"DIE AUSWIRKUNGEN DER PANDEMIE SIND DEUTLICH GERINGER, ALS ZUNÄCHST BEFÜRCHTET"

Über zwei Jahre sind seit Beginn der Corona-Pandemie vergangen. Welche Spuren hat sie in Ihrer Stadt (bislang) hinterlassen?

Die Corona-Pandemie ist natürlich nicht völlig spurlos an der Stadt Langenfeld und ihrer Innenstadt vorbeigegangen, es fehlen bis heute Veranstaltungen und Events, es fehlten lange Zeit die Menschen, die sich länger in der Stadt aufhielten. Aber die Auswirkungen der Pandemie sind deutlich geringer, als wir dies zunächst befürchtet haben. Große Verwerfungen im Einzelhandelsbesatz oder in der Gastronomie blieben bisher in Langenfeld aus. Es gab nur in den nicht zum Hauptzentrum zählenden kleinteiligen Lagen mehr Flächenangebote, als in den vergangenen Jahren. In den A-Lagen konnten sogar Neuansiedlungen auch großflächig realisiert werden.

Dennoch haben wir gehandelt und mithilfe von Landes- und Bundesmitteln Weichen gestellt, um Instrumente zu haben, mit denen wir steuernd und fördernd eingreifen könnten. Mit dem Sofortprogramm Innenstadt gibt uns das Land NRW die Möglichkeit, dass wir über den sogenannten "Verfügungsfond Anmietung" Mieten bei Neuvermietung deutlich reduzieren können. Außerdem ist zur Unterstützung unseres Citymanagements die BBE Handelsberatung beauftragt, potenzielle Interessenten für den Standort Langenfeld zu identifizieren und anzusprechen.

Sie sind eine von 14 Modellstädten des Projekts "Stadtlabore für Deutschland". Was waren die Beweggründe zur Teilnahme?

Die Stadt Langenfeld ist für die Weiterentwicklung der eigenen Innenstadt immer daran interessiert, neue Wege zu gehen und Innovationen im Handel oder für den öffentlichen Raum zu fördern. Schon 2017 hat Langenfeld aus dem Projekt "Future City Langenfeld" heraus die Zugangshürde Parken mit dem Stadtschlüssel Langenfeld reduziert und kontaktloses, bargeldloses Parken eingeführt oder Händler bei der Digitalisierung und Erarbeitung von neuen Geschäftskonzepten unterstützt. Da lag es auf der Hand, dass wir nun im Projekt "Stadtlabore für Deutschland: Leerstand und Ansiedlung" auch unsere eigene Arbeit beim Flächenmanagement verbessern und Modellstadt in diesem vom IFH Köln geleiteten Bundesprojekt wurden.

Wie fällt diesbezüglich Ihr Zwischenfazit aus?

Auf der einen Seite schafft der intensive Kontakt und Austausch zwischen den 14 Modellstädten einen hilfreichen Wissenstransfer, auf der anderen Seite stehen den Modellstädten jetzt zur Halbzeit auch erste digitale Tools zur Verfügung, die die Arbeit des Citymanagements erleichtert und ergänzt.

Wie mühsam waren die technischen Vorbereitungen zur Etablierung der Plattform?

Das Langenfelder Citymanagement hat eine fast zwanzigjährige Erfahrung nicht nur in der Akteursvernetzung und im Eventmarketing, sondern auch im Flächenmanagement. Schon lange werden hier Immobilien- und Händlerdaten gepflegt, sie müssen also nicht neu erfasst und aufgebaut werden, sondern können mithilfe der Stadtlabore-Unterstützung ergänzt, angereichert und digital verfügbar gemacht werden. Das hilft am Ende bei der täglichen Arbeit, wenn auch Bild- und Kartenmaterial digital für einzelne Immobilien oder Quartiere abrufbar sind.

Welche weiteren Digitalisierungsmaßnahmen verfolgt Ihre Stadt?

Die Stadt Langenfeld verfolgt in vielen Handlungs- und Themenfeldern Digitalisierungsmaßnahmen. Für die Innenstadt sind dabei besonders Projekte wie die aktuell zu entwickelnde Smart-City-Strategie, der Ausbau des Stadtschlüssels zur Bürgerkarte, die Integration des On-Street-Parkens in diesen oder die Modernisierung des städtischen Lichtnetzes (LED, intelligente Lichtsteuerung, Vorrüstung für Sensorik) verbunden mit dem Ausbau einer Klimastraße (Umwelt,- Klima- und Verkehrs-Sensorik) relevant. Zur Umsetzung dieser Maßnahmen hat Langenfeld eine eigene Digitalisierungsgesellschaft (DIL GmbH) gegründet.

Ein Ziel des Projekts besteht auch darin, den Dialog zwischen Kommunen und Immobilienwirtschaft zu fördern. Was kann/muss hier in Ihren Augen besser werden?

Langenfeld hat den Dialog zu den Immobilieneigentümern stärker als bisher in den Fokus des eigenen Handelns genommen. Nach einer schriftlichen Befragung der Eigentümer von Handels- und Gewerbeimmobilien im Stadtzentrum, die im Herbst 2021 stattfand, soll nun im Mai zum ersten immobilienwirtschaftlichen Dialog eingeladen werden. Ziel ist dabei, Kommunikationskanäle aufzubauen, die im zweiten Schritt auch zum vertrauensvollen Austausch über Stadtentwicklungsziele führen sollen.

Wie stehen Sie mit Blick auf chronische Leerstände zu radikaleren Überlegungen mancher Kommunen, Immobilieneigentümer notfalls zu enteignen?

Diese Frage stellt sich für Langenfeld nicht.

Kurzinterview mit Frank Schneider, Bürgermeister von Langenfeld

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