Bankenchronik

10. Juni 2008 bis 23. Juni 2008

Der Freistaat Sachsen beteiligt sich im Zuge der Übernahme der ehemaligen Sachsen-LB (heute Sachsen Bank), Leipzig, durch die Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart, nicht an der LBBW. Eine entsprechende Option hätte bis Mitte Juni dieses Jahres wahrgenommen werden müssen. Der Veräußerungsgewinn von 121 Millionen Euro soll stattdessen als Vorsorge genutzt werden, falls das Bundesland für die Verluste der Sachsen-LB-Aktivitäten bis maximal 2,75 Milliarden Euro in Haftung genommen wird.

Die Bildung von Stammkapital nach dem neuen hessischen Sparkassengesetz hat die Nassauische Sparkasse (Naspa) in Wiesbaden beschlossen. Demnach werden 100 Millionen Euro aus Rücklagen umgewandelt. Die entsprechende Satzungsänderung ist ab 1. Juli dieses Jahres wirksam.

Den "Prime-Brokerage"-Bereich der Bank of America (BoA) will die französische Großbank BNP Paribas übernehmen. Die Transaktion, zu deren finanziellen Konditionen keine Angaben gemacht wurden, soll im zweiten Halbjahr 2008 abgeschlossen werden. Bereits im Januar hatte die US-Bank angekündigt, sich von der Sparte trennen zu wollen.

Durch eine verbesserte Infrastruktur wollen die größten Teilnehmer des US-amerikanischen Over-the-Counter-Marktes (OTC) sowie die New York Federal Reserve die Transparenz im Kreditausfallderivategeschäft (Credit Default Swaps, CDS) erhöhen. So soll unter anderem eine stärkere Automatisierung und Beschleunigung von Handelsprozessen umgesetzt sowie eine zentrale Gegenpartei eingerichtet werden. Auch eine Verbesserung des außerbörslichen Geschäfts mit Ak-tien-, Zins-, Devisen- und Rohstoffderivaten werde angestrebt.

Ein Paket an Änderungen in der Aufsicht über Ratingagenturen hat die US-amerikanische Wertpapieraufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) zur öffentlichen Diskussion gestellt. Unter anderem soll es den Agenturen demnach künftig verboten sein, Papiere zu bewerten, an deren Strukturierung sie vorher beteiligt waren. Auch wird eine Offenlegung gefordert, inwieweit sie für eine Einstufung auf die Due Diligence anderer zurückgreifen und wie oft Ratings überprüft werden.

Der US-Bundesstaat New York und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Bonn, haben Mitte Juni dieses Jahres ein Memorandum of Understanding (MoU) über eine engere Zusammenarbeit der jeweilgen Versicherungsaufsichten unterzeichnet. Das MoU soll die förmliche Grundlage für Konsultationen, Kooperation und Koordination zwischen der BaFin und dem Versicherungsressort des Bundesstaats, dem New York State Insurance Department (Nysid), bieten.

Seit dem 21. Juni dieses Jahres setzt der Kreditkartenanbieter Mastercard für unbestimmte Zeit die multilateralen Interbankenentgelte für grenzüberschreitende Zahlungsverkehrstransaktionen aus, die in Europa mit Mastercard- und Maestro-Logo vorgenommen werden. Damit soll der Forderung der EU-Kommission entsprochen werden, bis zu diesem Zeitpunkt die Gebühren für entsprechende Transaktionen zu senken. Ein endgültiges Entgeltemodell hat der Kartenanbieter bislang nicht vorgelegt (siehe auch Gespräch des Tages).

Die Bochumer GLS-Bank übernimmt die in München ansässige Integra Bank. Beide Institute gehören zum genossenschaftlichen Sektor. Letztere betreibt ihr Bankgeschäft unter christlich-sozialen Gesichtspunkten und verfügt über eine Bilanzsumme von 35 Millionen Euro. Das Vorhaben, dem operative Schwierigkeiten des Münchner Instituts zugrunde liegen, steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung beider Generalversammlungen.

Ihre Bahn-Leasingtochter Angel Trains verkauft die britische Großbank Royal Bank of Scotland (RBS) an ein Konsortium unter der Führung der australischen Babcock & Brown. Dem Konsortium gehört unter anderem auch die Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main, an. Der Transaktionswert wird einschließlich Verbindlichkeiten auf 3,6 Milliarden Pfund, umgerechnet etwa 4,5 Milliarden Euro, beziffert.

Die HSH Nordbank AG, Hamburg/Kiel, und die KfW Ipex-Bank GmbH, Frankfurt am Main, haben mit der Unterzeichnung eines Joint-Venture-Vertrages den Weg für die im Juli geplante Gründung der Railpool GmbH, München, einem Asset Manager im Schienenverkehr, bereitet. Beide Banken werden je zur Hälfte an dem Unternehmen beteiligt sein.

Ihre Fondsbuchhaltung und -administration lagern die Deka-Bank, Frankfurt am Main, und Allianz Global Investors, Frankfurt am Main, in ein Gemeinschaftsunternehmen aus. Insgesamt 340 Mitarbeiter sollen zu gleichen Teilen in das Joint Venture übergehen, das künftig rund 2 000 Fonds betreuen wird. Der operative Start ist für Oktober geplant (siehe auch Gespräch des Tages in diesem Heft).

In einem von der Bundesregierung angeforderten Sondergutachten hat sich der Sachverständigenrat zur Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung für die Privatisierung der Landesbanken ausgesprochen. Das Drei-Säulen-Modell des deutschen Kreditgewerbes aus privaten, öf-fentlich-rechtlichen und Genossenschaftsbanken wird in dem Papier bestätigt.

Eine Kooperation mit dem US-Vermögensverwalter Rockefeller ist die französische Großbank Société Générale eingegangen und hat sich im Zuge der Vereinbarung mit 37 Prozent an dem US-Institut beteiligt. Der Kaufpreis für den Anteil wurde nicht beziffert.

Die US-amerikanische Regionalbank M&T Bank Corporation hat die Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main, im Zusammenhang mit Subprime-Verlusten in komplexen Schuldverschreibungen auf Schadensersatz verklagt. Die Streitsumme wird auf 80 Millionen US-Dollar beziffert. Die US-Bank beruft sich darauf, von dem Frankfurter Geldhaus falsch beraten worden zu sein.

Zum Kaufpreis von 626 Millionen Euro für insgesamt 66 Prozent der Anteile hat die italienische Großbank Unicredit ihre polnische Tochter BPH an die General-Elec-tric-Tochter GE Money Bank veräußert. Der Verkauf wurde von den polnischen Behörden gefordert, nachdem Unicredit durch den Erwerb der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG, München, und der Bank Austria Credit-Anstalt, Wien, neben 71 Prozent an der BPH auch die Bank Pekao in ihrem Besitz hielt.

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