Gespräch des Tages

Unternehmensfinanzierung - Zahlungsmoral als Indikator

Als wichtiges Element der Unternehmensfinanzierung gilt neben dem kurzfristigen Bankkredit auch der Lieferantenkredit. Einen Indikator für dessen Lage und absehbare Trends in Deutschland und Europa bietet das regelmäßig veröffentlichte Zahlungsmoralbarometer von Atarius. Die Frühjahrserhebung 2013 des Dienstleisters im Forderungsmanagement bei 3 000 Unternehmen zeichnet für 14 europäische Länder das aktuelle Zahlungsverhalten von Firmenkunden nach. Tenor: Die Stimmung der Wirtschaft ist getrübt, und die immer noch vergleichsweise günstigen Verhältnisse in Deutschland deuten längst noch nicht auf eine konjunkturelle Erholung für Gesamteuropa hin.

So mussten die deutschen Unternehmen 3,7 (Westeuropa 5,0) Prozent der Gesamtsumme ihrer ausstehenden Rechnungen im Inland als Totalverlust verbuchen (plus 37 Prozent). Noch deutlicher fiel hierzulande der Anstieg der abgeschriebenen Forderungen im Auslandsgeschäft aus. Die 4,8 (Westeuropa 4,7) Prozent bedeuten einen Anstieg um 71,4 Prozent. Europaweit bezifferten die befragten Unternehmen fünf Prozent der Gesamtsumme ihrer Forderungen als uneinbringlich. Über diesem europäischen Durchschnitt liegen Italien, Griechenland, Frankreich und Irland (mit 7,6 beziehungsweise 6,3 Prozent, 6,0 Prozent und 5,4 an uneinbringbaren Forderungen im Inland), aber auch die Schweiz und Österreich mit 5,7 Prozent und 5,6 Prozent. Weniger als fünf Prozent ihrer Inlandsforderungen abschreiben mussten die Unternehmen in Großbritannien (4,8 Prozent), Spanien (4,0 Prozent), Schweden (3,9 Prozent), Belgien (3,6 Prozent), Dänemark (2,8 Prozent) sowie den Niederlanden (2,3 Prozent). Höchst unterschiedlich sind übrigens auch die Zahlungsziele. Ihre durchschnittliche Spannbreite reicht von 21,3 Tagen in Österreich über 23,4 Tage in Dänemark und 24,3 Tage in Deutschland bis hin zu 57,1 Tagen in Spanien, 57,8 Tagen in Griechenland und 58,1 Tagen in Italien. Der Durchschnittswert für Westeuropa liegt bei 34,6 Prozent.

All dies sind mittlerweile wichtige Informationsquellen für die Einschätzung der Untenehmensfinanzierung in Deutschland. Denn die Geschäftsaktivitäten deutscher Mittelständler im Ausland sind von der Ausnahme zur Regel geworden. In einigen Branchen wie Kfz-Zulieferindustrie, dem Maschinenbau und der metallverarbeitenden Industrie, aber auch in der Chemie und der kunststoffverarbeitenden Industrie bis hin zur Elektronikbranche sind die Unternehmen mehrheitlich im Ausland aktiv. Auch am Bau und in der Agrarwirtschaft werden Quoten von einem Viertel registriert.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X