Gespräch des Tages

Kreditgenossen - Gespannte Wachsamkeit

Eines kann man den Vorständen des Bundesverbandes der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken dieser Tage sicher nicht vorwerfen. Nämlich dass sie nicht ausgesprochen aufmerksam beobachten würden, was da in Basel, Brüssel und Berlin an neuen Regulierungsideen ausgeheckt wird und welche Konsequenzen das für die deutsche Bankenlandschaft und damit auch die deutsche Wirtschaft insgesamt haben könnte. Das ist im ureigensten Interesse: Denn dass mit den Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften vor allem die beiden gesunden und funktionierenden Bankenstrukturen in Europa, die Kreditgenossenschaften und die Sparkassen, nicht angemessen, weil zu stark belastet werden und auch der deutsche Mittelstand, eine der tragenden Säulen der deutschen Volkswirtschaft, die nun für allerlei Europäisches haften darf, in Mitleidenschaft gezogen werden wird, ist offensichtlich. Nur im politischen Berlin ist das noch nicht ausreichend angekommen, denn immer noch kämpfen die Verantwortlichen der Kreditwirtschaft ohne spürbare Unterstützung.

Und anders als die Sparkassen, die getreu dem Motto "Es ist noch immer gut gegangen" wohl auch weiterhin nicht von dem Schlimmsten ausgehen, sind die Kreditgenossen skeptische Rufer in der Wüste. Ein paar Beispiele: Eine europäische Bankenunion sei keine sinnvolle Idee, da es dann zwar eine europäische Haftungsgemeinschaft gäbe, aber keine ausreichenden Kontrollrechte für die Gemeinschaft. Wozu brauche man eine einheitliche europäische Einlagensicherung, die zulasten der deutschen Sparer ginge, wenn bereits eine zu Ende verhandelte Einlagensicherung auf dem Tisch liege? Der EZB fehlen derzeit die Instrumente, die Aufsicht auch vollziehen zu können. Um den Aufsichtsmechanismus für die Eurozone zu etablieren, nimmt die EU offenbar sogar eine Spaltung des Binnenmarktes in Kauf, denn die neue Aufsichtsbehörde wird keine gemeinsame Aufsicht über den gesamten Binnenmarkt ausüben. Warum werden Handelsgeschäfte aufsichtsrechtlich immer noch besser gestellt als solide Kredite an gesunde Mittelständler? Der Liquiditätsausgleich zwischen Ortsbanken und Zentralbanken als quasi interner Geldmarkt funktioniert reibungslos. Starke Worte einer starken Bankengruppe, die es verdient hätten, besser gehört zu werden.

Schade, dass darüber die Freude über eine erneutes sehr gutes Jahr für die deutschen Kreditgenossenschaften ein wenig verloren gehen kann. Der konsolidierte Jahresüberschuss verfehlte mit 4,5 Milliarden Euro zwar deutlich das Vorjahresergebnis von 6,1 Milliarden Euro. Das lag aber nahezu ausschließlich an den vorgenommenen Abschreibungen auf Wertpapiere, in der Regel Staatsanleihen europäischer Länder, bei denen es sich aber noch keineswegs um realisierte Verluste handele, wie BVR-Präsident Uwe Fröhlich betonte. Der Zinsüberschuss stieg um 2,5 Prozent auf 19,431 Milliarden Euro und die Gruppe konnte aus einbehaltenen Gewinnen das Eigenkapital nach IFRS um 5,1 Prozent auf 65,4 Milliarden Euro aufstocken. Da die Möglichkeiten zu Gewinnsteigerungen angesichts des Umfelds aber nicht einfacher werden, rückt künftig natürlich die Kostenseite stärker in den Fokus. Hier ist allerdings in Sachen Fusion der beiden verbliebenen Rechenzentren, die einmal mehr nicht an Sachfragen gescheitert ist, noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Richtig wichtig wäre das.

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