Diversifikation hilft entscheidend, Investmentrisiken zu minimieren - so weit, so bekannt. Doch was heißt das genau? Besteht geografische Diversifizierung zwingend in einer Auslandsexpansion? Ich meine, die regionale Vielfalt Deutschlands bietet genug Streuungspotenzial - und überdies auch weitgehend brachliegendes Renditepotenzial -, wenn man bereit ist, die auf die A-Städte gerichteten Scheuklappen abzunehmen. Viele Immobilieninvestoren halten etwas darauf, ihr Kapital in den deutschen A-Metropolen anzulegen, und verlagern einen Teil ihrer Aktivitäten in ausländische Metropolen. Die Vorstellung, als Investor international aufgestellt zu sein und in den prestigeträchtigen Topstädten zu agieren, hat sicher etwas Verlockendes. Zu oft jedoch muss der vermeintliche Imagegewinn über sehr niedrige Ankaufsrenditen hinwegtrösten. Wer mit seinem Investment auskömmlichere Renditen erwirtschaften will, sollte sich von dem alten Narrativ lösen. Geografische Diversifikation funktioniert anders.
Viele Investoren ignorieren die Tatsache, dass Deutschland mit seinen vielfältigen Wirtschaftsräumen starke regionale Immobilienmärkte bietet, die sich in ihren Wirtschaftsstrukturen unterscheiden. Schaut man beispielsweise zu unserem Nachbarn nach Frankreich, lernt man den hiesigen Abwechslungsreichtum erst zu schätzen. In Deutschland haben wir nicht die eine Megametro pole, die im Mittelpunkt steht. Es reicht auch nicht, einfach die sieben Topstädte als Nonplusultra zu identifizieren. Gerade einmal zwölf Prozent der deutschen Bevölkerung leben in den sieben A-Städten.
Kein anderes europäisches Land kann einen solch heterogenen Immobilienmarkt vorweisen wie Deutschland. Es geht darum, diese innerdeutschen Potenziale abseits der prominenten Ballungszentren zu nutzen. Während die Immobilienpreise in den Topstädten teils extreme Höhen erreicht und die Ankaufsrenditen damit stark gedrückt haben, besteht in vielen anderen Groß- und Mittelstädten noch Potenzial. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise gibt es auch abseits der bekannten Standorte entlang der Rheinschiene aufstrebende Investmentstandorte. In diesen Regionen verstecken sich sogenannte Hidden Champions, heimliche (Welt-)Marktführer aus dem Mittelstand. Selbst in eher ländlichen Gebieten Nordrhein-Westfalens sitzen Unternehmen, die im Maschinenbau und in der Produktion von Metall- und Kunststoffwaren weltweit führend sind. Städte wie Arnsberg, Hamm und Gütersloh zeigen, dass Topstädte kein Monopol auf Innovation innehaben.
Hidden Champions, gerade in Norddeutschland mit seinen prosperierenden Küstenregionen, sorgen außerhalb der deutschen Metropolen für sichere Arbeitsplätze und gesundes Wachstum. Städte, die für das ungeschulte Auge unattraktiv wirken, blühen auf. Bei ihnen handelt es sich nicht um rare Erscheinungen; führende Unternehmen auf einem Spezialgebiet existieren über ganz Deutschland verteilt. Diese ungeahnte Vielzahl ermöglicht es bei Investments, regionale Schwerpunkte zu setzen und starke Renditen zu erwirtschaften. Die Bandbreite deutscher Städte trägt ein großes Potenzial in sich. Wer diversifizieren will, darf die vermeintliche Provinz nicht außer Acht lassen. Mit der Fülle an unterschiedlichen lokalen Märkten liefern deutsche Mittelstädte vielversprechende Diversifikationsmöglichkeiten quasi auf dem Silbertablett - Investoren müssen nur zugreifen.
