Gespräch des Tages

Hypovereinsbank/Unicredit - Integration abgeschlossen, jetzt wird expandiert

Man sei gegenwärtig sehr "relaxt", hieß es gleich zu Beginn der Bilanzpressekonferenz der Münchener Hypovereinsbank zum Berichtsjahr 2006. Dass diese Gelassenheit dabei nicht von ungefähr komme, wurde auch gleich doppelt untermauert. Zum einen nämlich mit den Ergebnissen des letzten Geschäftsjahres. Dazu nur kurz: Nach Steuern wurde nach einem Minus von 127 Millionen Euro im Vorjahr ein Ertrag von 1,64 Milliarden Euro eingefahren (auch wenn die Steigerung nach der Berücksichtigung von Sondereffekten deutlich geringer ausfällt), die Eigenkapitalrendite nach Steuern belief sich auf 22,1 Prozent und die Cost Income Ratio wurde um 12,4 Prozentpunkte auf 62,1 Prozent verbessert. Damit dürfte auch die neue Konzernmutter Unicredit im ersten Jahr der vollen Zugehörigkeit der Tochter zufrieden gestellt sein, immerhin trug der deutsche Arm damit ein gutes Sümmchen zum Gewinn der gesamten Gruppe bei (der übrigens parallel in Italien auf gut 5,4 Milliarden Euro und damit fast zwei Drittel höher als im Jahr zuvor beziffert wurde).

Zum anderen sieht man in München aber auch einen gewaltigen Berg an Arbeit erfolgreich hinter sich gebracht. Die Integration in den Unicredit-Konzern sei - zumindest weitestgehend - nunmehr abgeschlossen. Nach der Umsortierung der internen Divisionen nach italienischem Vorbild, der Veräußerung der Activest an die Konzernschwester Pioneer und der Übergabe der Österreich- (und Osteuropa-)Aktivitäten an Unicredit, um nur einige Maßnahmen zu nennen, sei das Gros der organisatorischen Synergien - samt Stelleneinsparungen - ausgeschöpft. Nicht zuletzt hat die Schlankheitskur der HVB auch ordentlich Geld in die Kassen gespült, die damit voll sind für Zukäufe.

Man darf also in München wirklich gelassen sein. Oder? Ganz so überraschend schnell kann eine Integration solcher Größenordnung freilich noch nicht abgeschlossen sein, zumindest nicht vollständig. Trotz der beachtlichen Geschwindigkeit der organisatorischen Maßnahmen gilt es nämlich noch einige "Integrations- Löcher" zu stopfen. Zum einen wäre da die Zusammenlegung der gruppenweiten Aktivitäten im Investmentbanking. Mit einem Anteil von gut 60 Prozent in dieser Division soll die HVB innerhalb des Konzerns als Kompetenzzentrum auch die übrigen Aktivitäten von Unicredit, insbesondere deren Tochter UBM, alsbald übernehmen. Außerdem gilt es, die Mitarbeiter in allen vier Geschäftsbereichen zu motivieren. Die Fluktuation lag im ersten Jahr nach der Übernahme mit 8,6 Prozent nämlich vergleichsweise hoch. Das hilft zwar beim weiterhin geplanten Arbeitsplatzabbau. Aber es kratzt auch an der Motivation der verbleibenden Truppe. Und nicht zuletzt muss auch die IT noch zusammengebracht werden. Das sei gegenwärtig schon in der Mache und soll am 3. Oktober 2008 in einem "Big Bang" enden. Freilich einem von der guten Sorte.

Schließlich wäre da noch eine weitere Lücke in der Integration: Bislang hält die italienische Mutterbank lediglich rund 95 Prozent der Anteile an dem Münchner Institut. Dass der Squeeze-out dabei zumindest aufwendig werden kann, zeigt allein die Einladung zur Hauptversammlung: Diese wurde zum einen verschoben, um sich und den Aktionären eine zweite, außerordentliche HV zu ersparen. Und zum Zweiten hat das Unternehmen, vorsichtshalber, gleich einmal für zwei Tage eingeladen. Auch für den Vorstand sei der Vorgang mit Emotionen behaftet, hieß es noch. Ebenso: Das Arbeiten innerhalb der Gruppe sei gegenwärtig schwierig, weil bei jeder Entscheidung im Sinne der Anleger sichergestellt werden müsse, dass diese auch für die HVB alleine Vorteile bringt. Sind die Anteilseigner erst einmal "herausgedrückt", wird man sich auch an dieser Stelle entspannen dürfen.

Von den verbleibenden Baustellen lässt man sich in München allem Anschein nach aber wenig beeindrucken. Immerhin hat man mit entsprechenden Vorgängen ja mittlerweile auch Erfahrung. Und deswegen gibt die Bank wieder Geld für Wachstum aus. So etwa bei der Präsenz hierzulande. Ausgebaut werden soll zunächst das deutsche Filialnetz, und das über alle Sparten. Auch weitere Zukäufe kann man sich vorstellen, so lange der Partner passt. Schnellschüsse freilich dürften hier aber nicht zu erwarten sein, die Bank hat sich selbst einen Investitionszeitraum von drei Jahren gegeben. Und dann ist da ja noch "Berlin". Ein Angebot für die stark umgarnte Landesbank hat auch die HVB abgegeben. Allerdings rechnet man sich ob des hohen "verbundinternen Interesses" nur geringe Chancen aus. Ohnehin darf man streiten, ob die Ergänzung um das Filialnetz der Landesbank zur gegenwärtigen Aufstellung passt: Das Geschäft mit Privat- und Geschäftskunden lieferte im vergangenen Jahr mit einer Eigenkapitalrendite vor Steuern von 9,3 Prozent den niedrigsten Wert aller HVB-Divisionen. Auch dem Ausgang in der Hauptstadt wird man in München also mit der demonstrierten Gelassenheit entgegenschauen müssen. Was aber bleibt, ist die Frage nach den Ambitionen der Konzernmutter im deutschen Privat- und Geschäftskundensegment. Sollten es die Italiener nämlich ernst meinen mit ihren Wachstumsankündigungen und nicht nur hinter dem attraktiven Ost-europa-Geschäft her gewesen sein, dann steht den Münchnern trotz des endlich geschafften Turnarounds aus den roten Zahlen noch einiges an Arbeit bevor.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X