Unternehmen und Märkte

Corpus wägt Börsengang ab

Noch in diesem Jahr soll entschieden werden, ob die Corpus
Immobiliengruppe GmbH & Co. KG, Köln/Düsseldorf, in eine
Aktiengesellschaft umgewandelt und an die Börse gebracht wird. Dies
kündigte Michael Zimmer, Sprecher der Geschäftsführung, bei der
Vorstellung der Ergebniszahlen für 2005 in Frankfurt am Main an.
Anlass der Überlegungen ist, dass die Gruppe künftig gerne mehr
Immobilienportfolien kaufen würde. Dabei stehen neben Wohnungen aus
gewerblich genutzten Objekte im Fokus. Ziel ist es, dass sich die
Kapitalanlagen im eigenen Bestand zu etwa vier Fünfteln auf
Wohnobjekte und ein Fünftel Gewerbe verteilen.
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Um das nötige Kapital für diese Investitionen zu beschaffen, ist ein
Initial Public Offering (IPO) aus Sicht von Corpus nur eine denkbare
Option. Wettbewerber wie die Patrizia Immobilien AG hatten - vor dem
gleichen strategischen Hintergrund - diesen Weg gewählt. Doch Zimmer
betont, dass es für sein Haus auch die Möglichkeit gäbe, ein Joint
Venture mit Kapitalanlegern einzugehen. Vor allem Morgan Stanley war
in der Vergangenheit ein bevorzugter Partner.
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Allerdings hat die Corpus-Gruppe, so meint zumindest Geschäftsführer
Michael Albertz, inzwischen sehr viel von der Arbeitsweise der
Angelsachsen gelernt, so dass sich die Kölner jetzt durchaus mehr
zutrauen. Künftig wollen sie alleine kleinere und mittlere Bestände
mit 10 000 bis 12 000 Wohneinheiten auch in B-Städten - erwerben. Im
Einzelfall könnten auch Gesellschaften mit bis zu 30 000 Wohneinheiten
auf der Einkaufsliste stehen. Doch auch wenn die zu 75 Prozent drei
großen Sparkassen gehörende Gruppe mit 158, 5 (2004: 156, 8) Millionen
Euro aus eigener Sicht hinreichend mit Eigenkapital ausgestattet ist,
könnten weitere Mittel nützlich sein. Dieses könne aber auch, so
Zimmer, über Fondslösungen akquiriert werden. Über die
Finanzbeteiligung Sireo sind diesbezüglich schon praktische
Erfahrungen gesammelt worden.
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Zur Geschäftsentwicklung 2005 wurde erklärt, dass alle Bereiche, Asset
Management, Makler und Projektentwicklung, zusammen Immobilien im Wert
von annährend 1,2 Milliarden Euro an nationale und internationale
Investoren veräußert haben. Davon entfielen allein 353 Millionen Euro
auf den Verkauf der restlichen acht Gewerbeimmobilien aus dem
Mil-lennium-Paket der nicht konsolidierten Tochtergesellschaft MSC
Millennium Holding. Dadurch sind die Umsatzerlöse im Konzern auf 198,3
(2004: 371,9) Millionen Euro gesunken. Dies entspricht einem Minus von
46,7 Prozent.
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Dass dennoch der Jahresüberschuss um 55,2 Prozent auf 22,5 (14,5)
Millionen Euro gestiegen ist, erklärte Albertz vor allem mit dem
intensiveren Beratungsgeschäft. So hat Corpus im Auftrag der Citigroup
den gesamten Wohnungsbestand, das Gewerbeportfolio und die
Projektentwicklungssparte der Viterra bewertet. Zudem wurde Hudson
Advisors bei der Übernahme von notleidenden Krediten beraten.
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Der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit lag im vergangenen Jahr auf der
Sparte Asset Management. Mit dem Erwerb der Berliner
Wohnungsgesellschaft GHG wurde der Immobilienbestand um 5 100
Einheiten auf 11 500 Wohneinheiten verdoppelt und die Aktivitäten auf
