Im Blickfeld

Goldesel Depfa?

Die siechende Hypo Real Estate soll mit bitteren Pillen und einem straffen Fitnessprogramm innerhalb von drei Jahren auf Wettbewerbsfähigkeit getrimmt werden. So zumindest hat es den Anschein, betrachtet man das jüngste Programm zur strategischen Neuausrichtung und Restrukturierung. Vereinfachte Konzernstruktur, Mitarbeiterabbau von 1 800 auf etwa 800 und Kosteneinsparungen durch IT-Integration - mit diesen Maßnahmen will sich der Konzern künftig als "ein führender spezialisierter Immobilien- und Staatsfinanzierer in Deutschland und Europa mit pfandbrieforientierter Refinanzierung" aufstellen. Eingedampft werden die überseeischen Expansionsexperimente - vor allem in Asien. Gewerbliche Immobilienfinanzierung soll es künftig nur noch aus München, London, Paris und New York geben. Außer Deutschland sind vorerst nur noch die wichtigen europäischen Länder und die USA als Zielmärkte definiert.

Erwartungsgemäß will sich die Bank im Bereich Öffentlicher Sektor künftig auf alte Tugenden besinnen und nur noch "ausgewähltes Primärmarkt-Geschäft in den pfandbrieffähigen Märkten Europas" betreiben. Dagegen werden Infrastrukturfinanzierungen nicht mehr akquiriert. Auch nicht mehr strategiekonforme Kapitalmarkt- und Handelsgeschäfte sollen eingestellt werden. An einen Verkauf der nicht-strategischen Aktivitäten ist gedacht. Paradox: Gerade das Segment Staatsfinanzierung, speziell die irische Depfa Bank plc, welche den Konzern aufgrund ihrer riskanten, nichtfristenkongruenten Refinanzierung in schwere Schieflage brachte, könnte das Jahr 2008 womöglich sogar mit einem positiven Ergebnis abschließen. So heißt es in einer Mitteilung des Konzerns: "Jedenfalls für den Konzern und die Hypo Real Estate Bank AG ist für 2008 ein negatives Jahresergebnis zu erwarten."

Und die Depfa? Ihr kommt zu pass, dass die Notenbanken den Kapitalmarkt fluten. Nach der Europäischen Zentralbank und der US-amerikanischen Fed hat jetzt auch die Bank of England ihren Leitzins weiter gesenkt (siehe Leitartikel). Dies macht - Ironie der Krise - das kurzfristige Refinanzieren von langfristigen Kommunaldarlehen und Staatskrediten attraktiv - und schafft Anreize, deren Effekte die Währungshüter eigentlich heilen wollten. Vielleicht ist das auch der Grund, warum man sich in der Münchener HRE-Zentrale noch nicht so ganz im Klaren ist, wie mit der irischen Depfa Bank plc zu verfahren ist. Erwogen wird der Transfer unter die HRE Bank, in der schon die Hypo Real Estate Bank AG und die Hypo Real Estate Bank International AG fusioniert sind und zu der auch die Depfa Deutsche Pfandbriefbank AG kommen soll. Aber auch die Aufgabe des irischen Appendix ist denkbar. Aber wer gibt dieser Tage schon einen "Goldesel" weg?

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