Gespräch des Tages

KfW - Neue Kleinkredite für den "Jobmotor" Mittelstand

Die gute Nachricht gleich vorweg: Rund eine halbe Million neue Jobs wird der deutsche Mittelstand bis zum Jahresende wohl neu geschaffen haben, schätzt die KfW. Ihre optimistische Einschätzung gründet die Förderbank auf ihr alljährlich zur Herbsteszeit vorgestelltes "Mittelstandspanel", in dessen Rahmen sie den deutschen Mittelstand zu seiner Finanzierungs- und Konjunktursituation befragt. Mit dessen Ergebnissen trifft sie in eine Zeit, in der die wirtschaftliche Stimmung in Deutschland allgemein auf dem Weg der Besserung zu sein scheint. Die Bundesregierung darf endlich geringere Arbeitslosenzahlen vermelden, die Kanzlerin hat auf absehbare Zeit Deutschland wieder als Lokomotive in Europa auserkoren und selbst das Boulevardblatt titelt: "Der Aufschwung ist da!" Jedenfalls bleibt der Mittelstand auch im Jahr 2006 der oft zitierte "Jobmotor" Deutschlands: Haben Großunternehmen und die öffentliche Hand von 2003 bis 2005 zwischen 100 000 und 300 000 Stellen abgebaut, so die Statistik der Förderbank, steigerten kleine und mittelgroße Unternehmen die Zahl ihrer Beschäftigten gleichzeitig um rund 400 000. Dass per Jahresende 2005 mit 24,8 Millionen Menschen fast zwei Drittel der Erwerbstätigen bei jenen Mittelständlern beschäftigt waren, unterstreicht die Bedeutung der KMU für die Wirtschaft einmal mehr.

Gleichwohl sieht die Förderbank Handelsbedarf. So hätte die Zahl der Neueinstellungen bei kleinen und mittelgroßen Betrieben im Jahr 2005 laut KfW-Studie um bis zu 44 000 höher ausfallen können, müssten die Unternehmen nicht mit Finanzierungsproblemen kämpfen; insgesamt bis zu 24 Milliarden Euro, so die Schätzung, seien verspätet oder gar nicht investiert worden. Und auch wenn sich die Anzahl der abgelehnten Kreditwünsche im Jahr 2005 von 350 000 auf 170 000 mehr als halbiert hat und wenn von Betrieben mit weniger als fünf Beschäftigten nach 50 Prozent im Vorjahr nur noch 35 Prozent keine Bankenfinanzierung auf die Beine stellen konnten, so hatte dies doch zur Konsequenz, dass etwa ein Drittel der betroffenen Firmen die erhofften Investitionen ganz streichen musste. Das ist zwar nicht unbedingt eine echte Kreditklemme, aber deutliches Potenzial - um sich der vorweihnachtlichen Tendenz zum Optimismus hinzugeben.

Eine hohe Bedeutung kommt diesen Finanzierungslücken aus Sicht der KfW freilich zu, weil deren Umfrageergebnisse die unmittelbare Verknüpfung von Investitionen und neuen Arbeitsstellen herstellen: Investierende Unternehmen, so heißt es in der Studie, stellten im Schnitt 1,7 Prozent mehr Mitarbeiter jährlich ein, nicht investierende Betriebe bauten hingegen Personal ab. Wachstumschancen sieht die Förderbank insbesondere bei jungen, forschenden, innovativen "Start-ups"; zumindest die ersten beiden dieser drei Qualitäten dürften aufgrund der höheren Ausfallrisiken und Bearbeitungskosten allerdings bei einigen Kreditinstituten eher Zögern hervorrufen. Die Studie unterstreicht dies: So habe sich der Anteil derer, die sich durch die Institute schlecht beraten fühlte, gegenüber 2004 etwa verdoppelt. Auch die unausgeglichene Nutzung von moderneren Finanzierungswegen bemängelt die KfW. Während die größeren Mittelständler (50 Mitarbeiter und mehr) zunehmend auch alternative Finanzierungsformen wie Beteiligungen und Mezzanine-Kapital nutzten, hängt die Finanzierung bei kleineren Unternehmen zu oft noch an Bankkrediten mit kurzer Laufzeit - mit der bekannten Konsequenz, dass durch die hohen Kosten neue Investitionen unterbleiben.

An den bemängelten Stellen Abhilfe schaffen will die Förderbank nun selbst. Zum einen soll ein neuer kleinvolumiger Standardkredit gerade Unternehmen mit weniger als fünf Mitarbeitern eine günstige Finanzierungsmöglichkeit bieten. Die Förderbank will dabei die Kosten durch eine pauschale Refinanzierung im Rahmen halten. Zum zweiten soll sich ein Spezialkredit direkt an Unternehmensgründer richten. Das Besondere: Die Staatsbank übernimmt dabei das volle Ausfallrisiko für die Banken. Zumindest auf dem Papier räumen beide Produkte also die von den kleinen und mittelgroßen Firmen genannten Rückhaltegründe der Banken aus dem Weg. Spätestens in einem Jahr wird die KfW verkünden, ob die Maßnahmen auch angeschlagen haben.

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