Ein klarer Fahrplan?

Realkredite: Konditionen Stand 20. 04. 2016 Quelle: Dr. Klein & Co. AG

Mit weiteren Zinsschritten der EZB hatten nach dem Maßnahmen-Feuerwerk Mitte März nur wenige Beobachter gerechnet. Diese Erwartung wurde bei der jüngsten Ratssitzung am 21. April 2016 dann auch bestätigt. Wichtigste Erkenntnis der Ausführungen von Mario Draghi: es gibt einen mittelfristigen Fahrplan mit der klaren Botschaft an Politik und Märkte. Bis mindestens Ende März 2017, das vorgesehene Ende des Quantitative-Easing-Programms, darf man davon ausgehen, dass an der expansiven Geldpolitik nicht gerüttelt wird.

Für das erste können damit die Diskussionspapiere über eine Rückkehr zu höheren Zinsen in der Schublade verschwinden. Die EZB geht unbeirrt ihren Weg, um die Inflationsrate endlich wieder in die Nähe der zwei Prozent Zielmarke zu manövrieren.

Grundsätzlich sieht Draghi erste zarte Knospen seiner Politik. Ordentliche Wachstumsprognosen und leicht sinkende Arbeitslosenzahlen im Euroraum sieht er als Bestätigung seines Kurses. Flankierende Maßnahmen vonseiten der europäischen Staatenlenker könnten diesem Kurs nun zur Blüte verhelfen.

Von Deutschland, das eisern an der schwarzen Null festhält, dürften dabei nur geringe Impulse ausgehen. Draghi sieht hier noch viel Potenzial und fordert mehr staatliche Investitionen, immerhin sind die Rahmenbedingungen zur Schuldenaufnahme hervorragend. Auf den unverändert niedrigen Anreiz zu substanziellen und schmerzhaften Strukturreformen der Krisenländer ging er lieber nicht ein. Angesichts der teils unverblümt vorgetragenen Kritik deutscher Politiker an seinem Kurs betonte er noch einmal die Tatsache, dass die EZB nicht nur für Deutschland Geldpolitik betreibe, sondern auch die Interessen von 18 weiteren Staaten im Blick haben müsse. Zurückhaltung bei der Kritik sei aber allein deshalb angebracht, weil sie die angestrebte Wirkung seiner Politik unterwandert.

Nichtsdestotrotz sind die impliziten Widersprüche der ergriffenen Maßnahmen nicht zu leugnen. Der beschlossene Ankauf von Unternehmensanleihen stellt ohne Frage ein attraktives Refinanzierungsinstrument für europäische Unternehmen dar. Die gewünschte Ankurbelung der Kreditvergabe wird dadurch aber tendenziell gedämpft. Auch der Strafzins auf Bankeinlagen bei der EZB ist ein gefährliches Rezept. In Dänemark wurden die Kosten der Strafzinsen von den Banken einfach weitergegeben und verteuerten die Kreditkonditionen für Unternehmen und Haushalte. Um solche kontraproduktiven Auswirkungen zu vermeiden, muss die EZB äußerst wachsam die (mittelfristigen) Folgen ihrer Handlungen im Auge behalten. Besorgniserregend ist im Übrigen der nun fehlende Spielraum der Währungshüter im Falle einer Rezession. Sollte die Weltkonjunktur mit ihren fragilen Baustellen wie beispielsweise China oder manchen Schwellenländer ins Schlingern geraten, kann man von der EZB keine spürbaren Impulse mehr erwarten.

Genau beobachtet werden müssen die weiteren Schritte der Fed, wo sich die Anzeichen einer Verlangsamung der geplanten Zinsanhebungen vor dem Hintergrund schwächerer Konjunkturaussichten verdichten. Anleger dürften dies sowie die Stabilisierung des Ölpreises mit Freude zur Kenntnis genommen haben. Die gute Stimmung spiegelte sich denn auch in tendenziell steigenden Kursen nieder. Kontinuität sollte man an den von Preiskapriolen geplagten Finanzmärkten jedoch nicht erwarten. Die Finanzmarktakteure sind unverändert sensibel und sich abzeichnende Dellen in der Weltwirtschaft könnten die positiven Entwicklungen schnell ins Gegenteil verkehren.

Unverändert gut sind die Zeiten für Immobilienfinanzierer. Häuslebauer, die demnächst eine Anschlussfinanzierung für ihre Immobilie benötigen, dürften sehr günstige Finanzierungsbedingungen vorfinden. Die Konditionen für Immobiliendarlehen mit zehnjähriger Zinsbindung bewegen sich laut Interhyp seit Wochen seitwärts und liegen derzeit oft unter 1,5 Prozent pro Jahr. Auch die Konditionen für Kredite mit zwanzigjähriger Zinsbindung stehen nahezu unverändert bei rund zwei Prozent pro Jahr. Eine Zinswende hin zu deutlich höheren Konditionen ist aktuell nicht in Sicht. ph

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