Im Blickfeld

Kauft leere Häuser!

Nachverdichtung der Innenstädte, Verschärfung des Mietrechts, Forderungen nach Neubau - dass in den großen deutschen Städten immer weniger Wohnraum zur Verfügung steht, ist ein in diesen Tagen viel diskutiertes Thema. In den Hintergrund rückt dabei, dass die Situation auf den Büroimmobilienmärkten zum Teil ähnlich prekär ist. Beispiel Berlin: Das Angebot an modernen Büroflächen ist in den vergangenen acht Jahren um etwa zwei Drittel geschrumpft. Nur noch jeder fünfte Quadratmeter entspricht den Anforderungen der überwiegenden Zahl der Mieter. Das Problem: Investoren und Entwickler haben es verschlafen, Gewerbeimmobilien in der Hauptstadt zu bauen.

Nun werden erste Forderungen nach spekulativem Bürobau laut. Für Investoren böten sich aktuell hervorragende Chancen, neue Flächen in Angriff zu nehmen heißt es beispielsweise von BNP Paribas. Das ist jedoch der falsche Ansatz. Statt ihren Blick allein auf spekulativ errichtete Neubauten zu richten, sollten Investoren und Entwickler viel mehr als bisher auch auf Bestandsimmobilien setzen. Denn gerade in den gefragten Innenstadtbezirken finden sich kaum geeignete Grundstücke für einen Neubau. Zudem lässt sich der oft vorgebrachte Nachteil des Nachvermietungsrisikos bei Bestandsimmobilien auch in einen Vorteil umwandeln.

Der Schlüssel dabei liegt in einer Wertschöpfung durch Anpassung. Dafür ist es entscheidend, im Rahmen einer Revitalisierung individuell anpassbare Flächen zu schaffen. Denn neben einer akzeptablen Deckenhöhe, einer vernünftigen Temperaturregulierung und einer ausreichenden technischen Ausstattung der Immobilie fordern heutzutage immer mehr Unternehmen ein speziell auf ihre Bedürfnisse ausgerichtetes Raumkonzept. Gelingt es nicht, eine Fläche zu schaffen, die sich individualisieren lässt - egal ob im Neubau oder im Bestand, werden automatisch 90 Prozent des Nachfragemarktes ausgeschlossen. Durch eine offene und anpassbare Loftstruktur ist dagegen auch die Möglichkeit der Drittverwendungsfähigkeit gewährleistet, da die Fläche im Falle der Nachvermietung erneut angepasst werden kann.

Stefan Klingsöhr, Geschäftsführer, Klingsöhr Projektentwicklung GmbH, Potsdam

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