Mangels rentabel erscheinender Anlagealternativen und/oder einfach durch historisch niedrige Kreditzinsen angelockt, investieren Privatleute derzeit gerne in ein neues Eigenheim. Dieser Trend spiegelte sich schon in der Bankberichterstattung für das vergangene Jahr wider. Und vielen Zwischenberichten zur Geschäftsentwicklung in den ersten drei Quartalen 2013 nach hat diese Entwicklung mehr oder weniger unvermindert angehalten. Aus Sicht der Kunden ist das Interesse an Wohneigentum unverändert hoch. Allein für das Jahr 2012 hat die Notenbank in ihrer Ertragsberichterstattung einen Rückgang der Kreditzinsen bei einer Zinsbindungsdauer von fünf bis zehn Jahren von 3,5 Prozent auf 2,8 Prozent registriert, der sicherlich die Attraktivität des privaten Wohnungsbaus erhöht hat. Und auch die Banken zieren sich nicht, dieses gut vertraute Geschäftsfeld intensiv zu bearbeiten. Vielfach dient es als Ausgleich für andere Segmente, beispielsweise das Wertpapiergeschäft, in denen sich derzeit bei Weitem nicht die geplanten Volumina erreichen lassen. Was nutzt die in den vergangenen Jahrzehnten bei breiten Bevölkerungsschichten mühsam verankerte Einsicht in die Notwendigkeit einer privaten Altersvorsorge, wenn sich die in Aussicht stehende Verzinsung momentan zu Recht nach einem Werteverzehr anfühlt? Da gilt die eigene Immobilie eindeutig als bessere Variante der Daseinsfürsorge. Doch erwachsen aus dem florierenden Geschäft mit der privaten Baufinanzierung nicht längst neue Risiken? Lassen sich aktuell massenhaft Häuslebauer auf Objekte und Kredite ein, die sie nach Ablauf der Zinsbindung in einem veränderten Umfeld mit eventuell gestiegenen Zinsen nicht mehr stemmen können? Schon in ihrem Finanzstabilitätsbericht aus dem November 2012 hatte die Deutsche Bundesbank den Blick auf die mögliche Gefahr einer Immobilienblase gelenkt. Und seither weist sie immer wieder behutsam darauf hin, die Bildung von Klumpenrisiken aus der privaten Wohnungsbaufinanzierung sehr genau im Auge zu haben.
Für eine höhere Risikobereitschaft der privaten Investoren konnte die Notenbank allerdings keine Anzeichen finden. Im Gegenteil, ihrer Einschätzung nach ist der kreditfinanzierte Anteil beim Bau oder Kauf einer Immobilie in den vergangenen Jahren eher etwas zurückgegangen. Gestützt wird diese Vermutung nun durch aktuelle Zahlen der Transaktionsplattform Europace, die rund 15 Prozent aller privaten Baufinanzierungen in Deutschland abdeckt. Bei privaten Bauherren lag demnach der durchschnittliche Beleihungsauslauf im September 2013 bei 77,28 Prozent. Gegenüber dem vergangenen Jahr mit einem Beleihungsauslauf von 78,36 Prozent bedeutet das einen leicht erhöhten Anteil des Eigenkapitals. Von einer massiven Erhöhung des Risikos kann an dieser Stelle also nicht die Rede sein. Auch der Blick auf die Tilgungssätze der Privaten zeigt, dass die Erwerber gezielt Zinsbindung und Tilgung kombinieren, um ihren Kredit schneller abzuzahlen: 70 Prozent der Kauf- und Baufinanzierungen mit einer verhältnismäßig kurzen Zinsbindung von weniger als zehn Jahren wird aber im Gegenzug mit mehr als 1,5 Prozent getilgt. Der Anteil der Finanzierungen, die sich das derzeit niedrige Zinsniveau für zehn oder weniger Jahre sichern, und dennoch weniger als 1,5 Prozent tilgen, sank auf 15 Prozent. Darüber hinaus wählen 70 Prozent der Darlehensnehmer Sondertilgungsoptionen in Höhe von fünf Prozent pro Jahr und nutzen diese auch. Die Häuslebauer, so darf man die Zahlen interpretieren, behalten derzeit einen kühlen Kopf und haben ihre Risiken im Blick.
Diese Bewertung beschreibt freilich nur den Status vor dem Hintergrund der aktuellen Wirtschaftslage. Hält man hingegen ein Szenario der allmählichen Rückkehr zu normalen geldpolitischen Verhältnissen für möglich oder auch eine erneute Verschärfung der weltweiten Verwerfungen durch die Staatsschuldenkrise mit spürbaren arbeitsmarktpolitischen Folgen, dann werden einige Engagements von privaten Bauherren neu durchgerechnet werden müssen. Und das wiederum könnte Folgen für allzu einseitig auf die Baufinanzierung fokussierte Kreditinstitute haben.