Gespräch des Tages

Deka-Bank - Neuanfang

Ohne Zweifel war der vollständige Erwerb durch die Sparkassen das mit Abstand wichtigste Ereignis des Berichtsjahres 2011 für die Deka-Bank. In der zentralen Frage der künftigen strategischen Ausrichtung hat der Vollzug dieser teilweise als "historisch" titulierten Transaktion allerdings keineswegs zu einer blitzartigen Befriedung zwischen den neuen Alleineignern und dem Asset Manager geführt. Viele Sparkassen und S-Regionalverbände haben zuletzt angesichts neuerlicher Belastungen durch die offensichtlich doch viel zu teuer erworbene Landesbank Berlin über eine Überschneidung der Geschäftsbereiche der Sparkassentöchter in Berlin und Frankfurt geklagt und eine kluge Bereinigung der Geschäftsmodelle angemahnt.

Umgekehrt hat der kapitalmarktaffine Vorstandsvorsitzende des gruppeneigenen Asset Managers keineswegs eine besondere Charmeoffensive in Richtung der neuen Alleineigner gestartet. Auch nach seiner Vertragsverlängerung Mitte 2010 hat Franz S. Waas mit Blick auf die Bedürfnisse der Sparkassen nie den Eindruck vermittelt, sich an die Spitze dieser Bewegung setzen zu wollen. Er warnte stets vor einer allzu deutlichen Beschneidung der Kapitalmarktgeschäfte der Deka-Bank, weil er mögliche Synergieeffekte für das Fondsgeschäft nicht leichtfertig preisgeben wollte. Letztlich gipfelte die beiderseitig gepflegte Distanz in offenen Streitigkeiten über Ansprüche aus dem ersten Vertrag des Vorstandsvorsitzenden. Insofern war die Eskalation und das Ende mit Schrecken möglicherweise von beiden Seiten einkalkuliert.

Dennoch kam zumindest der Zeitpunkt der Abberufung des Vorstandsvorsitzenden auf der Verwaltungsratssitzung einen Tag vor der Bilanzpressekonferenz selbst für seine Vorstandskollegen unverhofft. Die Diktion indes offenbart unüberbrückbare Differenzen. Der Verwaltungsrat spricht in seiner Begründung ungewohnt deutlich von einem Verlust des persönlichen Vertrauensverhältnisses "angesichts unterschiedlicher Auffassungen über zusätzliche Tantiemeforderungen aus der ersten Amtszeit für die Jahre 2008 und 2009". Der Überraschungseffekt der Personalie Waas hatte damit eine Parallele zum Rücktritt seines Vorgängers Axel Weber im März 2005. Auch seinerzeit lag als Ergebnis der Verwaltungsratssitzung die Präsentation der Bilanzberichterstattung plötzlich in anderen Händen. Dass diesmal Oliver Behrens in die Position des kommissarischen Vorstandsvorsitzenden rückte, mag man unabhängig von der endgültigen Nachfolgeregelung als Signal für die klare Positionierung als Fondsdienstleister werten. Und auch die Berufung von Georg Stocker als neues Vorstandsmitglied stärkt sicher das Verständnis für die Position der Sparkassen. Wenn viele in der Sparkassenorganisation aber heute mit einem Hauch von Nostalgie an die prall gefüllten Taschen der Deka-Bank in alten Zeiten erinnern und Managementfehler sowie eine falsche geschäftspolitische Ausrichtung beklagen, wird dabei allzu leicht ausgeblendet, dass die strategischen Weichenstellungen in dem natürlichen Interessenkonflikt zwischen den Alteignern Landesbanken und Sparkassen auch vom Aufsichtsrat abgesegnet wurden.

Insofern bieten die personellen Veränderungen, die unterdurchschnittlichen Absatzerfolge der Dekafonds und die eher ernüchternde Ertragslage 2011 mit einem wirtschaftlichen Ergebnis von minus 58,3 Prozent (auf 383,1 Millionen Euro) und dicken Minuszeichen beim Provisions- (minus 8,0 Prozent) und beim Zinsergebnis (minus 12,1 Prozent) nun sogar eine günstige Startposition für einen wirklichen Neuanfang, wobei man in der Bewertung der Ertragsentwicklung freilich die geringere Kapitalausstattung in Rechnung stellen muss. Nach Erwerb der eigenen Anteile im Rahmen der Neuordnung der Eigentumsverhältnisse musste die Deka-Bank über zwei Drittel der Berichtsperiode 2011 mit einem um rund 1 Milliarde Euro verminderten Eigenkapital zurechtkommen. Ohnehin macht auch das regulatorische Umfeld eine richtige Zuneigung der Sparkassen zu ihrem Fondsdienstleister derzeit schwierig. Denn wenn die Sparkassen ihre Beteiligungsquote an den Verbundunternehmen bei der eigenen Eigenkapitalausstattung anrechnen müssen (siehe Interview Kirsch), machen solcherlei Beteiligungen den Primären in Zukunft nur begrenzt Spaß.

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