Gespräch des Tages

Förderbanken - Die Sache mit dem Risiko

Diskussionen für und wider Wettbewerbsgeschäft in staatlichen Förderbanken oder ihren Töchtern begleiten die betroffenen Institute seit jeher. Nein! sagen die Puristen, die streng darauf achten, dass Fördergeschäft nur dort betrieben wird, wo tatsächlich Marktversagen vorliegt. Warum nicht? kontern die Pragmatiker. Denn etwas vereinfacht dargestellt sind die Häuser ohnehin im entsprechenden Finanzierungsgeschäft tätig - auch wenn die Ansprüche der beiden Spielarten durchaus unterschiedlich sein mögen. Selbst unter Förderbankkollegen sind diese Positionen nicht unumstritten. Dementsprechend ist und war die gesamte KfW Bankengruppe gerade im Krisenjahr 2008 aufgrund ihrer Natur zunächst einmal ein Politikum und erst in zweiter Linie ein Bankbetrieb. Aus Berlin und der Landespolitik kamen Forderungen im Zuge der IKB-Krise, bei weiterem Geldbedarf den Ipex-Arm abzustoßen. Die zur Stützung des Düsseldorfer Instituts nötigen Mittel hat die KfW letztendlich durch die Auszehrung des Fonds für allgemeine Bankrisiken und zusätzliche Rückenstärkung durch den Bund finanziert. Dennoch: Über einen Verkauf der Ipex-Bank hat man in Berlin und andernorts latent nachgedacht - weil er doch gutes Geld in die klammen Kassen bringen könnte wie auch aus ordnungspolitischen Gründen. Diesen Überlegungen steht der genannte betriebswirtschaftliche Nutzen gegenüber. Oder besser: Er stand. Denn auch wenn die KfW-Tochter zum "Einjährigen" wenig Zahlen und noch weniger Vergleichsdaten zum Vorjahr bereitstellen konnte, so zeichnet sich doch ab, dass ein unbezifferter Teil des erwirtschafteten Ertrags von 220 Millionen Euro - 30 Prozent übrigens mehr als im Vorjahr - nicht der Konzernmutter zufließt, sondern im eigenen Hause für die Risikovorsorge eingesetzt wird. Das setzt die Wettbewerbstochter unter Druck. Denn ein Minus am Ende wäre genauso wenig vertretbar, wie signifikante Risiken in besonders krisengeschüttelten Ländern wie den USA, Großbritannien, Island oder den baltischen Staaten. In all diesen Regionen, so beteuert die Ipex-Geschäftsführung sei man auch nur wenig investiert. Ständiges Gefährdungspotenzial stellen daneben einige moderne verbriefte Kapitalmarktprodukte dar, selbst wenn sie vor einem Jahr noch völlig unverdächtig waren.

Fest steht derweil, dass auch nach einem Jahr rechtlicher Selbstständigkeit die KfW Ipex-Bank als Export- und Projektfinanzierungstochter der KfW Bankengruppe eng in den Mutterkonzern integriert ist. Die Abhängigkeiten gehen dabei in beide Richtungen: Die KfW braucht ihre Tochter für ihr Treuhandgeschäft. Und nicht zuletzt hat sie in den beiden "ausgelagerten" Geschäftsbereichen in den letzten Jahren gutes Geld verdient. Mitunter sind sich Management und Aufsichtsgremien darüber im Klaren, dass bei Verzicht auf das Beibrot deutlich weniger "echtes" Fördergeschäft betrieben werden könnte - ohne zusätzliche Mittel des Staats. Die Ipex-Bank verlässt sich umgekehrt aber auch auf ihre Mutter, um sich (obschon zu "marktüblichen Konditionen", wie betont wird) zu refinanzieren und nutzt ohnehin deren interne Prozesse, von der Abwicklungstechnik bis hin zu Risikomodellen. Und genau bei Letzteren könnte sich schnell die Frage auftun, ob diese für die Ipex im freien Geschäft auf Dauer vielleicht nicht erheblich anspruchsvoller sein müssten.

Trotz Finanzkrise und etwaigen Risikoherden sieht man bei der KfW-Tochter zufrieden auf die Ergebnisse der eigenen Finanzierungstätigkeiten, also des Wettbewerbsgeschäfts, zurück. Man liegt mit zwölf Milliarden Euro an Zusagen bis November 2008 im Plan, man übertreffe ihn sogar. Davon entfallen 3,7 Milliarden Euro auf Deutschland, fünf Milliarden Euro auf das europäische und die verbleibenden 3,4 Milliarden Euro auf das internationale Ausland. Weitere gut vier Milliarden Euro an (Förder-)Geschäften wurden zudem auf Rechnung der Mutter im vergangenen Jahr zugesagt. Für 2009 wird nun angesichts der gegenwärtigen Wirtschaftslage ein Rückgang einkalkuliert, beim Treuhandgeschäft etwa erwartet man nur noch rund die Hälfte. Permanent beweisen müssen wird sich die Wettbewerbsgeschäfts-Tochter in Sachen Risikomanagement, insbesondere bei einem wachsenden Anteil an Auslandsprojekten. Ob der IKB-Effekt an dieser Stelle die Aufmerksamkeit der internen und externen Aufsicht hinreichend geschärft hat? Sollten KfW und Ipex-Bank in dieser Hinsicht in nächster Zeit mit Negativschlagzeilen für Aufmerksamkeit sorgen, weil doch mehr gefährdete Engagements in den Büchern schlummern als angenommen und hervorgehoben, dann wird es eng für einen Verbleib der Ipex-Bank im KfW-Konzern.

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