Gespräch des Tages

Frankfurter Sparkasse - Geben und nehmen

So entspannt wie in der Adventszeit 2006 ist die aktuelle Berichterstattung der Frankfurter Sparkasse in den vergangenen Jahren längst nicht immer verlaufen. Und woran das lag, hat der Vorstandsvorsitzende auch gleich betont: Zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 konnte die Frankfurter Sparkasse in der gerade abgelaufenen Berichtsperiode ihre Reserven stärken. Wenn Harald Quensen das erste komplette Geschäftsjahr nach dem Erwerb durch die Helaba als "erfolgreich" bezeichnet, muss er dabei freilich in Erinnerung rufen, woher sein Haus kommt, nämlich aus einer langjährigen Phase mit hohem Wertberichtigungsbedarf, gerade im Immobilienbereich.

Mit dem erwarteten Betriebsergebnis von rund 56 (48) Millionen Euro vor Risikovorsorge für das Berichtsjahr 2006 liegt die Großsparkasse zwar immer noch deutlich hinter einigen der ertragsstarken kleineren Sparkassen zurück. Und die Cost Income Ratio von rund 82 Prozent kann dem Vergleich mit wirklich leistungsstarken Sparkassen aller Größenordnungen noch längst nicht standhalten. Doch diesmal hat der Vorstandsvorsitzende schon vor Beginn des mittlerweile laufenden "fünften Quartals" zuversichtlich angekündigt, dass "aus dem Kreditgeschäft keine bilanziellen Belastungen entstehen werden", sprich kein Bewertungsaufwand erwartet wird.

Ausdrücklich betont hat er in diesem Zusammenhang die Fortschritte in der Weiterentwicklung und Umsetzung des Risikomanagements. Dazu gehört zum einen die konkrete Arbeit am Abbau der Risikokredite. Per Ende November 2006 meldet die Sparkasse eine Rückführung der wertberichtigten Kredite um rund ein Drittel. Zum anderen wird gerade auf diesem Feld die Zusammenarbeit mit der Helaba als Muttergesellschaft gesucht. Sofern die Ende letzten Jahres noch laufende Prüfung der Bankenaufsicht abgeschlossen und das Verfahren genehmigt ist, will die Fraspa voraussichtlich ab Anfang 2008 den aufsichtsrechtlich anerkannten IRB-Ansatz zur Anwendung bringen. Der Stolz, mit dem diese Neuerung betont wird ("als erste und einzige Sparkasse" und "Benchmark für Sparkassen") relativiert sich allerdings insofern, als das Institut als Konzerntochter der Helaba auf Dauer wohl ohnehin nicht an der Einführung des IRB-Ansatzes vorbeigekommen wäre. Nach den in den Vorjahren offen zu Tage getretenen Schwierigkeiten im Risikomanagement darf man dieses Feld der Integration in den Helaba-Konzern gleichwohl als wichtigen Schritt nach vorne bewerten. Die besondere Wertschätzung des Risikomanagements sowie die Wiedergenesung seines größten Mitgliedsinstitutes in punkto Risikolage beruhigt allem aktuellen Eindruck nach übrigens auch den zuständigen Regionalverband SGVHT. Und mit verständlicher Genugtuung sieht man dort natürlich auch das neue Erscheinungsbild im roten Sparkassen-Logo.

Das Geben und Nehmen zwischen Tochter- und Muttergesellschaft betrifft noch andere Bereiche. Insgesamt sollen im Rahmen des "Projektes Welcome" rund 100 Mitarbeiter von einem Haus in das andere übertreten. In die Helaba oder in andere Gesellschaften ausgelagert werden dabei insbesondere die Produktions- und Abwicklungsprozesse. So bezieht die Frankfurter Sparkasse viele ihrer Produkte (unter anderem Zertifikate und strukturierte Produkte) nach Möglichkeit von der Helaba und von den Verbundpartnern. Auch die Marktfolge im Wertpapiergeschäft und die Abwicklung des Auslandszahlungsgeschäftes werden zum Beispiel bei der Helaba konzentriert. Dorthin wechseln werden Mitarbeiter aus den Bereichen Verwaltung, Treasury, IT-Systeme, Beteiligungsmanagement und Compliance.

Umgekehrt erhält die Fraspa die Zuständigkeit für das Private Banking. Mit offener Produktarchitektur will die Sparkasse in diesem Geschäftsfeld ihren 2 500 Privatkunden mit einem betreuten Anlagevolumen von über 1,5 Milliarden Euro die jeweils besten Produkte ihrer Klasse bieten. Ergänzt werden soll das Angebot um Stiftungs- und Nachlassmanagement. Und räumlich sollen die rund 35 Mitarbeiter (davon 15 aus der Helaba) in ein attraktives Gebäude in bester Lage wechseln.

Gestärkt sieht die Sparkasse im Zuge der gemeinsamen Neuordnung mit der Mutter auch den Bereich Firmenkunden. Im Geschäft mit Unternehmen soll sich das Institut in neuer Konstellation nicht zuletzt der aus eigener Sicht bisher ein wenig vernachlässigten Zielgruppe mit einem Jahresumsatz zwischen 50 und 500 Millionen Euro widmen. Im eigenen Geschäftsgebiet, der Rhein-Main-Region, hat man schon 270 potenzielle Firmen als Zielkunden identifiziert.

Sehr entspannt konnte die Sparkasse im Berichtsjahr übrigens registrieren, wie ihre Direktbanktochter, zwar mit offensichtlich marktgerechten Produkten und Konditionen, vom Konzept her aber quasi als Selbstläufer einen Aufschwung der Kontenzahl von 200 000 auf 300 000 und eine Ausweitung des Einlagevolumens um 80 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro verbuchen durfte. Dass diese Einheit im laufenden Geschäftsjahr verselbstständigt werden soll und die hessisch-thüringischen Sparkassen an ihrem Ertrag und einem möglichen Verkaufserlös beteiligt werden, hat sicherlich Spannungen zu den anderen Sparkassen im SGVHT ein wenig gemildert. Und dass das Thema S-Direktbank im bundesweiten Kontext derzeit nicht die ganz große Rolle spielt, hat kürzlich der DSGV-Präsident in Anspielung auf den anstehenden Verkauf der Landesbank Berlin sehr treffend gewertet. Wenn es kleine Sorgen gibt, hat er gesagt, dann spielen die in der Organisation eine große Rolle. Gibt es große Sorgen, dann verlangen diese die volle Konzentration der Gruppe.

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