Gespräch des Tages

Sparkassen - Teilweise neue Muster

Sobald es im Geschäftsgebiet der Sparkassen ernsthaft Marktanteile zu verteidigen und damit die Marktbearbeitung zu intensivieren gilt, werden die gruppeninternen Richtwerte von 60 Prozent bei der Cost Income Ratio und von 15 Prozent bei der Eigenkapitalrendite zwar längst nicht mehr sonderlich streng ausgelegt, aber als erster Orientierungspunkt für die Güte der Geschäftsentwicklung sind sie nützlich. Den Sparkassen in Baden-Württemberg bescheinigen beide Kennzahlen ein durchaus gutes Jahr 2010. Die verbesserten 9,7 (8,7) Prozent an bilanzieller Eigenkapitalrendite vor Steuern dürften sich wieder auf guter Augenhöhe mit den anderen Sparkassenregionen bewegen. Und mit rund 56 (57) Prozent lag die Cost Income Ratio einmal mehr in der Spitzengruppe, wobei eine Verbesserung solch aggregierter Zahlen natürlich keine Rücksicht auf mögliche Einzelschicksale nimmt, sprich mögliche Ausreißer nach oben und unten glättet. Eine noch bemerkenswertere Entwicklung hat in Baden-Württemberg im vergangenen Jahrzehnt der ordentliche Aufwand genommen. Lag dieser im Jahre 2000 noch bei 1,69 Prozent der Durchschnittsbilanzsumme, so wurden im Berichtsjahr 1,41 (1,40) Prozent erreicht.

Diese günstige Kostenentwicklung lässt sich sicher zum Teil auf Fusionen sowie einen registrierbaren Abbau bei Geschäftsstellen und Mitarbeitern zurückführen. Ihren Anteil daran dürfte aber nicht zuletzt die mehr und mehr wirksam werdende Bündelung der Kräfte in der IT-Technik haben (siehe auch ZfgK Ausgabe Technik 1-2011).

Als überraschendste und damit bemerkenswerteste Entwicklung der GuV-Rechnung des Berichtsjahres 2010 stufte SVBW-Präsident Peter Schneider aber die Risikovorsorge im Kreditgeschäft ein. Hatte dieses Bewertungsergebnis nach bekanntem Muster bisher zu Beginn eines Aufschwungs immer spürbar zugenommen, so war diesmal dem Volumen nach eine Halbierung auf 300 Millionen Euro zu verzeichnen. Und an der durchschnittlichen Bilanzsumme gemessen bewegte sich das Bewertungsergebnis Kredit mit minus 0,17 Prozent gar in den Regionen der als Ausreißer - weil außerordentlich gut - geltenden Jahre 2006 und 2007.

Zum Teil lässt sich die günstige Risikoposition sicher auf die ungewohnt abrupte Entwicklung des realen Wirtschaftswachstums in Baden-Württemberg zurückführen (von minus 7,4 Prozent in 2009 auf plus 5,0Prozent in 2010). Und natürlich handelt es sich bei dem Bewertungsergebnis Kredit um den Nettoeffekt, sprich man kann daraus nicht ablesen, ob oder inwieweit die benötigten 300 Millionen Euro für 2010 nicht auch aus Zuschreibungen aufgrund der nicht ganz in Anspruch genommenen 600 Millionen Euro aus dem Jahre 2009 profitierten.

Vielleicht darf es sich die S-Gruppe auch an dieser Stelle ein wenig als Erfolg anrechnen, im Zuge des Basel-II-Prozesses das S-Rating als bundesweite Lösung eingeführt und damit den kontinuierlichen Dialog zwischen Sparkassen und ihren Unternehmenskunden über die Risikolage der ausgereichten Kredite eingeführt zu haben. Gerade im Mittelstandsgeschäft ist die Datengrundlage des Systems mittlerweile so groß geworden, dass sich - sei es nach Branchen- und/oder nach typischen Unternehmensmerkmalen - gewisse Risikomuster, besser erkennen lassen als bei einer noch so sorgfältigen regionalen Analyse. Die Risikoeinschätzung bei der Kreditvergabe steht auf einer breiteren und damit zuverlässigeren bundesweiten Datenbasis.

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