Gespräch des Tages

Bilanzierung - Zeitliche Koinzidenz

Die KfW Ipex-Bank, hundertprozentige Tochtergesellschaft der KfW, bildet in mehrfacher Hinsicht eine Besonderheit im Konzern der staatlichen Förderbank. Erstens steht sie als internationaler Projekt- und Exportfinanzierer in ihrem Marktantritt und von ihrem Selbstverständnis her im Wettbewerb mit kommerziell arbeitenden Geschäftsbanken. Und zweitens gehört sie zu den 24 deutschen Banken, die derzeit den Asset Quality Review (AQR) der Europäischen Zentralbank (EZB) durchlaufen und für die eine direkte Beaufsichtigung durch die EZB ab November dieses Jahres (wahrscheinlich) vorgesehen ist. Der neue Vorsitzende der Geschäftsführung der KfW Ipex-Bank, Klaus R. Michalak, gibt sich im Hinblick auf die EZB-Aufsicht "leidenschaftslos". Die Zusammenarbeit mit den rund 40 externen Beratern, die derzeit in der Bank anwesend sind und die mit Datenmaterial versorgt werden müssen, bezeichnet er als "anstrengend, aber konstruktiv". Und dennoch erweckt er durchaus den Eindruck, diesem als Belastung empfundenen Aufsichtsregime gerne entkommen zu wollen. Schließlich, so der Hinweis, bedeutet es für den Konzern einen durchaus großen Aufwand, dass die Mutter KfW der nationalen Aufsicht unterliegt, die Tochter Ipex-Bank jedoch der europäischen. Dadurch müssen in der Unternehmensgruppe zwei Berichtssysteme gepflegt werden.

Zumindest formal tut sich für die Bank nun eine Chance auf, vielleicht doch noch zurück unter die Beaufsichtigung durch die BaFin zu rutschen. Denn aufgrund eines 2013 veränderten Geschäftsbesorgungsvertrages werden Treuhandgeschäfte, die die Tochter für die Mutter verwaltet, nun bei der KfW selbst ausgewiesen und nicht mehr (wie es während der vergangenen drei Jahre war) bei der Ipex-Bank. Aufgrund dieser Umstellung in der Bilanzierung beträgt die Bilanzsumme des Kreditinstitutes für 2013 noch 23,4 Milliarden Euro. 2012 waren es (inklusive der erwähnten Treuhandgeschäfte) 46,3 Milliarden Euro. Dass sich dadurch Änderungen für den Geschäftsbetrieb ergeben, etwa die Veränderung des Ratings und damit der Refinanzierungsbedingungen, ist unwahrscheinlich. Und letztlich zumindest in dieser Hinsicht ohnehin irrelevant, da die Konzernmutter KfW an dieser Stelle vorsorgt: zuletzt kaufte sie den privat platzierten ersten Pfandbrief der Tochter vollständig auf.

Ohne Zweifel jedoch fällt die Bilanzsumme der Bank also deutlich unter die Schwelle von 30 Milliarden Euro, die für die EZB-Aufsicht eines der ausschlaggebenden Kriterien ist. Dass die Veränderung der Bilanzierung gerade jetzt erfolgt, mag Zufall sein oder nicht. In der Bank wird sie als "zeitliche Koinzidenz" bezeichnet. Die Initiative hierzu wird auf einen Wirtschaftsprüfer zurückgeführt, der an die BaFin herangetreten ist, um eine Veränderung zu erwirken - mit dem Argument, dass die eigene Position und Rolle der Ipex-Bank im Treuhandgeschäft so schwach sei, dass sie diese Positionen auch nicht selbst bilanzieren solle. Die Änderung indessen ist in der Öffentlichkeit nicht laut kommuniziert worden. In der Diskussion um das Nebeneinander von Förderbanken und Geschäftsbanken unter einer europäischen Aufsicht, von der der KfW-Konzern ausgenommen wurde, lauern einfach zu viele Fallstricke.

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