Karten-Blickpunkte

Sicherheit II - Unbekannter Sperrnotruf?

Seit dem 1. Juli 2005 gibt es den von der Servodata GmbH, Frankfurt am Main, betriebenen Sperrnotruf mit der bundesweit einheitlichen Rufnummer 116 116, unter der Verbraucher ihre Bank- und Kredit karten, Mobilfunkkarten, Kundenkarten mit Zahlungsfunktion, Online-Banking-Accounts, elektronische Signaturen oder andere elektronische Berechtigungen sperren lassen können, wenn sie Karten verloren haben oder sonstige Gründe für Missbrauchssorgen vorliegen. Zur Urlaubszeit wird die Nummer mitunter sogar mit TV-Spots beworben.

Und doch gibt es Einschränkungen: Nicht alle Kreditinstitute nehmen teil. Dazu zählt etwa die Postbank, die stattdessen aus ihre auch aus dem Ausland zum Ortstarif erreichbare einheitliche Service-Nummer 0228/55 00 55 00 verweist - mit der Begründung, dass diese ebenso leicht zu merken sei. Diese Nummer freilich gab es zum Start des Sperrnotrufs noch nicht. Welche Gründe damals dagegen sprachen, sich dem Service anzuschließen, konnte eine Sprecherin der Bank nicht angeben.

Eine weitere Einschränkung: Nicht bei allen angeschlossenen Instituten lassen sich alle Medien sperren. So ist etwa bei der ING-Diba oder der Santander Consumer Bank zwar die Sperre von Debit-, nicht aber von Kreditkarten möglich. Das per Sprachcomputer gesteuerte System nimmt allerdings (scheinbar) auch solche Sperrversuche an, die aus den genannten Gründen gar nicht möglich sind. Ein Hinweis "Sperrung nicht möglich" erfolgt nicht. Vielmehr ertönt auch in solchen Fällen die automatisierte Ansage "Ihre Kreditkarte ist jetzt gesperrt". Das kann dazu führen, dass der Kunde sich in trügerischer Sicherheit wiegt, was zu ärgerlichen Folgen führen kann.

Noch erstaunlicher ist es aber, dass die Sperrnotruf-Nummer dem Kundenservice auch solcher Kreditinstitute, die in der Liste teilnehmender Institute geführt werden, mitunter gar nicht bekannt ist. Das bestätigt einmal mehr die sattsam bekannte Erkenntnis, dass auch scheinbar gut eingeführte Systeme immer wieder der Kommunikation bedürfen.

Ob der Sperrnotruf heute noch die gleiche Berechtigung hat wie vor acht Jahren, wird die Zukunft zeigen müssen. Zweifellos ist eine an die Rufnummer von Polizei und Feuerwehr angelehnte Ziffernfolge leicht merkbar. Im Zeitalter mobiler Endgeräte, in denen eine Vielzahl von Nutzern auch die Servicenummer ihrer Bank gespeichert haben dürfte, wäre es denkbar, dass zurückgehende Nutzerzahlen den Weiterbetrieb des Systems irgendwann nicht mehr rechtfertigen. Noch ist es aber offenbar nicht so weit. Sonst hätte die Servodata den Sperrnotruf im vergangenen Jahr nicht auf eine neue technische Plattform umgestellt. Red.

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