Die Kreditvergabe an Unternehmen und Selbstständige hat sich in Deutschland auch zum Jahresende 2017 weiter beschleunigt. Im Vorjahresvergleich lag das ausstehende Kreditvolumen bereinigt 3,7 Prozent oder 44,8 Milliarden Euro höher als im Vorjahr. Das ist der stärkste Anstieg seit 2008. Vor allem das vierte Quartal überraschte die Experten: Zwischen September und Dezember gab es einen Zuwachs von 8,4 Milliarden Euro oder 0,7 Prozent zu verzeichnen, was dem besten Q4-Wert seit fast einem Jahrzehnt entspricht. Gleichzeitig war es schon der 12. Quartalsanstieg in Folge. Eine solch lange, wenngleich eher flache Expansionsphase hat es seit der Einführung des Euro in Deutschland noch nicht gegeben. Das Kreditgeschäft bleibt damit im Einklang mit der ausgesprochen positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.
Im Euroraum kommt die Kreditvergabe dagegen trotz ähnlich guter Rahmenbedingungen nicht vom Fleck. Im vierten Quartal erhöhte sich das Kreditvolumen mit nichtfinanziellen Unternehmen zwar um 0,4 Prozent, lag damit aber nur 0,2 Prozent höher als vor einem Jahr. Diese Stagnation hält seit nunmehr dreieinhalb Jahren an. Auch wenn Portfolioverkäufe notleidender Kredite in südeuropäischen Ländern die Schwäche überzeichnen, ist die Diskrepanz zum dynamischen Kreditgeschäft in Deutschland doch frappierend.
Unter den verschiedenen Sektoren in Deutschland bleibt die Kreditvergabe an das Dienstleistungsgewerbe auf einem stetigen Wachstumskurs, bereinigt um statistische Brüche stieg sie um 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das deutlich volatilere Verarbeitende Gewerbe verzeichnete zwar im Quartalsvergleich nur ein quasi konstantes Kreditvolumen, verbesserte sich aber auf 12-Monats-Sicht um 4,9 Prozent. Auf den ersten Blick nicht ganz so gut läuft das Kreditgeschäft mit Selbstständigen. Der Anstieg um 2,5 Prozent bedeutet jedoch den besten Wert seit Anfang 2000.
Hinsichtlich der Kreditfristigkeiten legten die kurzfristigen Kredite um 5,8 Prozent im Vorjahresvergleich zu – die beste Marke seit der Finanzkrise. Auch die langfristigen Ausleihungen expandierten 2017 insgesamt um robuste 3,8 Prozent, was sogar das höchste Jahresplus seit 1998 ist. Kredite mit mittlerer Laufzeit (1-5 Jahre) kletterten um 1,2 Prozent.
Vom breit angelegten Kreditaufschwung profitiert allerdings nur ein Teil des Bankensektors, genaugenommen hat sich der Markt zweigeteilt. Zu den Bankengruppen, deren Wachstum 2017 weiter angezogen hat, gehören die Auslandsbanken (+10,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr), die Genossenschaftsbanken (+6,8 Prozent) sowie die Sparkassen (+5,1 Prozent). Erstere legten damit so kräftig zu wie seit 2008 nicht mehr. Auf der anderen Seite war das Kreditvolumen der Landesbanken (-0,8 Prozent) und der Förderbanken (einschließlich DZ Bank) mit bereinigt -3,5 Prozent unverändert rückläufig und die Kreditvergabe der einheimischen Kreditbanken verlangsamte sich auf nur noch +1 Prozent, den geringsten Wert seit 2009.
Eine Ausweitung des Kreditgeschäfts gelang den Auslandsbanken im vergangenen Jahr vor allem bei Maschinenbau/Auto sowie im Handel. Die Verbünde von Kreditgenossenschaften und Sparkassen wiederum schnitten bei den immobiliennahen Branchen (Wohnungsunternehmen und Gewerbeimmobilienfirmen) ausgesprochen gut ab und in geringerem Maße auch bei den unternehmensnahen Dienstleistungen. Die Sparkassen konnten außerdem ein nennenswertes Plus in der Baubranche verbuchen, die Genossenschaftsbanken bei der Gesundheit. Die Landesbanken waren in ihrer früheren Paradedisziplin Verkehr besonders schwach.
Die übrigen Finanzierungsformen haben unter dem Kreditaufschwung im vergangenen Jahr überwiegend gelitten. Bei der kurzfristigen Kapitalmarktfinanzierung von Nichtbanken über Commercial Paper stagnierte das Geschäft im Großen und Ganzen; die Nettoemission lag bei gerade einmal 206 Millionen Euro. Angesichts der niedrigen Kosten, zu denen Unternehmen gegenwärtig auch über längere Fristen Gelder aufnehmen können, ist dies wenig überraschend. Der Anleihemarkt hat 2017 nach seiner rekordhohen Emissionsaktivität im Vorjahr einen Einbruch erlebt. Das Volumen der von nichtfinanziellen Unternehmen netto neu begebenen Papiere fiel um zwei Drittel auf nur noch 8,2 Milliarden Euro. Selbst die fortgesetzten Käufe der EZB konnten nichts daran ändern, dass manche Schuldner offenbar lieber zu ihrer Hausbank zurückkehrten, um einen Kredit aufzunehmen, als sich die Mittel über den Kapitalmarkt zu beschaffen. Es kann aber auch ein Zeichen verstärkten Kapitalbedarfs von kleineren und mittleren Unternehmen sein, die häufig keinen Zugang zum Kapitalmarkt haben. Im Euroraum als Ganzes blieb die Emission von Anleihen dagegen robust, auch wenn es im Gesamtjahr einen 22-prozentigen Rückgang auf 67,6 Milliarden Euro zu verzeichnen gab.
Das Leasinggeschäft in Deutschland hat 2017 mit neu abgeschlossenen Verträgen im Umfang von EUR 57,6 Mrd. ein Allzeithoch erreicht. Im Mobiliensegment, das den Schwerpunkt bildet, stand ein Plus von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 56,5 Milliarden Euro zu Buche. Das Wachstum war aus Objektsicht breit angelegt, einen Rückgang verzeichnete lediglich die Büroelektronik. Immobilien wurden im Wert von 1,1 Milliarden Euro neu geleast, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent entspricht.