon, Facebook oder Google behaupten zu können. Erklärtes Ziel der Kommision ist es, die europäische Wirtschaft stärker, digitaler und grüner aufzustellen sowie die Integration der Kapitalmärkte weiter zu fördern.

Die Kommission legt dafür in ihrer digitalen Finanzstrategie vier Hauptprioritäten fest: Der erste Strategiepunkt sieht die Beseitigung der Fragmentierung im digitalen Binnenmarkt für Finanzdienstleistungen vor, um neue Finanzierungskanäle für Unternehmen zu schaffen sowie Verbrauchern ein größeres Angebot von grenzüberschreitenden Dienstleistungen zur Verfügung stellen zu können. Das würde vor allem Fintech-Start-ups dabei helfen zu expandieren. Da zunehmend Technologieunternehmen im Finanzsektor aktiv sind, muss allerdings auch ein Level Playing Field mit Banken geschaffen werden, um dem Ansatz für faire Bedingungen am Finanzmarkt tatsächlich gerecht werden zu können. Es sollte also ein solider Rechtsrahmen vonseiten der EU entwickelt werden, der das Prinzip "gleiches Geschäft, gleiche Risiken, gleiche Regeln", wie es die Kommission vorschlägt, berücksichtigt. Marktteilnehmer befürchten allerdings die Gefahr der Überregulierung.

Im zweiten Punkt sieht die Digital Finance Strategy die Anpassung des EU-Rechtsrahmens zur Förderung digitaler Innovationen vor und den Abbau von Hemmnissen durch technologieneutralere und innovationsfreundlichere EU-Vorschriften. Dadurch erhofft sich die Kommission einen Schub für Forschung und Entwicklung bei den europäischen Finanzdienstleistern, die erkennbaren Nachholbedarf gegenüber Bigtechs haben, die sehr hohe Investitionen im Bereich F&E tätigen. Anknüpfend daran soll als dritter Punkt ein europaweiter Finanzdatenraum geschaffen werden, der einen zentralen, digitalen Zugang zu Informationen über EU- und Nicht-EU-Unternehmen ermöglicht. So sollen Investitionen in die EU gefördert werden. In diesem Zusammenhang spricht sich die Kommission zudem für eine Weiterentwicklung des Open-Banking-Ansatzes sowie für neue Regeln für Open Finance aus.

Der vierte Schritt sieht die Erhöhung der Widerstandskraft gegen Hackerangriffe und Ähnliches vor. So plant die Kommission die Errichtung einer eigenen Aufsicht, um den Herausforderungen und Risiken im Zusammenhang mit der digitalen Transformation zu begegnen. So soll die Cyberresilienz gestärkt und der Schutz aller Finanzteilnehmer gewährleistet werden. Gerade für kritische Infrastrukturen ist es essenziell, sich gegen Cyberattacken zu wappnen.

Auf den ersten Blick wirken die Ziele der digitalen Finanzstrategie durchaus wünschenswert, da gute Ansätze vorhanden sind, um Europa nach vorn zu bringen. Allerdings fehlen bislang konkrete Details zur Umsetzung sowie die entsprechenden Rahmenbedingungen. Es müssen also in den kommenden drei Jahren, der Plan zielt auf das Jahr 2024 ab, noch ein paar Hausaufgaben erledigt werden.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X