Gespräch des Tages

Währungen - Starker Kwanza - "arme Leut"

Wenn ein Land quasi in Öl badet und sich in Diamanten suhlt, das Volk aber arm wie die Kirchenmäuse vor sich hin vegetiert, dann könnte es einem vor Wut und Mitleid die Zornesröte ins Gesicht treiben. Das beschriebene Arm-Reich-Phänomen ist in Afrika leider keine Seltenheit: Angola macht hierbei keine Ausnahme, kann indessen mit einer besonders korrupten Führungselite "glänzen". Nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds sollen allein zwischen 1997 und 2002 über vier Milliarden US-Dollar spurlos verschwunden sein.

Dabei herrscht Goldgräberstimmung - man muss einfach dabei sein. In der Tiefe des Meeres vor der angolanischen Küste harren schier unglaubliche Mengen von Öl und Gas der Förderung. Im 1. Quartal 2007 gingen täglich 450 000 Fass Öl allein nach China, das ist mehr, als Saudi-Arabien oder der Iran den Herrschern in Peking lieferte. Die internationalen Konzerne haben allein in den vergangenen knapp fünf Jahren 20 Milliarden US-Dollar investiert. Niemand weiß, in welchem Tempo dieser Rush künftig weitergeht. Die ausländischen Direktinvestitionen werden derzeit auf jährlich 1,7 Milliarden US-Dollar geschätzt, was nicht nur der Öl- und Gasexploration, sondern auch dem Bergbau und der Infrastruktur zugutekommt. Angola hat 2006 zudem für 900 Millionen US-Dollar Diamanten exportiert.

85 Prozent der Staatseinnahmen stammen aus dem Bereich Öl. Deswegen verwundert auch der Siegeslauf der heimischen Währung Kwanza wenig. Mussten noch Ende 2006 für einen US-Dollar 80,25 hingeblättert werden, so waren es heuer zur Jahresmitte noch 74,97 Kz. Bleiben die Öleinkünfte auf ihrem hohen Stand, dann sollte die Aufwertung wenig gebremst weitergehen. Der Durchschnitt dieses Jahres wird auf 76,4 Kz je US-Dollar geschätzt und der des kommenden Jahres auf 75,9 Kz. Wenig Druck auf die Zentralbank ist daher nötig, deren Politik des "starken Kwanza" aus Gründen des nationalen Stolzes aufrecht zu erhalten. Die Währungsreserven Angolas sind 2006 um 5,4 Milliarden auf 8,6 Milliarden US-Dollar noch oben geschnellt - und bis Ende 2008 sollen es nicht weniger als 16,8 Milliarden US-Dollar werden.

Notabene China: Das Land vergibt im Gegenzug mehrere Milliarden US-Dollar erdölunterlegter Kredite, andere Staaten sind ebenfalls mit von der Partie. Eine eigene Ölraffinerie in Angola gilt es zu finanzieren, zumal da derzeit noch nicht einmal der heimische Bedarf an Ölprodukten gedeckt werden kann - ganz zu schweigen von den verheerenden Folgen des 30-jährigen Bürgerkriegs, der erst im April 2002 mit Ermordung des Unita-Führers Jonas Savimbi endete. Nun machen Millionen von Landminen weite Strecken des Landes unpassierbar - um nur das zu nennen. Die UN brandmarkt Angola als das "für Kinder schlimmste Land auf der Welt".

Das tut aber der Kreditwürdigkeit Angolas keinen Abbruch - man blickt (moralisch) zur Seite. Nach Angaben der Nationalbank stammten Mitte 2006 rund 58 Prozent der neuen Schulden aus China, 19 Prozent aus Spanien beziehungsweise elf Prozent aus Israel. Die Gläubiger fühlen sich sicher: Die Schuldenrückzahlungen stiegen 2006 auf geschätzte 3,4 Milliarden US-Dollar, darin 2,3 Milliarden US-Dollar an Staaten des Pariser Clubs. 2007 dürften die Rückzahlungen 4,7 Milliarden US-Dollar ausmachen und im Jahr darauf immerhin 1,8 Milliarden US-Dollar. Das alles sind beruhigende Zahlen, denn der Höhepunkt sei laut Weltbank Ende 2005 mit 11,8 Milliarden US-Dollar erreicht gewesen.

Zahlen aus dem eigenen Land sind cum granu salis zu genießen. Vielfach ist die Verwaltung gar nicht in der Lage, brauchbare Statistiken abzuliefern. Und der IWF? Er lobt die wirtschaftliche Stärke des Landes, wenn auch mit mancherlei Wenn und Aber und dem Hinweis auf die unnatürlich hohe Abhängigkeit vom Öl sektor. Begrüßt wird das Interesse der Regierung an der Zusammenarbeit mit dem IWF bezüglich künftiger Strategien. Dann könnten auch wieder IWF-Berater in die Hauptstadt Luanda kommen. Ein neues Kapitel begänne. OS.

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