Blickpunkte

Debitkarte - Ohne Girocard?

Kann ein Händler oder Dienstleister für die Kartenakzeptanz in Deutschland auf die Girocard verzichten? Auf den ersten Blick scheint das undenkbar - ist doch das Debitverfahren der Deutschen Kreditwirtschaft auf praktisch allen Karten im Land vertreten. Der Großteil aller Kartentransaktionen in Deutschland laufen über die nationale Debitkarte. Doch das muss nicht so bleiben. Denn längst haben die Kartenemittenten ihre Karten standardmäßig ergänzend mit einer internationalen Akzeptanzmarke ausgestattet, überwiegend Maestro, immer häufiger auch V-Pay. Üblicherweise laufen nur Auslandstransaktionen über die internationalen Systeme, wie es bis einschließlich 2010 durch die Vorranganwendung für die Girocard vorgegeben war. Derzeit ist das für Händler wie Emittenten in der Regel auch (noch) die wirtschaftlichste Lösung.

Doch auch das könnte sich vor dem Hintergrund der anstehenden Interchange-Regulierung bald ändern: Mit 0,2 Prozent wären V-Pay und Maestro auch bei nationalen Transaktionen für Kartenakzeptanten durchaus attraktiv - wenngleich man wohl davon ausgehen darf, dass auch die Girocard-Konditionen auf diesem Niveau einpendeln werden.

Die Wirtschaftlichkeit hängt indessen nicht allein von den Kosten pro Transaktion ab. Bei international tätigen Unternehmen können selbst kostengünstige nationale Verfahren sich allein dadurch als Kostentreiber erweisen, dass sie den einfachen Ansatz "any card at any terminal" durch unterschiedliche Anforderungen und Spezifikationen aushebeln. Weniger kann an dieser Stelle unter Umständen mehr sein. Der V-Pay-Test der Orlen Deutschland GmbH dürfte vor diesem Hintergrund von einer Reihe von Kartenakzeptanten mit Interesse beobachtet werden. Das Ende der Girocard ist damit aber sicher noch lange nicht eingeläutet. Red.

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