Gespräch des Tages

Währungen - Komfortables aus Kambodscha

Gewiss, Kambodscha gehört nach wie vor zu den ärmsten Ländern der
Welt, doch sind die wirtschaftlichen Erfolge nach dem Völkermord durch
die Roten Khmer in den Jahren von 1975 bis 1978 beachtlich. Dies umso
mehr, als die grausame Vernichtung von Menschenleben unter dem
Diktator Pol Pot 1,7 Millionen Landeskinder dahinraffte, darunter dem
größten Teil der Intelligenz. Noch heute sind 70 Prozent der
Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt; der Staat hängt
maßgeblich am Tropf der Auslandshilfe, die Korruption ist ein
Krebsübel, und für die Infrastruktur müsste gar manches getan werden.
Auf der Skala des Korrup-tions-Indexes (von 1 bis 145) rangierte
Kambodscha 2005 auf Platz 130. Experten meinen, dass Millionen
US-Dollar allein durch illegales Abholzen der Wälder dem Staat
verloren gehen. Dennoch: Die Landeswährung Riel hält sich über Jahre
hinweg tapfer. Ende 2004 mussten 4 027 Riel für einen US-Dollar
hingeblättert werden, und im April dieses Jahres waren es mit 4 092
Riel nicht nenneswert mehr. Die Währungsreserven (ohne Gold) stiegen
von 393,1 Millionen US-Dollar Ende 1999 auf beachtliche eine Milliarde
US-Dollar im März 2006. Im gleichen Zeitraum vermehrten sich die
Goldreserven von 116,2 Millionen US-Dollar auf 235,3 Millionen
US-Dollar.
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Kein Wunder also, wenn der Internationale Währungsfonds (IWF) seine
Hilfe im Jahre 1999 wieder aufgenommen hat. Er bescheinigt dem Land in
den vergangenen Jahren ein hohes Maß an makroökonomischer Stabilität,
begleitet von einer vernünftigen Fiskal- und Geldpolitik. Die
Auslandsschulden haben zwar in den Jahren 2003 bis 2005 von 2,74 auf
3,18 Milliarden US-Dollar zugenommen; bezogen auf das kräftig
gewachsene Bruttosozialprodukt bedeutet dies aber einen Rückgang von
59,8 auf 50,6 Prozent. Das Bruttosozialprodukt ist beispielsweise 2005
um nicht weniger als 13,5 Prozent in die Höhe geschnellt.
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Im Export sind vorzeigbare Leistungen erbracht worden: Zwischen 2002
und 2005 erhöhte er sich von 1,66 auf 2,77 Milliarden US-Dollar.
Indessen hat Kambodscha aber auch einen hohen Importbedarf. Er wuchs
in jenen Jahren von 2,28 auf 3,88 Milliarden US-Dollar an, so dass
sich jeweils ein Fehlbetrag ergibt. Dieser ist bezogen auf die gesamte
Zahlungsbilanz durch ausländische Hilfe kompensiert worden. Die
Ausfuhren umfassen im wesentlichen Bekleidung, Holz, und Gummi. In
absehbarer Zeit könnten die nunmehr gefundenen Rohölvorräte hilfreich
sein. Eine immer größere Rolle spielt der Tourismus, der 2004 um 50
Prozent und 2005 um 35 Prozent auf etwa anderthalb Millionen in die
Höhe kletterte. Der Regierung ist es gelungen, die Armutsrate von 47
Prozent im Jahre 1993 auf 35 Prozent in 2004 zu reduzieren - was
freilich noch immer unzureichend für die Bevölkerung von 13,9
Millionen Menschen ist. Notabene: Die Lebenserwartung der Männer
erreicht dürftige 52 Jahre und die der Frauen auch nur 60 Jahre.
Erstaunlicherweise konnte die Teuerung in vergleichsweise engen
Grenzen gehalten werden: Auf der Verbraucherebene waren es laut
Statistik Ende 2003 nur traumhafte plus 0,5 Prozent, die in den beiden
Folgejahren freilich auf plus 5,6 und 6,7 Prozent heraufgingen.
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Mag auch der IWF der Regierung eine vernünftige Fiskalpolitik
attestieren; in den vergangenen Jahren kam man im Phnom Penh um
Budgetdefizite nicht herum. Zwar konnten die Ausgaben zwischen 2002
und 2005 von 16,7 Prozent des Bruttosozialprodukts auf 13,9 Prozent
reduziert werden, doch stagnieren die gesamten Einnahmen bei jeweils
rund 10,5 Prozent. Allerdings spart der Währungsfonds auch nicht mit
Monita und Mahnungen an Kambodscha: Die Produktivität der
Landwirtschaft sollte verbessert werden, ebenso die Effizienz der
finanziellen Infrastruktur einschließlich des Zahlungssystems.
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Gleichfalls wird ein besseres Klima für Investitionen gefordert und
ein System, dass die Steuereinnahmen in der Praxis besser fließen
lässt. Gelder für Investitionen dürften nicht versickern und - wie
gesagt - der Kampf gegen Geldwäsche, Drogen und Korruption müsste
verstärkt werden. Letztendlich sollte die Abhängigkeit von
Auslandshilfe ebenso vermindert werden, wie der starke Bezug zum
US-Dollar. Nach schönen Fortschritten hat Kambodscha noch einen weiten
Weg vor sich. OS.

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