Gespräch des Tages

Landesbanken - Die Helaba stört!

Es ist zweifellos ein ordentliches Ergebnis, das der scheidende Helaba-Chef Günther Merl jüngst mit sicht- und hörbarem Stolz verkündet hat. Nach "mehr als dreißig Jahren in führenden Funktionen für unsere Bank" sieht er die "angesichts dieser überwältigenden Herausforderungen" gesetzten "ehrgeizigen Ziele" heute "ganz überwiegend als erreicht an". Es sei in den vergangenen sieben Jahren gemeinsam mit den Eigentümern gelungen, ein "nachhaltig zukunftsfähiges Geschäftsmodell" für die Helaba zu entwickeln. Dieses beruhe auf der "wirtschaftlichen Einheit von Sparkassen und Landesbank", gelte "bis heute als die Benchmark für regionale Verbundmodelle in Deutschland" und "bietet großes Potenzial zur Weiterentwicklung auf Stand-Alone-Basis". In diesen sieben Jahre sind "das Geschäftsvolumen um 36 Prozent, die Kundenforderungen um 45 Prozent, das bilanzielle Eigenkapital um 39 Prozent, die § 340f-Reserven um 193 Prozent, der Jahresüberschuss um 342 Prozent und die Dividende um 50 Prozent" gestiegen. Und das, obwohl in diesem Zeitraum gleich zwei Bankenkrisen fielen, die Kreditkrise zwischen 2001 und 2003 und die immer noch anhaltende Finanzkrise. Bei alldem hat zum einen das Augenmaß eine Rolle gespielt, die Bodenhaftung, die man hier in Frankfurt an den Tag legt und das stringente Risikomanagement, zum anderen aber auch das Glück. Wäre die Fraspa nicht in so große Schwierigkeiten geraten, dass sie fusioniert werden musste, es gebe den Helaba-Konzern in dieser Form heute nicht.

Operativ, so der Vorstandschef weiter, der im September das Ruder am liebsten an einen Nachfolger aus den eigenen Reihen übergeben würde, war das abgelaufene Geschäftsjahr 2007 "ein sehr erfolgreiches Jahr". Der Zinsüberschuss legte bereichert um ordentliche Auflösungen von nicht mehr benötigten Einzelwertberichtigungen um 26,5 Prozent auf 1,04 Milliarden Euro zu, der Provisionsüberschuss stieg um 12,3 Prozent auf 215 Millionen Euro. Die Kosten wuchsen moderat um knapp fünf Prozent auf 898 Millionen Euro. Überall hier sind vor allem die Frankfurter Sparkasse, aber auch die vollkonsolidierte Hannover Leasing wohl zu spüren. So weit, so gut. Wenn da nur nicht die allgemeine Finanzkrise auch bei der Helaba deutlich durchschlagen würde. So stand im dritten Quartal ein Verlust von 66 Millionen Euro zu Buche, im vierten Quartal sogar von 92 Millionen Euro.

Für das Gesamtjahr heißt das: Das auf minus 126 Millionen Euro herabgerauschte Handelsergebnis, das negative Ergebnis aus Sicherungszusammenhängen und Derivaten von minus 62 Millionen Euro und das auf 16 Millionen Euro halbierte Ergebnis aus Finanzanlagen führen zu einem um knapp 19 Prozent niedrigerem Jahresüberschuss und einem dank niedrigerer Steuerbelastung "nur" um knapp vier Prozent gesunkenem Konzernjahresergebnis. Dies seien aber lediglich Bewertungsverluste, versuchte Finanzvorstand Hans-Dietrich Brenner zu relativieren, tatsächliche Verluste aus dem Handelsbestand seien bislang noch nicht angefallen. Damit rechnet die Helaba offensichtlich auch nicht mehr. Im Gegenteil: "Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Bewertungsverluste wirtschaftlich für uns stille Reserven darstellen", so Brenner.

Es könnte also alles so schön sein in Frankfurt. Wenn, ja wenn die Helaba nicht so furchtbar stören würde. Sie stört all diejenigen, die eine - selbstverschuldete und damit notwendige - Konsolidierung der Landesbanken fast zwanghaft herbeireden wollen. Denn die Helaba muss nicht fusionieren. Sie stört auch all jene, die eine weitere Vertikalisierung als ebenso zwanghaft ansehen und aus der schönen deutschen vielfältig präsenten Sparkassenlandschaft ein überschaubares Konstrukt aus einer Handvoll Großsparkassen machen möchten. Zwar ist das aufgrund des Widerstandes der hessischen Sparkassen um Verbandspräsident Böhmer zwar für die Helaba derzeit kein Thema, was Merl lediglich "zur Kenntnis" nimmt. Doch auch Böhmer geht im Februar kommenden Jahres in den Ruhestand. Dann wird es vom künftigen Kopf abhängen, ob die Helaba auf Taunussparkasse, auf Offenbacher Sparkasse, auch auf Naspa hoffen darf. Selbst wenn sie es nicht bräuchte. Diejenigen aber, die klare Geschäftsmodelle für Landesbanken sehen wollen, die durchaus einen Nutzen in der Arbeitsteilung zwischen Zentral- und Primärinstituten zu schätzen wissen, und die nicht nur nationale Champions möchten, die freut die Helaba!

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