Im Blickfeld

Patrizia: vieles richtig gemacht

Wer über private, insbesondere börsennotierte Wohnungsgesellschaften hierzulande resümiert, kann einiges bespötteln, beweinen und bemäkeln, aber auch so manche Erfolgsgeschichte erzählen. Eine davon schreibt seit Jahren die Patrizia Immobilien, deren Vorstandschef Wolfgang Egger immer wieder ein Gespür für das bewiesen hat, was Investoren wünschen.

Als Kapitalanleger vor wenigen Jahren nach einem Zugang zu deutschen Immobilien lechzten, offerierte er sein Unternehmen an der Börse. Als sich transaktionsorientierte Opportunisten mit Bestandshaltung befassen mussten, zeigte sein Haus, wie solides Asset Management geht. Und heute wissen die Augsburger, wie man jene, die händeringend nach rentierlichen Geldanlagen suchen und diese in deutschen Wohnungen vermuten, zu milliardenschweren Konsortien zusammenführt.

So wurden erst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) die Immobilien und jetzt der Bayerischen Landesbank (Bayern-LB) ihre 92-prozentige Beteiligung an der GBW abgenommen. Dabei wird durchaus politischer Instinkt bewiesen. War bei dem Geschäft mit der LBBW noch ein eindrucksvolles Signal gesetzt worden, indem sowohl in- als auch ausländische Investoren ins Boot geholt wurden, so schien das im Falle der GBW nicht opportun. Denn in Bayern herrscht Wahlkampf. Daher war absehbar, dass die Opposition im bayerischen Landtag die Privatisierung der quasi öffentlichen Wohnungsbestände als Ausverkauf geißeln und in den betroffenen Mietern die Opfer von Wohnungsspekulanten sehen würde. Da hilft auch keine noch so verbindliche Sozialcharta.

Dass die Proteste trotzdem vergleichsweise verhalten ausfielen, zeigt wie richtig es war, diesmal nur deutsche institutionelle Investoren mit tendenziell langfristigem Anlagehorizont anzusprechen. Schließlich wollen weder die Patrizia noch die 27 Konsortialpartner - vorwiegend Versicherungen, Versorgungswerke, aber auch drei Sparkassen - Gegenstand öffentlicher Diskussion und langwieriger politischer Debatten sein.

Welches Vertrauen der Asset Manager unter den Anlegern genießt, lässt sich allein schon daran ablesen, dass die Hälfte der Investoren bereits bei der LBBW-Transaktion mit von der Partie war. Ein weiteres Indiz: Mit 1,7 Milliarden Euro wurde dem Asset Manager doppelt so viel Kapital angedient, wie die GBW-Anteile letztlich netto kosteten. Abzüglich der Schulden wurden die 32 000 bayerischen Wohnungen für 882 Millionen Euro erworben.

Wie bei solchen Transaktionen inzwischen üblich, ist die Patrizia dabei mit ins Risiko gegangen und hat selbst 58 Millionen Euro investiert. Damit sichert sich das Unternehmen neben verlässlichen, langfristigen Erträgen zusätzlich eine Teilhabe am Managementerfolg. Während sich zahlreiche private Immobiliengesellschaften hierzulande an der Größe ihres Objektbestands messen lassen wollen, demonstriert die Patrizia, dass es letztlich nur darauf ankommt, wie gut Liegenschaftsportfolios gesteuert und betreut werden. Hierbei haben die Augsburger bislang vieles richtig gemacht. L.H.

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