Die Warenhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof prägen viele Stadtbilder in Deutschland. Die Mitte 2020 eingeleitete Unternehmenssanierung verheißt diesbezüglich jedoch nichts Gutes. Umfangreiche Filialschließungen sind mitten im Gange, am Ende sollen 56 von 172 dicht gemacht werden. Wie sich die Nachvermietung dieser Objekte gestaltet, hat nun BNP Paribas Real Estate untersucht.
Demnach wurden allein in den ersten fünf Monaten des Jahres 2021 rund 30 000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche in vormals von der Warenhauskette genutzten Immobilien neu vermietet. Damit liegt der Flächenumsatz kurz vor Halbjahresende bereits fast auf dem Gesamtniveau der Vorjahre 2019 und 2020 mit jeweils rund 40.000 Quadratmeter. „Hier wird ganz deutlich, dass das Vertrauen vieler Retailer in den Standort Innenstadt ungebrochen ist. Sie sehen in der Wiedereröffnung der Geschäfte, im bundesweiten Impffortschritt und in den sinkenden Inzidenzwerten mehr Chancen als Risiken und scheuen sich trotz der weiterhin unsicheren Lage in der Pandemie nicht, diese Chancen zu ergreifen. Ganz im Gegenteil: Die Einzelhändler erobern neue Standorte und das oftmals mit neuen Konzepten, wobei sie vom teilweise erhöhten Flächenangebot profitieren“, sagt Christoph Scharf, Geschäftsführer der BNP Paribas Real Estate GmbH und Head of Retail Services.
Der Löwenanteil der nachvermieteten Flächen (59 Prozent) wird laut BNP in Zukunft von Textil-Einzelhändlern bespielt werden – trotz des auch für sie im Zuge des wachsenden E-Commerce-Handels in der Pandemie nochmals gestiegenen Drucks. Großflächige Anmietungen im Jahr 2021 wie die von Peek & Cloppenburg in Bonn (7 500 Quadratmeter) sei eines von vielen Beispielen, die zeigten, dass traditionelle Bekleidungshäuser weiter an die Shopping-Destination City glaubten.
Abseits von den Textil-Einzelhändlern beobachtet BNP eine große Vielfalt: 15 Prozent der seit 2019 registrierten Nachvermietungen entfallen demnach auf den Bereich Freizeit, weitere 11 Prozent auf das Segment Food. Stärker in die Innenstädte strebten auch Einzelhändler im Einrichtungssegment (7 Prozent). Zu den bemerkenswerten Abschlüssen im laufenden Jahr 2021 zählt BNP dabei die 8 500 Quadratmeter- Anmietung von Zweirad Stadler im ehemaligen Kaufhof-Gebäude am Düsseldorfer Wehrhahn.
Grundsätzlich sei besonders in den kleineren Städten seit 2019 Bewegung bei der Nachvermietung der Galeria Karstadt Kaufhof-Objekte zu beobachten: Auf sie entfielen 52 Prozent der registrierten Nachnutzungen, gefolgt von den B-Städten mit 30 Prozent. In Deutschlands A-Städten wurden dagegen nur 18 Prozent der erfassten Abschlüsse getätigt. Als wesentlichen Treiber dafür machen die Analysten die gerade in den vergangenen Jahren gesunkenen Mietpreisniveaus in Deutschlands Klein- und Mittelstädten aus. So notierten beispielsweise die indexierten Spitzenmieten in den Highstreet-Lagen in den Städten unter 100 000 Einwohnern nur noch bei 75 Prozent des 2010er-Ausgangsniveaus. Die Innenstadt werde dadurch für viele Einzelhändler erschwinglicher.