Gespräch des Tages

Eigenhandel - Vertrauen ist der Anfang von allem?

Vertrauen (zurück-)gewinnen, lautete und lautet das Mantra der Kreditwirtschaft seit jeher, besonders aber seit der jüngsten Finanzkrise. Das ist aus Sicht der Branche eine verständliche Zielsetzung. Einem Unternehmen, dem die Kunden ehrliches Geschäftsgebaren unterstellen, dürfte der Absatz von Produkten durchweg leichter fallen als solchen Firmen, denen ständig unterstellt wird, nur im Interesse der eigenen Gewinnmaximierung unterwegs zu sein. Klar ist, beide Seiten müssen stimmen: sowohl der anständige Umgang mit dem Kunden als auch das Geld verdienen.

Dass in der Bankenbranche aber manches schwarze Schaf in Sachen missbrauchtes Vertrauen existiert, zeigt nun eine aktuelle Studie von Falko Fecht, der seit März dieses Jahres an der Frankfurt School of Finance and Management forscht. Gemeinsam mit Andreas Hackethal und Yigitcan Karabulutz von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main untersuchte er, ob sich bei Universalbanken ein Interessenkonflikt aus der Kombination von aktivem Eigenhandel in Aktien mit dem Privatkundengeschäft ergibt und ob hieraus möglicherweise finanzielle Nachteile für die Kunden erwachsen.

Die Forscher nutzten dafür die Depotstatistik der Deutschen Bundesbank, in der für jede inländische Bank die aggregierten Wertpapierdepots sowohl der Privatkunden als auch des Kreditinstituts selbst auf Einzelwertpapierebene enthalten sind. Sie fanden in den Daten Belege dafür, dass Banken in den Jahren 2004 bis 2009 systematisch Aktien aus dem eigenen Depot in die Depots ihrer Kunden geleitet haben. Das gilt insbesondere bei illiquiden Eigenkapitaltiteln, bei Aktien, von denen die betreffende Bank einen großen Block hielt und nach dem Lehman-Kollaps, als die Marktliquidität generell deutlich geringer war. Diese Ergebnisse, so die Forscher, stützen die Hypothese, dass Banken durch einen "internen Verkauf" direkte Transaktionskosten einsparen und es ihnen zupasskommt, dass bei einem solchen Verschieben auch größerer Blöcke die Marktpreise nicht nachteilig negativ beeinflusst werden. Für ihre Annahme, dass Finanzdienstleister fürchten, durch Marktverkäufe könnte ihre schlechte Einschätzung über die zukünftige Kursentwicklung eines Wertpapiers für andere Marktteilnehmer sichtbar werden und es lasse sich dann weniger Gewinn aus ihrem Informationsvorsprung schlagen, wurden hingegen keine Belege gefunden.

Nun ließe sich argumentieren, dass der Verkauf eigener Aktienpositionen einer Bank an den Privatkunden nicht unbedingt zu dessen Nachteil sein muss. Schließlich könnte das Kreditinstitut auch aufgrund seiner hervorragenden Marktkenntnis und einer positiven Einschätzung des Wertpapiers dieses zunächst ins eigene Depot genommen haben, um dann die eigenen Kunden davon profitieren zu lassen. Doch Fehlanzeige: Die Forscher verglichen die Rendite der Aktien, die Banken an ihre Kunden weitergereicht hatten, mit der Rendite von anderen Aktien im Portfolio der jeweiligen Bank beziehungsweise der Kunden. Und an dieser Stelle waren die Ergebnisse sehr eindeutig: Die von Banken an ihre Kunden weitergereichten Aktien rentierten nach dem Kauf durch Kunden im Schnitt nicht nur schlechter als die anderen Aktien im Portfolio der jeweiligen Bank, sondern auch als die anderen Aktien im Portfolio der Privatkunden.

Und auch ein drittes Argument zur Ehrenrettung der Kreditinstitute mit Eigenhandel funktioniert wohl nicht: Letztlich könnten diese Nachteile für den Kunden (über-)kompensiert werden, wenn im Eigenhandel aktive Banken wertvolle Kauf- oder Verkaufsempfehlungen für solche Aktien geben, die die Bank selbst nicht zeitgleich abstoßen will. Insofern würden Privatkunden in der Summe doch von der Eigenhandelsaktivität ihrer Bank profitieren. Um diese Frage zu beantworten, verglichen die Frankfurter die aggregierte Portfolioperformance von Kunden bei Banken mit und ohne Eigenhandel und fanden eine signifikant geringere Rendite für die Kundenportfolios bei Banken mit Eigenhandel. Auch wenn die Bankenverbände betonen, dass der Eigenhandel der Kreditinstitute seit der Finanzkrise nahezu vollständig eingestellt wurde, bleibt der negative Effekt doch erhalten. Denn wenn Kunden sich (auch im Nachhinein) an der Nase herumgeführt fühlen, dann zerrüttet das Vertrauensverhältnis immer weiter.

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