Test bestanden und versetzt!

Ungefähr ein Jahr lang haben Aufseher der EZB, der EBA, der Bundesbank, der BaFin sowie externe Helfer aus den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften die Bilanzen der größten europäischen Banken auseinandergenommen und mittels eines Stressszenarios deren Krisenanfälligkeit überprüft. Die Ergebnisse sind durchaus eine gute Nachricht für den deutschen Bankensektor, denn alle 24 teilnehmenden Institute haben bestanden. Das sollte doch nun endlich wieder für ein bisschen mehr Zutrauen in die deutschen Banken und ihre verantwortlichen Manager führen.

Erfreulich ist auch, dass die teilnehmenden Immobilienfinanzierer die Anforderungen relativ mühelos gemeistert haben, oder um in der Diktion der BaFin zu bleiben, kaum Hürden gerissen haben. Während Aareal Bank, die HRE und die beiden Wüstenrot-Institute, Bausparkasse und Pfandbriefbank, das Jahr ganz locker durchlaufen haben, stand bei der Münchner Hypothekenbank im Zwischenzeugnis noch "Versetzung gefährdet"!.

Das ist - manch einer, auch der Verfasser erinnert sich daran, zunächst nicht dramatisch, wenn man im zweiten Halbjahr ordentlich seine Hausaufgaben macht. Das haben die Münchner zweifellos. Gestartet mit der außerordentlich dünnen Kapitaldecke von 6,87 Prozent fielen sie mit der harten Eigenkapitalquote nach Ergebnissen des Asset Quality Review sowohl im Basisszenario mit 5,81 Prozent als auch im adversen Szenario des Stresstests mit 2,93 Prozent unter die erforderlichen Quoten von 8 Prozent respektive 5,5 Prozent. Die so ermittelte Kapitallücke für ein erfolgreiches Bestehen betrug 229 Millionen Euro. Diese ist aber längst geschlossen, denn die Münchner Hypothekenbank hat im Laufe dieses Jahres ihr Kapital erfolgreich um 408 Millionen erhöht, sodass die Aufsicht in der Endabrechnung keinerlei Nettokapitallücken mehr feststellt.

Bei den übrigen deutschen Immobilienfinanzierern, die die Ehre hatten, zu dieser Prüfung eingeladen worden zu sein, gab es überhaupt keine Beanstandungen. Für die Aareal Bank steht im Basisiszenario, dass die von der EU-Kommission prognostizierte Steigerung des Bruttoinlandprodukts (BIP) in der EU in 2014 um 1,5 Prozent, 2015 um 2,0 Prozent und schließlich 2016 um 1,8 Prozent annimmt, sogar einen Anstieg der Eigenkapitalquote von 16,39 Prozent per Ende 2013 auf 16,48 Prozent zu Buche schlägt, obwohl der AQR zu einem Abschlag von 0,1 Prozentpunkten geführt hat.

Das adverse Szenario, das ein volkswirtschaftliches Szenario unterstellt, in dem die Bonität der Staaten sinkt, Anleiherenditen und Arbeitslosigkeit steigen, Bilanzverbesserungen seitens der Banken versäumt und politische Reformen verschleppt werden, führt zu einem Rückgang der Quote auf 11,76 Prozent. Selbst wenn man bedenkt, dass bei dieser Betrachtung noch die Garantien des Soffin in Höhe von 300 Millionen enthalten sind, langt das mehr als locker zum Weiterkommen.

Die Hypo Real Estate, die im kommenden Jahr privatisiert werden soll, kommt am Ende des Tests auf eine Eigenkapitalquote von 10,78 Prozent. Die Depfa Bank plc ist mit Blick auf den Verkauf bis Ende des Jahres 2014 im Einklang mit der Vorgehensweise der EZB nicht in den Stresstestergebnissen enthalten. Dadurch verringern sich einerseits die Aktiva, andererseits aber auch das Eigenkapital des Konzerns. Die Ergebnisse verstehen sich zudem ohne die Stille Einlage des Soffin in Höhe von einer Milliarde Euro, die regulatorisch nur auf Einzelinstitutsebene der Deutsche Pfandbriefbank AG angerechnet wird.

Etwas knapper ist der Ausgang bei der Wüsterot Bausparkasse und der Wüstenrot Pfandbriefbank, die mit harten Eigenkapitalquoten von 6,91 Prozent beziehungsweise 6,5 Prozent aber immer noch spürbar über der Mindestanforderung von 5,5 Prozent gelandet sind. Die Pfandbriefbank hat im Laufe des Jahres 2014 ihre Quote durch eine Kapitalerhöhung von sechs Millionen Euro auf 6,62 Prozent gesteigert. Für den W & W-Konzern ist das Abenteuer EZB-Aufsicht damit auch schon wieder beendet, denn er unterlieg künftig wieder der nationalen Aufsicht, nicht der EZB.

Festzuhalten bleibt: Das Comprehensive Assessment hat seinen Zweck erfüllt. Die europäischen Banken sind jetzt sicherlich besser kapitalisiert als zu Beginn der Übung. Die Tatsache, dass ungefähr ein Fünftel der geprüften Banken zunächst durch den Test gefallen ist, zeigt, dass die Anforderungen an die Banken anspruchsvoll waren, auch wenn es natürlich immer zu Unstimmigkeiten und Ungenauigkeiten kommen muss, wenn ein Schema über 128 unterschiedliche Banken gepresst wird.

Ist das europäische Bankensystem damit aber bereits zukunftsfest? Sicherlich nicht. Viele Geschäftsmodelle sind nicht oder noch nicht an die gestiegenen Anforderungen der Regulatorik und, besonders wichtig, an die der Kunden ausgerichtet. Das anhaltende Niedrigzinsumfeld belastet zusätzlich. Hier für Besserung zu sorgen ist nicht Aufgabe eines stichtagsbezogenen Szenarios, sondern Teil der laufenden Aufsichtspraxis durch die EZB im Zusammenspiel mit den nationalen Aufsichtsbehörden. Für die deutschen Immobilienfinanzierer ist es aber auf jeden Fall eine Bestätigung, denn gerade die Immobilienfinanzierung wurde besonders hart gestresst. Red.

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