Gespräch des Tages

Landesbanken II - "Verantwortungskultur" im Süden

"Was immer Du schreibst - schreibe kurz, und sie werden es lesen; schreibe klar, und sie werden es verstehen; schreibe bildhaft, und sie werden es im Gedächtnis behalten". Das, was der US-amerikanische Journalist und Verleger Joseph Pulitzer seiner Zunft so empfiehlt, kann man in diesen bewegten Tagen jedem Bankvorstand nur raten. "Was immer Du sagst - ...". Beispielhaft hierfür war der erste Auftritt von Michael Kemmer als neuem Vorstands vorsitzenden der Bayerischen Landesbank. Offen, für jedermann verständlich und schonungslos hat der frühere DG- und HVB-Banker den keineswegs schönen Abschluss seiner ebenfalls von der Sub-prime-Krise gebeutelten Landesbank erläutert. Auf 4,3 Milliarden Euro summieren sich die Belastungen, nicht die Verluste, wie in der Öffentlichkeit manchmal sehr plakativ, aber doch falsch dargestellt. Sie setzen sich zusammen aus zwei Milliarden Euro Neubewertungsrücklage, 1,1 Milliarden Euro Abwertung der Handelsbestände und 1,2 Milliarden Euro an sogenannten Impairments, also drohenden Ausfällen. Lobenswert ist zudem, dass sich die Bayern-LB nicht damit begnügt hat, über das abgelaufene Geschäftsjahr 2007 zu berichten, sondern die erheblich unangenehmeren, natürlich "höchst vorläufigen" Zahlen per Ende März 2008 vorstellte. Stand heute rechnet die Bayern-LB für das gesamte Portfolio von 32 Milliarden Euro mit Ausfällen von 1,2 Milliarden Euro, davon sind bislang lediglich 100 Millionen Euro oder 0,4 Prozent der vereinbarten Zins- und Tilgungszahlungen eingetreten.

Doch es gab keineswegs nur Hiobsbotschaften, sondern auch eine Reihe guter Nachrichten: Die Bank macht keinen Verlust, sondern weist mit 175 Millionen Euro einen zwar kleinen, aber immerhin noch einen Gewinn aus. Die Dividende bleibt mit sieben Prozent unverändert, was das Land Bayern und die bayerischen Sparkassen als Eigentümer freuen wird. Noch mehr Erleichterung werden diese aber darüber verspüren, dass vorerst keine Kapitalmaßnahmen dringlich sind. Die Bank hat abgesehen vom Finanzanlagebereich ein solides Fundament: Im Whole-Sale-Geschäft belief sich das Ergebnis vor Steuern auf 557 Millionen Euro, im Immobiliengeschäft auf 210 Millionen Euro und die Konzerntöchter Hypo Alpe Adria und MKB in Ost- und Südosteuropa und die DKB in Deutschland steuern 413 Millionen Euro bei. Hiervon kommen allein rund 200 Millionen Euro von der nicht unumstrittenen, weil bundesweit und direkt aktiven DKB. Der Anteil der Retailsparte soll in den kommenden Jahren auf rund 40 Prozent steigen. Der Zinsüberschuss im Konzern legte vor allem durch eine Ausweitung des Kundengeschäfts um 19 Prozent auf 2,17 Milliarden Euro zu. Man glaubt es Michael Kemmer dann auch, wenn er voller Überzeugung sagt: "Wir sind ein gute und starke Bank mit einer starken Eigenkapitalbasis".

Um auch künftig die Handlungsfreiheit der Bayern-LB sicherzustellen arbeiten Bank und Eigentümer an einer Abschirmlösung. Im Ergebnis soll die Landesbank selbst das sogenannte "First Loss Piece" in Höhe von 1,2 Milliarden Euro tragen, weitere 4,8 Milliarden Euro werden von den Eigentümern in Form von Garantien zur Verfügung gestellt. Sollte dies wie bei der WestLB durch Auslagerung des Portfolios in eine Zweckgesellschaft erfolgen, hätte dies dieselbe angenehme Konsequenz, dass Neubewertungsrücklage und Abschreibungen im Handelsgeschäft sofort aufgelöst werden können.

Bei allem Respekt vor der Offenheit und der Transparenz, bei allem Verständnis für die Unvorhersehbarkeit eines völligen Marktzusammenbruchs in gewissen Bereichen, es bleibt die Frage, was eine deutsche Landesbank mit rund 32 Milliarden Euro in keineswegs immer zweifelsfrei risikoarmen Anleiheformen zu suchen hat. Die überbordende Liquidität kann man auch anders anlegen - weniger rentabel zwar, aber auch weniger aufregend.

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