Die größte Hürde beim Aufbau eines Geschäftsmodells liegt für PropTechs in Deutschland aufgrund der vorherrschenden Intransparenz in der Immobilienbranche im Zugang zu und der Auswertung von Daten. Das ist ein zentrales Ergebnis der neuen PropTech Germany 2020-Studie der Technischen Hochschule (TH) Aschaffenburg, blackprint Booster und brickalize. Im Rahmen der Studie haben die Partner in qualitativen Interviews Vertreter von neun ausgewählten PropTechs aus verschiedenen Entwicklungsphasen und mit unterschiedlichen Ausgangssituationen zu ihren Erfahrungen beim Markteintritt in die deutsche Immobilienwirtschaft und den dabei auftretenden Hürden befragt. Sie bildet den Auftakt einer Studienreihe.
Das sind die wichtigsten Studienergebnisse:
- Voraussetzungen für die erfolgreiche Etablierung eines PropTech-Geschäftsmodells: Rund 80 Prozent der befragten Gründer und C-Level-Vertreter geben an, dass Ineffizienzen im persönlichen oder beruflichen Umfeld ausschlaggebende Impulse für den Aufbau ihres Geschäftsmodells waren. Um Branchenbedürfnisse zielgerecht adressieren zu können, ist nach Einschätzung der Studienteilnehmer ein umfassendes Verständnis für die oftmals komplexe und heterogene immobilienwirtschaftliche Wertschöpfungskette notwendig.
- Die größten Hürden beim Aufbau eines Geschäftsmodells: 94 Prozent der Befragten betrachten den erschwerten Zugang zu und die Auswertung von Daten als größte Hürde. 88 Prozent geben die Heterogenität der Branche als weitere signifikante Hürde an. Auch das mangelnde Verständnis der etablierten Unternehmen für PropTech-Geschäftsmodelle (75 Prozent) und der Mangel an fachlich qualifizierten wie versierten Entwicklern (75 Prozent) erschwert den Aufbau eines neuen Geschäftsmodells.
- Kooperationen im PropTech-Markt: Um etablierten Unternehmen Gesamtlösungen anzubieten und die eigene Wahrnehmung im Markt zu verbessern, wächst die Bedeutung technischer und vertriebsseitiger Kooperationen unter den PropTechs. Rund 78 Prozent der Befragten geben an, bereits mit anderen PropTech-Unternehmen zu kooperieren. 100 Prozent sind auch künftig Kooperationen mit anderen PropTechs gegenüber aufgeschlossen.
Nach ihrer Einschätzung der Marktentwicklung und einer Prognose ihrer künftigen Auftragslage gefragt, sehen die Studienteilnehmer perspektivisch grundsätzlich mehr Chancen als Barrieren. Die COVID-19-Pandemie habe eine Sensibilisierung für die Nützlichkeit und Notwendigkeit digitaler Innovationen begünstigt. Zugleich zeigt die Studie deutlich, dass die Rahmenbedingungen für PropTechs in der Immobilienbranche nach wie vor verbesserungsfähig sind.
Prof. Dr. Verena Rock, Direktorin des Instituts für Immobilienwirtschaft und -management an der TH Aschaffenburg, leitet daraus ab: „Der Zeitpunkt für unsere Studie hätte nicht besser sein können. Bisher haben sich Studien zur Digitalisierung der Immobilienwirtschaft im deutschsprachigen Raum auf die Sicht der etablierten Unternehmen konzentriert. Mit unserer PropTech Germany 2020-Studie schließen wir diese Lücke und stellen die PropTechs in den Fokus. Ein besseres Verständnis beider Seiten füreinander ist ausschlaggebend, um die nach wie vor langsam voranschreitende Digitalisierung der Immobilienbranche voranzutreiben.“
Die Ergebnisse der qualitativen Befragungen werden im nächsten Schritt in einer breiter angelegten PropTech-Untersuchung quantifiziert und schließlich in einer weiteren Studie mit der Perspektive etablierter Immobilienunternehmen abgeglichen. An der ersten Befragung nahmen 21st Real Estate, Allthings, Assetti, DABBEL, DocEstate, EVANA, Inzept 3D, KIWI und Plentific teil.
Die komplette Studie zu Ihrer Verwendung finden Sie hier.