Gespräch des Tages

Währungen - Ein Song auf Vietnams Dong

Trotz aller noch bestehender Unzulänglichkeiten; es ist unglaublich, was sich im Lande an der Mündung des Mekong, in Vietnam alles entwickelt hat. Und dies in einem Land, das im Laufe der Zeit mit vielen Usurpatoren fertig werden musste: Chinesen, Japaner, Franzosen, die sich ebenso eine blutige Nase einhandelten, wie die Amerikaner, die einem straff geführten Guerillakrieg trotz modernstem Kriegsgerät hilflos gegenüberstanden. Man denke: Nach gut drei Jahrzehnten Unabhängigkeit ist 2006 das reale Bruttosozialprodukt laut der Zahlen des Internationalen Währungsfonds um 5,3 Prozent gestiegen; 2007 und 2008 sollen es plus 4,8 und 7,7 Prozent werden. Andere Zahlen sind sogar noch höher. Seit 2002 haben sich die Exporte um Jahresraten zwischen 10,4 und 25,7 Prozent vermehrt; heuer sollen es plus 16,4 Prozent werden.

Allerdings war auch der Importhunger der schnell wachsenden Wirtschaft enorm; mit Zuwachsraten zwischen 15,0 und 22,7 Prozent. Für 2007 werden plus 19,1 Prozent erwartet. Per saldo war eine negative Handelsbilanz nicht zu vermeiden. Gemessen am Wachstum befindet sich Vietnam in einem Wettstreit mit dem großen Nachbar China: Das aktuelle Ziel der vietnamesischen Regierung sind plus 8,5 Prozent.

Dies alles konnte an den Preisen nicht spurlos vorübergehen: Die Verbraucherpreise stiegen (Jahr 2000 gleich 100) bis zum 1. Quartal 2006 auf die Marke von 131,5. Nach anderen Zahlen betrug die Steigerung 2006 plus 7,4 Prozent mit Erwartungen von 6,7 und 5,7 Prozent in den Folgejahren. Die Zentralbank hat bereits mit einer restriktiveren Politik gegenzusteuern begonnen. Das ist nicht einfach; denn Vietnam versucht einerseits die wirtschaftliche Anbindung an den Westen, will aber andererseits die kommunistische Ideologie nicht aufgeben. Immerhin gehen 20,6 Prozent des Exports in die USA und 23,0 Prozent nach Japan. Die Importe stammen zu 17,0 Prozent aus China, gefolgt von 13,4 Prozent aus Singapur.

Ein Schwachpunkt des Landes sind die mangelnden Reformen in Richtung mehr Liberalität, ein anderer ist das Bankensystem. Die Kreditnachfrage wächst zwar mit atemberaubenden zweistelligen Raten, sodass die Zentralbank versucht, das Leihgeschäft der Kreditinstitute heuer auf plus 20 Prozent (! ) zu begrenzen. Es gibt aber Voraussagen, wonach Banken, die zusammen mindestens zehn Prozent aller Bankguthaben verwalten, insolvent werden könnten.

Auf der Habenseite des Landes, das notabene gegen Korruption und lähmende Bürokratie zu kämpfen hat, steht seit Januar 2007 die Mitgliedschaft in der World Trade Organisation (WTO), was zum Beispiel dank geringerer Restriktionen dem Export zugute kommen müsste. Summa summarum hat aber die internationale Finanzwelt noch nicht das richtige Vertrauen in das Land, sodass die Währung Dong einem Erosionsprozess ausgesetzt bleibt. Man vermisst Transparenz und Verlässlichkeit und beklagt das nach wie vor harte Vorgehen der Regierung gegen die Opposition. So mussten nach der IWF-Statistik Ende 2002 je US-Dollar 15 403 Dong gezaht werden; 2005 bereits 15 916 und heuer dürften es 16 168 werden.

Die Schwarzmarktpreise für die vietnamesische Währung blieben in der genannten Zeit bei Werten zwischen 16 043 und 16 882 Dong - mit weiter steigender Tendenz zur Abwertung. Anderen Angaben zufolge war der Marktpreis des Dollars für den Dong im zweiten Vierteljahr 2006 schon bei 23 664 angelangt. Dabei haben sich bei der Zentralbank des Landes ganz ansehnliche Reserven angesammelt. Im Jahre 2000 betrugen sie (ohne Gold) 3 417 Millionen US-Dollar; 2003 bereits 6 224 Millionen US-Dollar. Und im zweiten Quartal 2006 schon 11 203 Millionen US-Dollar. Das Gold spielt mit Werten zwischen 93 und 165 Millionen US-Dollar eine untergeordnete Rolle. Die Bevölkerung von Vietnam, 85,9 Millionen Menschen, davon 45,7 Millionen im Arbeitsprozess, kann mit Befriedigung registrieren, dass sich die Zahl der Armen innerhalb eines Jahrzehnts auf 30 Prozent halbiert hat. 90 Prozent können lesen und schreiben, was die ausländischen Investoren zu schätzen wissen. Die Kommunisten haben militärisch gewonnen. Die Kapitalisten aber letztlich den Krieg. OS.

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