Gespräch des Tages

Währungen - Ölschwund im Oman

Oh Du reiches, armes Land! Gemessen an zahlreichen Entwicklungsstaaten der Welt schwelgt das Sultanat Oman förmlich im Reichtum. Angesichts der umliegenden "Vettern" - an der Spitze Saudi Arabien - bietet das kleine Land aber das Bild eines Gemeinwesens, das seine Wirtschaft dringend umstellen müsste; denn das in den Nachbarländern so reichlich sprudelnde Erdöl lässt den Oman langsam aber sicher im Stich. Gemäß dem siebten staatlichen Entwicklungsplan soll der Anteil der Ölproduktion von gut 40 Prozent im Jahr 2005 auf unter zehn Prozent im Jahr 2020 zurückgehen. In der Tat sind die Einnahmen aus Ölexporten von 3,36 Milliarden Rial im Jahr 2000 auf 1,41 Milliarden Rial im dritten Quartal 2005 zurückgefallen. Notabene: Die Hälfte des Öls geht in das energiehungrige China. Hinzu kommt, dass sich die Geologie widrig zeigt: Die Förderkosten erreichen sieben US- Dollar je Fass, verglichen mit einem US-Dollar in Saudi Arabien.

Gebremst wird der Rückzug durch die weltweite Nachfrage nach Energie. Der vom Oman errechnete Preisindex hat sich von 100 Ende 2000 auf 245,6 Ende Juni 2006 erhöht, was von den Omani als "Geschenk Gottes" gepriesen wird. Vor diesem Hintergrund ist unter anderem zu sehen, dass sich die Währungsreserven von 2,38 Milliarden US-Dollar Ende 2000 auf 4,82 Milliarden US-Dollar Ende September 2006 erhöhen konnten. Die Verbraucherpreise stiegen lediglich vom Index 100 Ende 2000 auf 103,3 Mitte vergangenen Jahres. Bei den Wechselkursen hat sich das weniger ausgedrückt: Zwischen 2000 und September 2006 verschlechterte sich der omanische Rial gegenüber dem Euro von 5 010 auf 5 677 Rial. Gegenüber dem US-Dollar besteht seit vielen Jahren eine feste Bindung von 3 845 Rial. Die weitere Entwicklung ist ungewiss; denn der Oman hat sich per 1. Januar 2007 aus der Vereinbarung des Gulf Corporation Council (GCC) verabschiedet, wonach bis 2010 eine gemeinsame Währung der sechs Mitgliedsländer eingeführt werden soll. Grund ist nicht zuletzt die verschleppte Einführung gemeinsamer Zölle durch die GCC.

Nun muss Sultan Quaboos bin Said al Said ein zweites Mal sein Land auf den Weg in eine bessere Zukunft führen, nachdem er bereits 1970, durch eine Palastrevolution an die Macht gekommen, die Weichen neu gestellt hatte. Dies gilt umso mehr, als die geschätzte Arbeitslosigkeit um die 15 Prozent ausmacht und bei den Jugendlichen um einiges höher sein dürfte. Bisher hat die Wirtschaft Omans vor allem durch die Beschäftigung von Ausländern ihren Schwung bekommen und die sogenannte "Omanisierung" hat vielfach die erwünschten Erfolge noch nicht erbracht. Es ist eine Frage der Effizienz, die ausländische Investoren zunehmend in die Reserve drängen könnte. Dabei sind die Voraussetzungen für ökonomisches Wohlergehen durchaus gegeben: Das Land verfügt über große Erdgas-Lagerstätten. Die Gasverflüssigung spielt eine immer wichtigere Rolle. So werden im Hafen Sohar in den Bereich Bauxit und Gasverflüssigung große Summen investiert; einschließlich von Industriesparten, die auf Flüssiggas basieren. Ausländische Partner sind hierbei Konzerne wie Shell, Dow Chemical oder Alcan.

Ferner wurde der Hafen Salalah zu einem lukrativen Umschlagplatz ausgebaut; er gehört zu den 20 größten Containerterminals der Welt. Hinzu kommen umfangreiche Investitionen in den Tourismus und - natürlich als Voraussetzung für alles - ein Milliardenprogramm für Infrastrukturmaßnahmen. Leider scheint es an der wünschenswerten Geschwindigkeit für die Umsetzung zu mangeln. Die Regierenden in der Hauptstadt Muskat wiegen sich angesichts von jährlichen Wachstumsraten in der Größenordnung von zehn Prozent in einer Atmosphäre der falschen Sicherheit. Aber was ist schon Zeit in einem Land, das unter Sultan Quaboos erst vor Jahrzehnten einen Jahrhundertschritt getan hat? OS.

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