Gespräch des Tages

Investmentfonds - Ucits: Simplizität versus Transparenz

Es ist gleich die erste Grafik im dritten Quartalsbericht des europäischen Fondsverbands Efama, und es ist zugleich die ernüchterndste: Satte 83 Milliarden Euro haben die Anleger von Juli bis September aus Ucits-Anlagen (Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities) abgezogen. Bei Zuflüssen von 30 und 18 Milliarden Euro in den beiden ersten Berichtszeiträumen errechnet sich ohne das Schlussquartal, also per September 2011, damit ein Minus von 35 Milliarden Euro für diese politisch erwünschte Fondskategorie. Gleichzeitig flossen Spezialfonds europaweit knapp 65 Milliarden Euro zu. Verlieren Ucits-Produkte in der Wahrnehmung der Investoren und Anleger also immer mehr an Ansehen?

Ganz so einfach ist der Vergleich schon aus zweierlei Gründen nicht. Denn zum einen waren Spezialfonds zumindest in Deutschland, aber auch andernorts, schon in der Vergangenheit bei institutionellen Investoren die Anlageform der ersten Wahl, weil sie speziellere Konstruktionen erlauben und sich über die Jahre etabliert haben. Zum anderen sind es, so wird in der Branche betont, hierzulande fast ausschließlich private Anleger, die ihr Geld derzeit aus Fonds abziehen.

Geldmarktfonds haben aus Sicht der Privaten schlicht an Attraktivität verloren, weil es einlagengesicherte Tagesgeldanlagen gibt, deren Zinssätze mitunter deutlich höher als die an den Geldmärkten liegen. Bei Aktienfonds, die ebenfalls unter erheblichem Mittelentzug standen, kommt das altbekannte Problem des typischerweise prozyklischen (Fehl-)Verhaltens von Privatanlegern ins Spiel, die gerne in entsprechende Anlagen investieren, wenn die Kurse hoch sind. Und der Vertrauensverlust bei den Offenen Immobilienfonds resultiert aus dem Fristenproblem, also der grundsätzlichen Schwierigkeit, in langfristige Objekte zu finanzieren, aber täglich handelbar sein zu müssen (siehe auch Immobilien & Finanzierung 1-2012). Auch durch das Gütesiegel Ucits lassen sich solche Trends in Deutschland und Europa nicht überdecken.

Ohnehin ist das Ziel der Ucits-Richtlinie, mit einem einheitlichen Vertrieb in Europa und neuen Produktkonstruktionen einen innereuropäischen Wettbewerb zu forcieren, insbesondere in den größeren Märkten allerdings auch nicht im angestrebten Maße erreicht worden. Neue ausländische Akteure konnten sich hierzulande nicht in nennenswertem Maße in den Markt drängen. Außerhalb der EU sieht es da durchaus anders aus. In Asien oder Lateinamerika etwa können europäische Fondsgesellschaften ihre Produkte mit dem "EU-Gütesiegel" gut bewerben und melden mit ihren Verbänden durchaus Erfolge.

Bevor sich das Gütesiegel Ucits allerdings wirklich weltweit etabliert hat, droht nun Gefahr "von innen". Denn insbesondere mit der in der neuen Finanzinstrumente-Richtlinie MiFID II angedachten Aufspaltung in nicht-komplexe und komplexe Ucits-Produkte könnte deren beworbene Simplizität aufgebrochen werden und damit ein wichtiges Verkaufsargument verloren gehen. Zwar mag die Trennung inhaltlich richtig sein, weil Produkte mit möglicherweise riskanteren (gleichwohl bereits jetzt Ucits-konformen) Strategien gesondert deklariert würden. Aus dem Blickwinkel einer leicht verständlichen Produktkategorie für den europäischen Markt - und unter diesen wurde die Fondsrichtlinie ja stets konzipiert - könnte die entstehende Fragmentierung aber nachhaltigen Schaden anrichten. Ob ein ohnehin wenig greifbarer Transparenzgewinn das wert ist?

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