Blickpunkte

Commerzbank - Ohne Karte

Rund 140000 der elf Millionen Commerz-bank-Kunden wurden von den vorübergehenden Serviceeinschränkungen im Zuge der technischen Integration im April besonders hart getroffen: Sie mussten - im Gegensatz zu der großen Mehrzahl der Kunden nicht nur auf Onlinebanking und Verfügungen am SB-Automaten verzichten. Sondern auch ihre Maestro-/Girocards waren während der Wartungsarbeiten am zweiten April-Wochenende sowie von Karfreitag bis Ostermontag nicht einsatzfähig. Als Erklärung gab die Bank lediglich "technische Gründe" an.

So günstig der Zeitpunkt für die vorüber gehende Abschaltung der Bankingfunktionen in anderer Hinsicht auch gewesen sein mag, für dieses gut eine Prozent der Commerzbank-Kunden war er denkbar ungünstig. Für diejenigen, die keine andere Karte im Portemonnaie hatten, war der Großeinkauf am Ostersamstag oder das Tanken beim Osterausflug nur per zuvor angelegter Bargeldreserve möglich.

Die Botschaft lautete also wieder einmal: "Bargeld lacht" - und zwar nicht nur für jene 140000 Kunden, sondern weit darüber hinaus. Kaum abzusehen, wie viele (davon gar nicht betroffene) Commerzbank-Kunden das Zahlen mit Karte im fraglichen Zeitraum gar nicht erst versuchten.

Und durch das Medienecho dürfte der Imageschaden für das Medium Karte noch sehr viel weitere Kreise gezogen haben. Denn auch Kartenskeptiker unter den Kunden anderer Banken verinnerlichen solche Nachrichten gerne und fühlen sich dadurch in ihrer eher bargeldorientierten Grundhaltung erneut bestätigt.

Die Botschaft "Karten sind ein verlässliches Zahlungsmittel", die die Kartenemittenten so mühsam zu vermitteln suchen, wird dadurch wieder einmal konterkariert. Die "technischen Gründe" haben also der gesamten Kartenbranche einen Bärendienst erwiesen. Red.

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