Gespräch des Tages

Genossenschaften - Fusionen als Gebot der Stunde

Wenn sich Walter Weinkauf im gegenwärtigen Finanzumfeld Sorgen macht um einige "seiner" (noch) 192 Volks- und Raiffeisenbanken, dann hat dies zum Glück nichts mit Subprime-Krediten zu tun. Hier habe sich der Verbund insgesamt eher als stabilisierende Säule des deutschen Bankenwesens gezeigt. Leider sitzt der Grund für die Sorgen des Präsidenten des Genossenschaftsverbands Frankfurt gleichwohl tief: Rund ein Drittel der Institute aus Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Thüringen und Sachsen könne mit dem gegenwärtigen Produktivitätsniveau nicht auf Dauer bestehen. Die Kriterien (Cost Income Ratio von nicht mehr als 72 Prozent und ein Betriebsergebnis von mindestens 0,9 Prozent der DBS) sind dabei nicht einmal besonders eng gefasst.

Wer hier schnell auf die kleinen Genossenschaften schließt, muss sich allerdings überraschen lassen: Den kleinen, feinen und den großen, mächtigen Instituten geht es vergleichsweise gut. Stattdessen sind es die VR-Banken mit einer Bilanzsumme zwischen 500 Millionen bis einer Milliarde Euro, die sich mit der Effizienz schwer tun. Die offensichtliche Lösung mag dem ein oder anderen Geno-Bänker etwas weh tun: Es muss weiter fusioniert werden. Sieben Zusammenschlüsse seien derzeit geplant, im vergangenen Jahr waren es sechs, davor vier. Das alleine wird beim Blick auf die reine Mathematik aber kaum reichen, selbst wenn einige Institute die "Sanierung" in Eigenregie schaffen. Die Notwendigkeit, sich mit Gleichen zusammen zu tun, exerziert man selbst vor: Noch im Verlauf dieses Jahres soll der Zusammengang mit dem Genossenschaftsverband Norddeutschland unter Dach und Fach gebracht werden. Und das Gebot der Stunde macht man auch für die "Großen" im Verbund geltend, sowohl GAD und Fiducia als Rechenzentren wie auch, natürlich, WGZ und DZ Bank müssen sich alsbald zusammenfinden, so die Forderung aus Frankfurt. Doppelarbeit kann man sich nicht mehr leisten. Das alles ist zwar nicht neu. Aber die Dringlichkeit der Lage wird augenscheinlich immer deutlicher.

Übrigens ist auch das im letzten Jahr geprägte Schlagwort "Zinsspannenersatz" erneut gefallen (Kreditwesen 4-2007): Schon seit Jahren bricht den Banken das originäre Zinsgeschäft schneller weg, als es durch Provisionen der Verbundpartner wieder ausgeglichen werden kann. Bei einem von 29,1 auf 30,5 Prozent angestiegenen Anteil des Vermittlungsgeschäfts wird man sich überlegen müssen, ob dessen Honorierung angemessen ist. Es darf in der Tat nicht sein, dass der hauseigene Kredit einem Bausparvertrag von Schwäbisch Hall oder einem Finanzierungsvertrag der VR Leasing in der Kundenberatung nur deshalb bevorzugt werden muss, weil er mit Blick auf die GuV für die Bank die profitablere Alternative ist.

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