Gespräch des Tages

Sparkassenorganisation - Attacke im Konsumentenkreditgeschäft

Die deutschen Sparkassen dürfen das Berichtsjahr 2010 als erfreulich werten. Die Ergebnisrechnung zeigt Zuwächse im operativen Geschäft (siehe Seite 359f), die Risikolage ist vergleichsweise entspannt und hat sich besonders im Kreditgeschäft viel besser entwickelt als es vor einem Jahr zu befürchten war. Die Kapitalausstattung konnte in Richtung künftiger Basel-III-Anforderungen verbessert werden. Und selbst die klassischen Kennziffern Cost Income Ratio (60,6 Prozent) und Eigenkapitalrendite (10,8 Prozent) bewegen sich in Größenordnungen, die angesichts der Startbedingungen in das Geschäftsjahr 2010 als unerwartet gut bezeichnet werden können.

Wie die Auswirkungen auf die Wettbewerbsposition der Sparkassen in den verschiedenen Marktsegmenten zu bewerten ist, lässt sich anhand der Zahlen des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes für Außenstehende oft nicht so genau abschätzen, denn bei aller Orientierung an amtlichen Statistiken werden wie bei den anderen Verbänden oft spezielle Segmente herausgegriffen und damit nur Ausschnitte aus dem Gesamtbild gezeigt. So verweist der DSGV auf Basis der Bundesbankzahlen zwar auf einen um einen Prozentpunkt auf 24,3 Prozent gewachsenen Marktanteil der Sparkassen bei gewerblichen Krediten und zusammen mit den Landesbanken (minus 0,5 Prozentpunkte) auf einen per saldo um 0,5 Prozentpunkte gestiegenen Marktanteil der öffentlich-rechtlichen Institute auf insgesamt 42,2 Prozent. Und bei den privaten Wohnungsbaukrediten (plus 0,5 Prozentpunkte auf 33,4 Prozent) sehen sich die Sparkassen und beim Nettoneugeschäft im Bausparbereich (plus o,4 Prozentpunkte auf 37,1 Prozent) die Landesbausparkassen ebenfalls im Aufwind. Doch im Einlagenbereich fehlt die konkrete Einordnung im direkten Wettbewerbsvergleich. Das Plus von 11,6 Milliarden Euro bei den Kundeneinlagen von Privatpersonen wird zwar in einen Marktanteil der Sparkas-sen-Finanzgruppe von 42,6 Prozent umgerechnet (Genossenschaftssektor 26,9 Prozent), ob das im Vergleich zu den Vorjahren eine Verbesserung war, wird aber nicht kommuniziert.

Auch wenn der DSGV im kleineren Segment der Ratenkredite leichte Marktanteilsgewinne verkündet, werden auf dem Feld der Konsumentenkredite insgesamt für die vergangenen Jahre offen Defizite eingeräumt. Genau diesen soll jetzt mit der Umsetzung zweier Neuerungen offensiv begegnet werden. Ausgangspunkt der Überlegungen ist dabei die zunehmende Verlagerung von Finanzierungen an den Point of Sale. Im Hinblick auf eine verantwortliche Kreditvergabe und angemessene Konditionen für die Kunden, hält DSGV-Präsident Heinrich Haasis diese Entwicklung weiterhin für kritisch. Aber er registriert sie zu Recht als eine Marktgegebenheit, auf die es dringlich zu reagieren gilt.

Das schon seit einigen Jahren erkannte Hindernis, den bundesweit operierenden Handelsunternehmen nicht mit Hunderten einzelner Sparkassen als Vertragspartner am Point of Sale wirksam begegnen zu können, wollen die Sparkassen ab Herbst dieses Jahres mit einem neuen Produkt lösen. Die sogenannte Sparkassen-Card Plus soll als besondere ec-Karte jederzeit Zugriff auf einen gesondert vereinbarten Ratenkreditrahmen bieten, der es den Kunden wiederum ermöglich, sich auch bei größeren Käufen im Einzelhandel nicht als Kreditkunde ausgeben zu müssen. Die Kreditzinsen sind vorher festgelegt, Sondertilgungen sind möglich, und die Sparkasse behält im Idealfall die finanzielle Situation des Kunden im Blick, so die Idee.

Zur Standardisierung des Auto- und Konsumentenfinanzierungsangebotes haben zweitens die Landesbank Berlin und die Deutsche Leasing eine gemeinsame Plattform geschaffen, und wie schon lange angekündigt soll dieses Projekt ab Mitte des Jahres in eine neue Verbundbank, die S-Kreditpartner GmbH münden (Kreditwesen 24-2010) - laut bereits unterzeichneter Absichtserklärung einschließlich der Readybank.

Die neuen Anläufe im Konsumentenkreditgeschäft erinnern an erfolgreiche Muster. Sie lassen den Sparkassen je nach Einschätzung des eigenen Umfeldes und der Marktgegebenheiten die Option, das Verbundangebot zu nutzen oder auch selbst zu produzieren. Auf lange Sicht, so haben Beispiele wie die Deutsche Leasing selbst oder auch die IT-Dienstleister gezeigt, können solche Ideen zu erfolgreichen Verbundprojekten werden.

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