Im Blickfeld

Mühe mit dem Pfandbrief

Wer sich bewegt, kann derzeit nur gewinnen. Begierig lauert der Kapitalmarkt auf jede Nachricht, die in diesen Monaten des Attentismus wieder etwas Hoffnung auf Wiederbelebung des mauen Absatzes an gedeckten Schuldverschreibungen verspricht. Entsprechend willkommen ist die Meldung der Deutschen Bank, künftig auch Pfandbriefe emittieren zu wollen. Mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wird sogar schon über die Details einer entsprechenden Lizenz gesprochen, heißt es aus dem Unternehmen. Damit scheint es Deutschlands größtem Kreditinstitut diesmal tatsächlich ernst zu sein. Denn bereits seit dem Inkrafttreten des Pfandbriefgesetzes im Sommer 2005 überlegt die Frankfurter Großbank, den Pfandbrief für die Refinanzierung ihres gewerblichen Hypothekengeschäfts zu nutzen, das - den letzten verfügbaren Zahlen zufolge - im Jahr 2007 immerhin 16,5 Milliarden Euro umfasste. Dass dies nicht schon längst geschah, ist vor allem den hohen Kosten des Pfandbriefs geschuldet. Denn der administrative, personelle und technische Aufwand ist erheblich und rechnet sich nur, wenn die Pfandbriefe dauerhaft und mit einem günstigeren Rating als der Emittent platziert werden können. Doch gerade an die Pfandbriefqualität legten die Ratingagenturen bislang ungeachtet der staatlichen Anforderungen deutlich strengere Maßstäbe an als beispielsweise an Mortgage Backed Securities. Diese Situation hat sich seit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brother grundlegend geändert. Einerseits denken die Ratingagenturen langsam um und bringen dem Pfandbrief - wenn auch noch viel zu zögerlich - mehr Wertschätzung entgegen. Andererseits hat sich die Refinanzierung über ungedeckte Schuldverschreibungen extrem verteuert. Spreads von 130 bis 150 Basispunkten müssen akzeptiert werden. Ohne Staatsgarantie, welche die Deutsche Bank ablehnt, finden diese Papiere schwerlich Abnehmer. Damit schwinden die relativen Nachteile des Pfandbriefs. An anderer Stelle treten dafür nun Probleme auf. Die Emissionen von LBBW und Postbank haben zwar gezeigt, dass im Laufzeitenbereich über drei Jahre durchaus reges Investoreninteresse vorhanden ist. Allerdings sind die Preise hoch, für viele Pfandbriefemittenten gar zu hoch. Sie geben ihre Papiere lieber mit Abschlag an die EZB, als sich auf dem Markt die Preise zu "verderben". Verdorben wurden die Pfandbrief-Konditionen durch staatsgarantierte Bankschuldverschreibungen, die im Moment im Durchschnitt etwa 60 Basispunkte über Mid-Swap liegen, während für Pfandbriefe etwa 80 Basispunkte gezahlt werden müssen. Indem die Staatsgarantien auf Laufzeitenbänder nun bis fünf Jahre ausgedehnt werden, engt dies den Markt für Pfandbriefe noch weiter ein und dürfte auch deren Preise aus Emittentensicht erhöhen. Die Folge: Immer mehr Banken, auch solche mit Pfandbrieflizenz, schwenken auf Schuldscheine um. Diese Plain-Vanilla-Papiere lassen sich derzeit bei Versicherungen, Pensionskassen und Versorgungswerken noch am ehesten und - relativ betrachtet - kostengünstig absetzen. Denn der Investor muss sie im Gegensatz zu Anleihen und Pfandbriefen nicht Mark-to-Market bewerten, wodurch das Wertanpassungsrisiko gemindert ist. Dafür sind Schuldscheine kaum fungibel. Mittlerweile wählen auch Bundesländer immer häufiger diese Refinanzierungsalternative. Dass die Deutsche Bank trotz aller momentanen Widrigkeiten gerade jetzt den Pfandbrief in ihr Passiva-Portfolio aufnehmen will, ist sicherlich ein gutes Signal für den Markt, mehr aber auch noch nicht. Denn trotz intensiver Vorarbeiten und unterstellt, dass die Deutsche Bank bereits über das notwendige Know-how verfügt, wird die Platzierung ihres ersten Pfandbriefs doch noch geraume Zeit in Anspruch nehmen. Zwar darf sich die Pfandbrief-Community schon mal durch das Bekenntnis des Frankfurter Branchenprimus hoch geehrt fühlen, doch erst eine konkrete Emission wird zeigen, ob die Deutsche Bank zu mehr als nur zum Hoffungsträger für den Pfandbrief taugt. L. H.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X