Gespräch des Tages

Commerzbank - Endlich etwas Vorzeigbares

"Ganz Deutschland wird gelber" hat Martin Blessing Mitte Juni zum Start der gemeinsamen Bild-Marke und des Claims der neuen Commerzbank gesagt. Als Marketingbotschaft klingt das ganz pfiffig. Ob es in der derzeitigen politischen Stimmungslage freilich die erhoffte sympathieerweckende Resonanz auslöst, ist fraglich. Denn ebenso wie in der Zufriedenheitsskala der deutschen Bevölkerung mit dem gelben Parteienspektrum momentan erhebliche Irritationen zu verzeichnen sind, hat auch die zweitgrößte deutsche Bank 20 Monate nach der Ankündigung der Fusion mit der Dresdner nach innen und außen mit den großen und kleinen Widrigkeiten des Zusammenwachsens zu kämpfen.

Immerhin ist mit dem Start der neuen Unternehmenskampagne ein allgemein sichtbares Zeichen gesetzt. Nach innen hin will man nun zügig den Geist des neu eingeführten Claims mit Leben erfüllen - sprich: "Gemeinsam mehr erreichen". In der Tat finden sich im neuen Logo Elemente beider Häuser wieder. Die Enthüllung der Wort-Bild-Marke erfolgte im traditionsreichen Frankfurter Fürstenhof, also auf ehemaligem Dresdner-Bank-Territorium. Erst danach gab es die Zeremonie in der Zentrale. Vermutlich viel wichtiger noch: Per Jahresmitte steht bundesweit die finale Mannschaft im Vertrieb. Wenn zusätzlich in der ersten Julihälfte wie geplant alle bisherigen Dresdner-Bank-Standorte auch nach außen hin einheitlich als Commerzbank wahrnehmbar sind, kann die wirkliche gemeinsame Marktbearbeitung beginnen. Gleichwohl werden sich die Kunden der früheren grünen Bank, etwa bei der Bargeldabhebung in den Filialen, vorerst noch mit einigen weniger komfortablen Zwischenlösungen zufriedengeben müssen. Denn die wahre Vereinheitlichung im Beratungs- und Serviceniveau gegenüber der Kundschaft kann in einem zusammenwachsenden Institut erst erreicht werden, wenn auch die technischen Systeme vereinheitlicht sind, sprich auf einer gemeinsamen Plattform gearbeitet wird. Damit darf den heutigen Planungen nach erst im Frühjahr 2011 gerechnet werden, bevor dann im zweiten Halbjahr nächsten Jahres auch die bereits festgelegte physische Zusammenlegung von Filialen beginnt. Am Ende soll das Kundengeschäft aus rund 1200 Filialen und 150 Firmenkundenstützpunkten heraus betrieben werden.

Entscheidende Rückwirkungen auf die Aussichten der Marktbearbeitung hat freilich auch das allgemeine Bild der Commerzbank in der Öffentlichkeit. Und das bleibt so lange getrübt, wie die Bank rote Zahlen schreibt und viele Konkurrenten öffentlich über Wettbewerbsverzerrungen klagen können. An dieser Stelle wäre es deshalb ein wirklicher Zwischenschritt zur Entspannung, wenn die Bank schon im laufenden Jahr wieder hinreichend Gewinne erzielen könnte, um wenigstens die Zinsen für das Engagement des Bundes zu bedienen. Ob die Bank das aber ebenso sieht? Rein betriebswirtschaftlich dürfte es vermutlich günstiger sein, erst dann in die Gewinnzone zurückzukehren, wenn sich mit einer nennenswerten Kapitalrückzahlung eine konkrete Exitstrategie des Bundes verbinden lässt.

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