Gespräch des Tages

Schuldenkrise - Unbekannte Euro-Retter

Die Bereitschaft, als Steuerzahler für die Euro-Rettung zu haften, sinkt in dem Maße, wie sich die Politiker als unfähig erweisen, das Problem in den Griff zu bekommen. Das zeigt die Marktforschung dieser Tage stets erneut. 68 Prozent lehnen die Haftung der deutschen Steuerzahler nach einer aktuellen bevölkerungsrepräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Toluna ab. Was genau in Sachen Euro-Rettung verhandelt, beschlossen und wieder als unzureichend befunden wird, scheint die Menschen dagegen eher wenig zu interessieren - allzu häufig erwiesen sich vermeintliche Durchbrüche schließlich schon als Makulatur. Kein Wunder also, wenn auch die handelnden Akteure sich nur vergleichsweise geringer Wahrnehmung erfreuen dürfen.

Die Fachleute, so das Ergebnis der genannten Umfrage, sind einem Großteil der Bevölkerung kaum bekannt. Vittorio Grilli, immerhin Leiter des Wirtschafts- und Finanzausschusses der EU, ist schlappen sieben Prozent der Bundesbürger ein Begriff, den neuen EZB-Chefvolkswirt Jörg Asmussen kennen 29 Prozent, und selbst Jean-Claude Trichet schafft es nur auf 43 Prozent Bekanntheit. Vergleichsweise erfolgreich ins Rampenlicht manövriert haben sich dagegen die Politiker, allen voran Angela Merkel (82 Prozent), Silvio Berlusconi (75 Prozent) und Nicolas Sarkozy (73 Prozent). Diese Wahrnehmung ist freilich keineswegs gleichbedeutend mit Kompetenzvermutung. Silvio Berlusconi trauen nur fünf Prozent der Befragten zu, über das nötige Wissen zu verfügen, dem französischen Präsidenten 13 Prozent. Die Bundeskanzlerin wird von knapp jedem Vierten in der Sache für kompetent gehalten und ist damit schon einsame Spitze. Kein Wunder, dass ein wachsender Anteil der Verbraucher allen Umfragen der jüngeren Zeit zufolge um seine Ersparnisse und Altersvorsorge bangt. Da möchte man kein Anlageberater sein.

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