Blickpunkte

Debitkarte - Zahlungsmöglichkeiten genommen

Im November 2009 warnte der Hauptver band des deutschen Einzelhandels vor dem Bedeutungsverlust der ec-Karte. Diese Kritik ist nicht neu. Sie gewinnt aber mit der neuen Vielfalt im Debitgeschäft neue Aktualität. Die Zahl der Karten am Markt, die ohne internationales Akzeptanzlogo auskommen, wird sicher zunehmen, davon wird man wohl ausgehen dürfen.

Ob dahinter immer nur ein Abspecken der Funktionen aus Kostengründen steht, wie vom HDE vermutet, sei einmal dahingestellt. Dass dem Kunden bestehende Zahlungsmöglichkeiten genommen werden und er - ohne die Wahl zu haben - eine nur noch national beziehungsweise im EAPS-Netzwerk einsetzbare Karte erhält, dürfte wohl eher die Ausnahme sein. Schließlich besteht der Grundgedanke der neuen Segmentierung ja gerade darin, die internationale Einsetzbarkeit der Karte als Mehrwert künftig auch wirklich verkaufen, also bepreisen zu können. Dem Kunden gar nicht die Wahl zu lassen, widerspräche diesem Gedanken.

Allerdings sollte man nicht vergessen, dass es, und zwar nicht nur unter Senioren, auch ausgeprägte Karten -Skeptiker gibt, deren Fraktion durch die jüngsten Vorfälle nochmals gestärkt worden sein dürfte. Diese Kunden werden es als Ser vice empfinden, sich für eine Karte mit möglichst wenig Einsatzmöglichkeiten entscheiden zu können, um so das Missbrauchsrisiko weitestmöglich einzuschränken. Vielen von ihnen dürfte die Einsetzbarkeit bei der eigenen Bank beziehungsweise deren Geldautomaten-Verbundgruppe reichen. Das aber könnte der Handel gelassen betrachten: Solche Kunden zahlen ohnehin nicht per Karte, ganz gleich, welche Akzeptanzlogos ihr Stück Plastik trägt. Und solange Bares den Einzelhändlern am liebsten ist, bietet das wohl keinen Grund zur Klage.

Die vom HDE geäußerte Befürchtung geht denn auch eher dahin, dass die neuen Segmentierungsstrategien in Deutschland auch ausländische Banken dazu veranlassen, ihre Kunden nicht mehr mit Maestro- oder V-Pay-Karten auszustatten, wodurch den Händlern in Deutschland Umsätze entgehen könnten. Hier gilt aber wohl das Gleiche wie auch für die deutschen Emittenten: Diejenigen Kunden, die ihre Karte zumindest gelegentlich auch im Ausland einsetzen, werden wohl auch in Zukunft mit einer international funktionstüchtigen Karte ausgestattet sein, sei es nun gegen Aufpreis oder standardmäßig. Alles andere würde vom Kunden wohl kaum akzeptiert.

Wenn der Handel vor einem Bedeutungsverlust der ec -Karte warnt, gibt es freilich noch einen anderen Aspekt zu bedenken: Auch die Händler selbst tragen mit alternativen Systemen zu dieser Entwicklung bei. Wichtigstes Beispiel ist das Zahlen per Fingerabdruck, das in der Edeka -Gruppe schon vergleichsweise weit eingeführt ist und nun auch bei Rewe erprobt wird. Nach den jüngsten Problemen mit dem Girocard -System werden solche Projekte an Schwung eher noch gewinnen. Red.

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