Lagarde bleibt IWF-Chefin – trotz Verurteilung

Christine Lagarde, Managing Director of the International Monetary Fund (IMF)

Das Führungsgremium des Internationalen Währungsfonds hat sich nach dem Schuldspruch gegen Christine Lagarde hinter die IWF-Chefin gestellt. Das oberste Direktorium habe volles Vertrauen in die Französin, teilte der in Washington ansässige IWF am Montagabend mit. Lagarde habe sich viel Respekt und Vertrauen erarbeitet. Sie könne ihren Aufgaben weiterhin effektiv nachkommen.

Lagarde wurde zuvor vom Gerichtshof der Republik in Paris für schuldig befunden, in der acht Jahre zurückliegenden Affäre um eine Millionen-Zahlung an den Unternehmer Bernard Tapie als französische Finanzministerin fahrlässig gehandelt zu haben. Ihr wurde vor allem angekreidet, dass sie nichts unternommen habe, um die Zahlung anzufechten. Das Gericht setzte sich mit seinem Urteil über die Staatsanwaltschaft hinweg, die sich gegen eine Verurteilung der Finanzmanagerin ausgesprochen hatte. Die Richter verzichteten allerdings darauf, eine Strafe zu verhängen. Trotzdem ist die Glaubwürdigkeit einer der mächtigsten Frauen der Welt durch den Prozess natürlich erschüttert.

Allerdings gibt es in den Statuten des IWF keine Vorschriften, dass IWF-Verantwortliche, die schuldig gesprochen werden, ihr Amt zwingend aufgeben müssen. Diese Entscheidung liegt in den Händen des Exekutivrates. Lagarde kündigte in Washington an, nicht in Berufung gehen zu wollen. Sie sei nicht glücklich mit dem Urteil. „Aber es gibt einen Punkt, an dem man aufhören muss.“ Sie wolle sich nun wieder ganz auf ihre Arbeit beim IWF konzentrieren. Lagarde leitet den Weltwährungsfonds seit 2011 und gehört damit zum kleinen Zirkel der mächtigsten Frauen der Welt. Lagarde war von 2007 bis 2011 unter Präsident Nicolas Sarkozy französische Wirtschafts- und Finanzministerin gewesen.

Im Mittelpunkt des Prozesses stand die Affäre um den schillernden Ex-Minister und Geschäftsmann Bernard Tapie. Lagarde stimmte 2007 einem Schiedsverfahren zu, um einen langwierigen und höchst komplexen Rechtsstreit mit Tapie beizulegen. Als die Schiedsmänner dem Unternehmer daraufhin eine hohe Summe von mehr als 400 Millionen Euro zusprachen, verzichtete Lagarde auf einen Einspruch. Das wurde ihr von den Richtern nun zur Last gelegt.  Das Schiedsverfahren im Rechtsstreit um Tapie erwies sich letztlich als eine schlechte Lösung. Inzwischen laufen Betrugsermittlungen gegen mehrere Beteiligte, weil es Verbindungen zwischen Tapie und einem der Schiedsleute gegeben haben soll. Der Schiedsspruch wurde deshalb bereits von Gerichten aufgehoben. Tapie (73) wurde zudem verurteilt, die Entschädigung von rund 400 Millionen zurückzuzahlen. Die nach ihm benannte Affäre gilt als noch lange nicht beendet.

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