Im Blickfeld

Bausparen I - wieder ein Rekord der Branche

Dem Bausparen kann so leicht nichts anhaben. Obwohl im vergangenen Jahr in vielen Medien häufig über die rechtmäßigen, aber eben unpopulären Kündigungen von übersparten Bausparverträgen kritisch berichtet wurde, lief der Verkauf 2013 so gut wie nie zuvor. Die Deutschen schlossen im vergangenen Jahr Verträge mit einer Bausparsumme von insgesamt rund 106 Milliarden Euro ab. Das sind über drei Prozent mehr als im Vorjahr, das mit 102,7 Milliarden Euro bereits ein Spitzenjahrgang war.

Waren 2012 noch die Landesbausparkassen mit drei Prozent kräftiger gewachsen als die privaten Bausparkassen, so bot sich im zurückliegenden Jahr ein anderes Bild: Die LBS-Gruppe erzielte mit 36 Milliarden Euro ihr drittbestes Bruttoneugeschäftsjahr, doch reichte es nur bis auf drei Prozent an das vorangegangene Jahr heran. Dagegen verbuchten die privaten Bausparkassen einen Zuwachs um sieben Prozent auf den Rekordwert von 70,1 Milliarden Euro.

Allerdings zeigt sich auch, dass die hohen Neugeschäftsabschlüsse die Abgänge nur bedingt kompensieren können. So erhöhte sich etwa der Vertragsbestand bei den privaten Bausparkassen lediglich um 1,5 Prozent auf über 19,4 Millionen Stück. Da diese Institute in der Vor- und Zwischenfinanzierung deutlich aktiver sind als die Landesbausparkassen, wuchs die Bausparsumme im Bestand um 3,5 Prozent und hatte mit 567,6 Milliarden Euro einen neuen Höchststand erreicht. Im Gegensatz dazu sank der Vertragsbestand bei den zehn Landesbausparkassen zum Jahresende 2013 um 0,3 Prozent auf insgesamt 10,8 Millionen Bausparverträge, die jedoch eine im Vorjahresvergleich um 1,5 Prozent höhere Bausparsumme von 280,3 Milliarden Euro repräsentieren.

Dass die Bausparsumme stärker wuchs als die Zahl der Abschlüsse, rechnen sich die Institute als Erfolg an. Denn es sei ihnen gelungen, den Kunden die Finanzierung als Kernfunktion des Bausparens zu vermitteln. So steigerten die privaten Bausparkassen erneut ihre Baugeldauszahlungen. Mit 24,4 Milliarden Euro wurde der Vorjahreswert um 1,5 Prozent übertroffen. Die LBS beziffert ihre Finanzierungsleistungen für das Jahr 2013 auf 9,3 Milliarden Euro, was einem Plus von 0,5 Prozent entspricht.

Allerdings kommen den Bausparkassen dabei zwei Entwicklungen entgegen. Zum einen begünstigt die Niedrigzinspolitik die Kapitalanlage in Immobilien - und hier zuerst in selbst genutztes Wohneigentum. Dabei wird aufgrund der extrem niedrigen Finanzierungskosten das Eigenheim für immer mehr Haushalte erschwinglich. Damit wiederum wächst der Kreis an Kunden, für die Bausparen als ein Baustein zum Eigentumserwerb interessant wird. Zum anderen unterstützt der Staat die Bildung von Wohneigentum als Altersvorsorge. Eingesetzt wird Wohn-Riester vor allem in der Finanzierung. Die entsprechenden Altersvorsorgeverträge weisen in der Regel eine höhere Bausparsumme auf als Bausparverträge ohne Riester-Förderung.

Aber die Institute haben ihr Wachstum in den vergangenen Jahren zu einem erheblichen Teil der außerkollektiven Sofortfinanzierung zu verdanken. Damit entfernte sich das Bausparen mehr und mehr von seinem Ursprung. Denn die Kunden müssen immer weniger durch Vorsparen ihre Ausgabendisziplin und Bonität beweisen, sondern nutzen das Bausparen häufiger als Zinssicherung für die Ablösung eines Hypothekenkredits. In den vergangenen Jahren hatten die Bausparkassen das Problem, dass sie mit ihren Tarifanpassungen den stetig fallenden Zinsen hinterherliefen. Jetzt hoffen die Institute (wieder einmal), dass die Zinsen ihre Talsohle erreicht haben. Zuversicht dürfen sie auch aus der Tatsache schöpfen, dass jetzt zunehmend Verträge zur Zuteilungsreife gelangen, die bereits einer Tarifgeneration angehören, deren Bauspardarlehenszinsen gegenüber Bankfinanzierungen wettbewerbsfähiger sind als die vorangegangenen Kontrakte. So wird Bausparen zukünftig vielleicht doch wieder richtig verstanden: als Sparübung für den Hauskredit. L.H.

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