Gespräch des Tages

Landesbanken II - Schwierige Hausaufgaben

Die Landesbank der Zukunft wird kein reiner Wholesaler sein. Sie wird auch in Deutschland und keinesfalls nur im Ausland Geschäfte machen. Und die Marktausschöpfung muss komplementär zu den Sparkassen erfolgen. Das sind zumindest die Erwartungen des Präsidenten des Bundesverbandes öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), Siegfried Jaschinski. Auf der Eigentümerseite dagegen wird es keine Veränderungen, sprich keinen Rückzug des Staates geben. Denn die Geldmittel der Sparkassen, neben den Ländern die zweite große Eigentümergruppe der Landesbanken, sind erschöpft, was sich jetzt in der Krise schon zeige. Die Möglichkeiten, die ehemaligen Girozentralen mit frischem Kapital auszustatten seien begrenzt. Auch deswegen würden die Bilanzsummen der Institute kleiner werden. "Deleveraging" sei das Stichwort für alle Landesbanken. Auf der Ertragsseite müssten für eine erfolgreiche Zukunft neue Profitcenter entstehen, die alten hätten zu stark in den Handelsbereichen gelegen, war Selbstkritik zu hören.

Ein wenig überraschend an den Visionen des Präsidenten war die eigentlich nur beiläufige Erwähnung des Retailgeschäfts und die große Betonung der Mittelstandsfinanzierung. Schließlich klang das in der Vergangenheit noch anders. Schließlich freut man sich in Stuttgart, Jaschinski ist in seiner Hauptfunktion Vorstandsvorsitzender der LBBW, schon lange über gute Privatkunden im "Ländle" und vor allem dank der BW Bank über die Sparkassenfunktion in Stuttgart. 40 Prozent solle dieser Bereich zu den Erlösen besteuern, sagte Jaschinski noch auf der Bilanzpressekonferenz seines Hauses im Frühjahr. Davon ist heute keine Rede mehr. Im Gegenteil: Der Wettbewerb im Retail sei so hart, dass man schon mehrere Millionen Kunden brauche, um dieses Geschäftsfeld nachhaltig erfolgreich aufzustellen - vor allem auf der Kostenseite. Aktuell dagegen lägen große Chancen in der Mittelstandsfinanzierung. Hier brauchen die Primärbanken im Sparkassen- wie Genossenschaftssektor derzeit mehr denn je die Unterstützung ihrer Zentralinstitute, da die Unternehmen angesichts der Zurückhaltung der privaten Großbanken mit zahlreichen, auch großen Forderungen an die Verbünde herantreten.

Fusionen unter Landesbanken scheiterten derzeit nicht an der Abwägung von Sinn oder Unsinn, sondern an ganz handfesten betriebswirtschaftlichen Kriterien, so Jaschinski. Hauptargument dabei seien die Refinanzierungsbedingungen. Denn solange jeder Partner für sich alleine besser refinanzieren könne als ein gemeinsames Institut, werde abgewartet. Da die Refinanzierungspartner in der Regel die gleichen sind, kommt es bei Zusammenschlüssen aufgrund der Vorschriften der Großkreditrichtlinie zu Kürzungen der Kreditlinien. Das kann sich im Moment niemand leisten, da kaum andere Möglichkeiten der Geldbeschaffung zur Verfügung stehen. Der Geldmarkt ist für die Banken tot, wenn überhaupt gibt es frische Liquidität nur zu stark überhöhten Konditionen. Und auch der Absatz von Bank- beziehungsweise Unternehmensschuldverschreibungen stagniert. Daran wird sich in naher Zukunft kaum etwas ändern. Von daher ist es nur allzu verständlich, dass es die öffentlich-rechtlichen Spitzeninstitute sind, die trotz der erheblichen Hürden als erste das Rettungs paket des Staates in Anspruch nehmen. Eine rosige Zukunft sieht wahrlich anders aus.

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