Unternehmen und Märkte

Strategiespiele mit Hypothekenbanken

Dass die Commerzbank jetzt einen Squeez-out für die noch knapp zwei Prozent freien Aktionäre der Eurohypo in die Wege leitet, ist gut und richtig und war längst überfällig, weil der Markt es schon erwartet hatte. Das lange Zögern ist daher - zumindest für Außenstehende - schwer begreiflich. Ebenso unverständlich ist allerdings, warum Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller noch im Februar 2007 - bei der Präsentation der vorläufigen Geschäftszahlen seines Hauses verkündete, dass es keine Pläne zur Zwangsabfindung der Streubesitz-Aktionäre der Eurohypo gebe.

Der plötzliche Gesinnungswandel - so es denn einer ist - wird von Commerz-bank-Vorstand und Eurohypo-Chef Bernd Knobloch damit begründet, dass die Eschborner Immobilienbank für den Mutterkonzern einer detaillierten Bewertung unterzogen wird. Diese Untersuchung sei auch für ein Squeez-out erforderlich. Folglich will die Frankfurter Großbank zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und die Prüfungsergebnisse doppelt nutzen. Das macht zwar Sinn, doch fragt sich, warum das nicht schon vier Wochen vorher bekannt oder zumindest denkbar gewesen sein soll. So wundert es nicht, dass derzeit viel Fantasie in Sachen Commerzbank und ihrer Hypothekenbanken besteht. Möglich erscheint mittlerweile auch, dass Müller einen weit größeren Wurf plant, in dem auch die Hypothekenbank in Essen vollständig in den Konzern integriert werden könnte. An den Essenern ist die Großbank allerdings nur mit 51 Prozent beteiligt, während die übrigen 49 Prozent von der Schuppli-Gruppe gehalten werden.

Auf lange Sicht macht es aber für die Commerzbank wenig Sinn, zwei Hypothekenbanken zu besitzen, die zudem in den gleichen Geschäftsfeldern - Staats- und Immobilienfinanzierung - Wettbewerber sind. Dabei dürfte der Fakt, dass sich die Eschborner als Immobilienbank verstehen, die Staatskredite nur als Zusatzgeschäft betreibt, während die Essener das Staatskreditgeschäft lediglich mit Hypotheken ergänzen, eine Neuordnung der Beteiligungen nahe legen. Denkbar ist beispielsweise eine Fusion beider Hypothekenbanken. Allerdings wäre fraglich, ob dies betriebswirtschaftlich sinnvoll wäre. Zwar könne die Commerzbank dadurch Kosten sparen, doch stehen dem möglicherweise Umsatz- und Ertragsrückgänge gegenüber.

Denn auch öffentliche Schuldner und große Immobilieninvestoren haben zur besseren Diversifikation Limite für Gläubigerinstitute. Auch Pfandbrief-Investoren versuchen eine möglichst breite Streuung ihrer Anlagen auf verschiedene Emittenten, sodass zwei getrennte Hypothekenbanken ihre Schuldverschreibungen schneller und günstiger in den Markt bringen könnten.

Da sich zudem beide Banken am Kapitalmarkt einen beachtlichen Ruf erworben haben, würde eine Fusion die Frage aufwerfen, welche Marke man weiter pflegen möchte. Eine Lösung wäre die Mehrmarkenstrategie, bei der einerseits die Eurohypo als reiner Immobilienfinanzierer und die Essenhyp als Staatsfinanzierer positioniert werden könnten. Zwar würden derartige Szenarien in Frankfurt noch nicht durchgespielt, doch hat die Commerzbank in jüngster Vergangenheit mehrfach gezeigt, dass nichts für unmöglich gehalten werden sollte - schon gar nicht das Nächstliegende.

Allein schon die Tatsache, dass Essenhyp-Chef Hubert Schulte-Kemper just in diesen Tagen ankündigte, er werde sein Amt zum Jahresende 2007 zur Verfügung stellen, darf als Zeichen gewertet werden. Denn zu seinem 60. Geburtstag im April vergangenen Jahres und auf Nachfrage der Redaktion im Februar 2007 hatte es geheißen, er werde das Institut noch viele Jahre führen.

Auch der Rücktritt eines weiteren Essen-hyp-Vorstands in diesen Tagen, der durch einen Personalzugang aus der Eurohypo ersetzt wird, lässt die Vermutung zu, dass eine Neuordnung der Hypothekenbanken im Commerzbank-Konzern ansteht. Die aber dürfte vor allem von Seiten der Essenhyp nicht gern gesehen sein, stimmt doch die Chemie zwischen den beiden Instituten ohnehin nicht, wie bissige Kommentare und Seitenhiebe immer wieder zeigen.

So stellt die Essenhyp genüsslich heraus, dass sie der Branchenprimus in Sachen Profitabilität sei, während sich die Eurohypo als Nummer eins unter den Emittenten von Jumbo-Pfandbriefen und größter CMBS-Originator in Europa feiert. Da bisher aber nicht zu erkennen war, dass die Konkurrenz der beiden Institute der Commerzbank geschadet hätte, sollte die Neustrukturierung - wie auch immer sie am Ende des Tages aussehen mag - behutsam erfolgen.

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