den Berliner Wohnungsmarkt ausgedehnt. Darüber hinaus gelang es,
bereits 8 000 der insgesamt 48 000 Wohneinheiten aus dem Bestand der
Immeo Wohnen zu veräußern. An dieser Ende 2004 erworbenen Gesellschaft
sind Corpus zu 6,5 Prozent und Morgan Stanley zu 93,5 Prozent
beteiligt.
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Im Bereich Asset Management Gewerbe hat Corpus in 2006 die Anteile an
der Sireo Real Estate von 24,5 Prozent auf eine Mehrheitsbeteiligung
von 50,4 Prozent aufgestockt. Sireo soll künftig das
Dienstleistungsgeschäft dieser Sparte abwickeln, während Corpus
weiterhin als Investor am Markt auftritt. Insgesamt betreut die Gruppe
ein Immobilienvermögen von insgesamt 15,1 Milliarden Euro. Dabei
beträgt das unmittelbare eigene Immobilienvermögen 842,0 (2004: 481,6)
Millionen Euro.
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Die zweite Säule, der Maklerbereich mit den fünf regionalen Töchtern
in Bad Homburg, Bonn, Düsseldorf, Frankfurt und Köln, vermittelte im
vergangenen Jahr 1 896 (2004: 1 240) Notarverträge und erzielte dabei
ein Provisionsvolumen von 19,6 (17,2) Millionen Euro. Damit zählt sich
die Corpus Immobilien Makler GmbH, Köln, zu den umsatzstärksten
Maklern in Deutschland.
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Das in der Sparte Projektentwicklung gebündelte Bauträgergeschäft
verzeichnete im Geschäftsjahr 2005 aufgrund aufgeschobener
Fertigstellungen ein um 17 Prozent niedrigeres Bauvolumen von 53,8
(64,8) Millionen Euro. Insgesamt wurden 274 Wohneinheiten fertig
gestellt, während es im Jahr 2004 noch 313 Einheiten waren. Derzeit
befinden sich mehr als 650 Wohnungen der Corpus-Gruppe im Bau. Nach
der Fusion der Sparkassen Köln und Bonn wurden die
Bauträgeraktivitäten nunmehr auch auf Bonn ausgeweitet.
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Den Start ins Jahr 2006 bezeichnete Zimmer als sehr erfolgreich. So
wurde im Bereich Asset Management bereits im ersten Quartal ein großes
Immobilienpaket mit 1 800 Wohnungen veräußert und die
Mehrheitsbeteiligung Sireo habe sich durch einen Großauftrag des
Landes Baden-Württemberg, das den Verkauf von landeseigenen Immobilien
prüfen lässt, gut positioniert.
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Der Maklerbereich litt zwar unter der jahreszeitlich bedingten
Schwäche, werde aber durch den Vermarktungsauftrag der GAG Immobilien
AG (jährlich 1 000 Einheiten in vier Jahren) weiter wachsen. In der
Bauträgersparte soll sich die Zahl der fertig gestellten Wohneinheiten
2006 voraussichtlich auf 540 verdoppeln. Darüber hinaus sind zum
Jahreswechsel 2005/2006 Grundstücke für die Errichtung von 2 500
Wohneinheiten mit einem Bauvolumen von 576 Millionen Euro gesichert
worden. Die Realisierung und Fertigstellung kann bis 2008 erfolgen.
Mittelfristig will die Gruppe jährlich etwa 850 Wohnungen errichten.
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Zur aktuellen Diskussion um die Notwendigkeit von Real Estate
Investment Trusts (REITs) in Deutschland merkte Zimmer an, dass das
Vehikel allenfalls ein Add-on für den hiesigen Kapitalmarkt sein
könne. Ein wirtschaftlicher Faktor wären die steuerbegünstigten
Immobilien-Aktiengesellschaften jedoch nicht. Vor allem aber für die
Banken, die die Einführung massiv propagieren, wäre es ein "nettes"
Beratungsobjekt.

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