Im Blickfeld

Münchener Hyp: 2011 ging an die Reserven

"Ziele im Hypothekenneugeschäft zum Teil deutlich übertroffen, Belastungen durch europäische Staatsschuldenkrise aus eigener Kraft bewältigt, Zinsüberschuss mit 117,9 Millionen Euro leicht unter Vorjahr, Jahresüberschuss in Höhe von 4,9 Millionen Euro erwirtschaftet, Fortsetzung des Wachstumskurses in den Kerngeschäftsfeldern im Jahr 2012", so die offizielle Lesart der Schlagzeilen aus der Bilanzpressekonferenz der Münchener Hypothekenbank, die dem schnellen Betrachter ein viel zu schönes Bild der Lage zu vermitteln versucht.

Denn kann man wirklich von "erwirtschaften" sprechen, wenn zur Darstellung eines kleinen Gewinns, der über 50 Prozent unter dem des Vorjahres liegt, Reserven in Höhe von über 37,4 Millionen Euro gehoben und Einzelwertberichtigungen von rund 20 Millionen Euro für die USA-Geschäfte aufgelöst werden mussten? Abschreibungen auf ein Grie-chenland-Portfolio in Höhe von 63 Millionen Euro sind halt für eine deutsche genossenschaftliche Hypothekenbank ein ganz schöner Brocken.

Und auch die Aussage zum Neugeschäft wirft Fragen auf. Man liegt zwar um rund 100 Millionen unter dem Vorjahr, habe aber "die Ziele deutlich übertroffen". Wollte die MHB schrumpfen und konnte nicht wie geplant ob der Vermittlungserfolge der Partner? Das vermittelte Finanzierungsvolumen mit den Volks- und Raiffeisenbanken legte um knapp 50 Prozent zu, der Absatz über freie Finanzdienstleister, in erster Linie Vermittlungsplattformen wie Interhyp oder Planethome, stieg um mehr als ein Drittel.

Ein bedeutender Teil des Neugeschäfts entfiel dabei auf Zinsbindungen von über 20 Jahren. Aus Kundensicht ist dieses Verhalten natürlich absolut nachvollziehbar, schließlich ist die gegenwärtige Niedrigzinsphase geradezu eine Einladung. Aus Bankensicht dagegen ist es vielleicht sogar risikobehaftet, denn lang laufendenden Finanzierungsmittel sind derzeit kaum zu haben. Die Refinanzierung der Münchener Hypothekenbank erfolgte "zu guten und angemessen Konditionen" bis maximal 10,7 Jahren. Allerdings waren das die Öffentlichen Pfandbriefe, die mit rund einer Milliarde nur noch einen geringen Anteil an der gesamten Refinanzierung von 6,6 Milliarden Euro stellen - mit weiter abnehmender Tendenz. Das erhöht den Druck auf die Hypothekenpfandbriefe, denn der Wettbewerb wird sich künftig noch stärker auf das Geschäft konzentrieren, das mit Pfandbriefen zu refinanzieren ist, was zum einen die Möglichkeiten einschränkt, zum anderen die Preise nach oben und damit die Margen nach unten treibt.

Der Anteil der Hypothekenpfandbriefe an den Neuemissionen der Münchener Hypothekenbank lag mit 2,8 Milliarden Euro auf dem gleichen Niveau wie die vor allem über den genossenschaftlichen Finanzverbund vermittelten ungedeckten Refinanzierungen. Die Laufzeiten liegen bei 8,2 respektive 4,5 Jahren. Geht man davon aus, dass die Zinsen nicht so niedrig bleiben, wird das heute abgeschlossene Hypothekenneugeschäft über die lange Laufzeit künftig teurer zu refinanzieren sein. Da hilft auch die Teilnahme am EZB-Tender nur bedingt, die rund 15 Prozent der geplanten Neuaufnahme für 2012 ausmachen und natürlich im laufenden Jahr den Zinsüberschuss deutlich entlasten wird.

Nein, die Darstellung des Abschlusses 2011 war sicherlich nicht vergnügungssteuerpflichtig für die Münchener. Wäre es da nicht ganz schön, wie die beiden familieninternen Wettbewerber WL Bank und DG Hyp auch eine Mutter zu haben, die mit Kapital und Liquidität unterstützt? Doch das "schränkt natürlich auch die Freiheit ein, und uns ist unsere Freiheit viel wert", wie der Vorstandssprecher Louis Hagen betonte. Gesprächen über die Zukunft der genossenschaftlichen Immobilienfinanzierung wolle man sich aber keinesfalls verschließen. 2012 will die MHB auf sich allein gestellt versuchen, einen Überschuss "über dem Vorjahr" zu erzielen. Höhen wie noch 2010 wird es allerdings aus steuerlichen Gründen nicht geben. Die Ertragskraft der

Bank soll mittel- bis langfristig gesteigert werden. Darüber hinaus sollen die Kerngeschäftsfelder noch stärker in Richtung der eher kleinteiligen Wohnungsfinanzierung verschoben werden. Denn viel Eigenkapital muss auch bedient werden. Schön, dass da das Zugeständnis der Aufseher, die internen Bewertungsmaßstäbe sanft zu verschlechtern, half, das Eigenkapital 2011 um rund 270 Millionen Euro zu entlasten. P. O.

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